Mit der Langsamkeit der Wellen nach Holland und Flandern fahren

Ein außergewöhnliches Hotel in Amsterdam - (c) Gabi Dräger

Mit der Langsamkeit eines Flusskreuzfahrtschiffes auf dem Rhein von Köln nach Holland und Flandern schippern und dabei Hoorn, Amsterdam, Rotterdam, Gent, Brügge, Antwerpen und Nijmegen entdecken.

„Follow my Heart“ ertönt das Lied aus dem Lautsprecher, das von Nancy Leach gesungen wird. Dieser Auslaufsong wurde extra für die A-Rosa Flusskreuzfahrtschiff komponiert. Die A-Rosa „Aqua“ verlässt den Liegeplatz Köln-Deutz. Vom Sonnendeck hat man einen guten Überblick auf Köln mit seinem Dom, der langsam vorbeizieht.

Hans Honscheid, der für die Informationen während der Fahrt auf dem Flusskreuzfahrtschiff zuständig ist, informiert über die mehr als 2.000 Jahre alte Stadt Köln, die 300 Jahre von den Römern bewohnt wurde. Der Kölner Dom wurde nach 600 Jahren Bauzeit 1870 fertiggestellt, der Kirchturm ist 157 Meter hoch. Unter acht Brücken geht die Fahrt. Die Besonderheit in Köln ein „Halver Hahn“ ist ein halbes Roggenbrötchen mit Käse. Dazu gehört unbedingt ein „Kölsch“ – ein Bier ohne Kohlensäure –das in sehr kleinen Gläsern serviert wird.

Sicherheitsübung an Bord
Die Ankunft am Bahnhof in Köln war gut organisiert. Ein Mann mit einem A-Rosa Schild hat den Teilnehmern den Weg zum Bus gewiesen. Nach dem Einchecken auf dem Schiff stand dann das Gepäck schon vor der Kabinentür. An Bord gibt es als erstes eine Sicherheitseinweisung über Fluchtwege und Rettungswesten. Der Cruise Manager Michael Frahm erklärt, dass Handdesinfektion das oberste Gebot ist, wenn man die „Aqua“ betritt. Danach spendiert Kapitän Rene Klöfers einen Wellcome-Drink und Hans Honscheid sorgt als DJ für musikalische Unterhaltung. Der Dresscode an Bord ist lässig, aber wer möchte kann sich stylen. Frachtschiffe ziehen auf dem Rhein auf der Fahrt nach Mülheim vorbei. Die Werke von Ford und Bayer Leverkusen tauchen am Ufer auf. Dann zieht das Schiff am hellerleuchteten Düsseldorf vorbereitet. Der 247 Meter hohe Rheinturm, die Rheinterrassen mit der „längsten Theke der Welt“, zeichnen sich in der Dunkelheit ab. Dann ruft das Büffet zum Abendessen, für das Peter Szuda, der Chefkoch aus Ungarn verantwortlich ist. Bei dem großen Angebot findet jeder etwas was ihm schmeckt. Es gibt immer zwei Vorspeisen und verschiedene Salate. Fleisch, Fisch oder eine vegetarische Variante wird als Hauptgang angeboten. Anschließend verführt das Nachtischangebot und die große Käseauswahl. Im Speisesaal gibt es einen großen Tisch für Singles oder Gäste, die sich gerne unterhalten wollen. Nach dem Lichtermeer von Duisburg, dem größten Binnenhafen Europas, geht die Fahrt an den gigantischen Stahlwerken von Thyssen vorbei.

