Armer Ritter auf Arabisch

Orientalischer Genussstreifzug durch die Emirate

Im Emirat Sharjah, dem ältesten Souk in der Vereinigten Emiraten ticken die Uhren noch beachtlich langsamer als im Turbo hektischen Dubai oder Abu Dhabi. In der alten, verwinkelten Soukanlage hat man noch Zeit, sich auf ein Plauderstündchen zu treffen. Wie uns so kann es auch ihnen passieren, dass man sie höflich in das kleine, urige Soukcafé auf einen arabischen Kaffee oder Tee einlädt. Dann lauscht man den angeregten Unterhaltungen der jüngeren und älteren Arabern, die im blütenweißen Dischdascha ganz gemütlich an ihrer Wasserpfeife (Schischa) ziehen oder am heißen Teeglas nippen. Weder Scheu noch Zurückhaltung ist zu spüren und wir fühlen uns wohl so ganz mittendrin.

Zum bitterwürzigen, arabischen Kaffee, aus ungebrannten, grünen Kaffeebohnen und den orientalischen Zutaten Kardamom, Muskat und Gewürznelken, bekommen wir köstlich süße, reife Datteln angeboten, die die Bitterstoffe im Kaffee nahezu eliminieren.

Gastfreundschaft ist auf der Arabischen Halbinsel schon immer groß geschrieben worden. Wie einst die Beduinen, die zwar keineswegs im Luxus lebten, aber ihre karge Alltagskost jederzeit mit Freunden und Fremden teilten. Noch heute folgt man den feststehenden Ritualen und Essgewohnheiten aus diesen Tagen.

Nach unserem ausgedehnten Bazarbesuch geht es auf der achtspurigen Schnellstraße ins Emirat Dubai, das eine gute Autostunde von Sharjah entfernt liegt. Als diametraler Gegensatz zu Sharjah präsentiert sich der Bazar in der Dubaier Altstadt an den Ufern des Flusses Creek als großangelegter Verkaufsmarathon. Menschenmassen schieben sich durch die engen Gassen und auf engstem Raum gibt es alles, was das Herz begehrt. Gold, Taschen, Stoffe oder Parfums in allen Formen und Ausführungen werden verkauft und gehandelt. Nur bei den Gewürzständen schalten die Händler einen Gang zurück. Denn sie müssen auch in ihren kleinen Geschäften stets nach dem Rechten schauen, um beispielsweise Zimtstangen oder das Inwerpulver genau abzuwiegen.

Im Hotel DoubleTree by Hilton Resort, Dubai – Jumeirah Beach, das zauberhaft ruhig am Meer liegt und mitten im nicht ganz stressfreien Dubai Strandidylle vermittelt, können wir uns vom Kaufstress erholen. Auch hier begrüßt man uns mit einer blitzenden, goldenen arabischen Kaffeekanne, die mithilfe ihres langen, gebogenen Schnabels portionsgenau Tässchen für Tässchen ausgießt. Wir plaudern und freuen uns über die angenehmen Temperaturen, die schon ein zwei Monate später auf die 40 Grad Marke hochgehen können. Dann werden die Vorspeisen (Mezze) aufgetragen.In Windeseile ist der Tisch reichlich gedeckt mit Schalen und Schälchen, köstlich gefüllt mit bunten kulinarischen Verführungen. Die Stars unter den Mezzegerichten sind der Brotsalat, Warak Jueb (gefüllte Weinblätter mit Reis und Hack) und Hummuscreme (Kichererbsenpüree). Taboule, Bulgur mit Petersilie und Zitrone, Muttabbal (Auberginenmus). Bei der angenehmen Meeresbrise lassen sich die Köstlichkeiten in vollen Zügen genießen. Unser Getränk ist einheitlich in der ganzen Runde ein frisch, herber Zitronen-Pfefferminzmix.

Ein Schellfisch in Tomatensoße und gegrillten Fleischspieße mit gebratenem Basmatireis und Pinienkernen werden als zweiter Gang serviert. Raffiniert gewürzt mit Zimt und Muskat schmeckt gerade das Fischgericht ungewohnt, aber lecker.

Ein Keramikschälchen mit überbackenem Brot in süßer Zimtmilch, ähnlich unserer Süßspeise Arme Ritter, beschließt das Menü. Noch ein kleiner Trip hinaus auf den Steg und der nächste Programmpunkt auf unserer Reise durch die Arabischen Emirate steht schon an.

Über den Autor*Innen

Jörg Bornmann

Als ich im April 2006 mit Wanderfreak an den Start ging, dachte noch keiner an Blogs. Viele schüttelten nur ungläubig den Kopf, als ich Ihnen von meinem Traum erzählte ein reines Online-Wandermagazin auf den Markt zu bringen, welches eine hohe journalistische Qualität aufweisen kann, eine Qualität, die man bisher nur im Printbereich kannte. Mir war dabei bewusst, dass ich Reisejournalisten und Spezialisten finden musste, die an meine Idee glaubten und ich fand sie.