2. Tag Hoorn – eine holländische Puppenstube
Über Nacht wird die niederländische Grenze überfahren. Die Natur hat die Hauptrolle am Ufer übernommen. Morgennebel steigt vom Rhein auf. Ein Fahrradfahrer begleitet die „Aqua“ an Land im gleichen Tempo in dem das Schiff fährt. Flussabwärts fährt das Schiff etwa 20 Stundenkilometer. An einer Insel mit einem alten Leuchtturm, der wie eine Kirche aussieht, zieht das Schiff im Markermeer vorbei. Die Insel ist keine Insel mehr, da sie mit einem Damm mit dem Festland verbunden ist. Dann wird das Schiff ins Ijsselmeer geschleust. Gegen Mittag taucht das kleine Hafenstädtchen Hoorn in einer Bucht, in der viele Segelboote unterwegs sind, auf. Hoorn ist eine sehr gemütliche Stadt mit vielen traditionellen Giebelhäusern aus dem 17. Jahrhundert. Das Rathaus ist von 1402 war früher ein Kloster.  Das Café „S’ Oude Waegh“, das zu einer Pause einlädt, erinnert an die Käsewaage, die mal auf dem Marktplatz stand. Im Hafen liegt ein Schiff, das der Arche Noah nachgebaut wurde, sie sieht allerdings sehr klein aus. Auf der A-Rosa ist Hans Honscheid aus Köln für das Entertainment und die Informationen zuständig. Er ist Musiklehrer und hat schon in verschiedenen Bands gespielt und auch schon in der Band von Udo Lindenberg. Seit vierzehn Jahren arbeitet er für A-Rosa. Er hat inzwischen alle Reiseziele von A-Rosa kennengelernt. Eine Stunde vor Mitternacht geht die Fahrt weiter. Es ist angenehm bei dem sanften Wellengang im Bett zu liegen, aus dem Fenster zu sehen und beleuchtete Orte zu beobachten.

3. Tag – Amsterdam – Stadt der Fahrräder
Um fünf Uhr morgens läuft das Schiff in Amsterdam ein. Die Anlegestelle ist in der Nähe des Central Bahnhofs. Wer das Gemälde Rembrandts „Nachtwache“ im Rijksmuseum und die Grachten in Amsterdam schon kennt, für den gibt es als Alternative eine Fahrradtour in den Norden. Am Bahnhof kann man Fahrräder ausleihen und mit der kostenlosen Fähre geht es nach Amsterdam Noord, das absolut im Trend liegt. Nach ein paar Metern beeindruckt das moderne Film-Museum „Eye“. Das Museum ist einer der wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Amsterdam. Es hat eine permanente Ausstellung über die Geschichte des Kinos. Es gibt auch verschiedene Wechselausstellungen und vier Kinosäle, in denen klassische Filme gezeigt werden. Auf der Museumsterrasse in der Sonne, gibt es zum Espresso „Madeleines“, das sind muschelförmige Kekse, die hervorragend schmecken. Eine Schaukel die am Rand der Aussichtsplattform des einstigen Shell-Turms angebracht ist, zieht die Blick auf sich. Sie ist vor allem ein Traumziel für die Kinder, die in der Nähe wohnen und sehnsüchtig nach oben sehen. Kräftig in die Pedale treten und schon ist man nach einem Park in einer dörflichen Umgebung mit kleinen farbigen niederländischen Häuschen, in denen früher die Hafenarbeiter wohnten. Dann führt die Tour zu dem ehemaligen „Werftgelände NDSM“, dort sind MTV und Greenpeace eingezogen. In den großen Hallen wurden Kuben aufgestellt, die von Start-up Firmen und Künstlern genutzt werden. Überall gibt es Ausstellungen und Graffitikunst, das alte Werftgelände wird zum Spielplatz für Künstler und Kreative. In einem Kubus gibt es eine kostenlose Barbie-Peepshow. Man sieht durch die kleine Glasscheibe und sieht nackte Barby-Puppen. Das trendige Restaurant „Pllek“ am Wasser ist mit Sandstrand, gepolsterte Liegeflächen, Liegestühle, Tischen und Stühlen im Freien ausgestattet. Innen im stylischen Restaurant gibt es eine lange Bar und auf der Galerie werden wechselnde Ausstellung gezeigt. Die Speisekarte, wie soll es am Wasser auch anders sein, ist fischlastig. Es gibt auch Fleisch, Burger, Sandwiches, Kuchen und Frühstück. Nebenan ist wohl das abgefahrenste Hotel der Welt, das Hotel „Crane Hotel Faralda Amsterdam“, das Hotel im Kran. Es gibt nur drei Suiten in einer Höhe zwischen 35 und 50 Meter und einen Whirl-Pool in 50 Meter Höhe. Eine Nacht kostet allerdings über 400 Euro. Kurz vor Mitternacht geht die Fahrt der A-Rosa weiter.

4. Tag Rotterdam
Um acht Uhr morgens ist die Ankunft in Rotterdam, dem größten Seehafen in Europa und dem dritt größte Seehafen der Welt. Das Schiff hat neben der 650 Meter langen Williamsbrücke angelegt. Mit Marcel, einem Stadtführer geht es zur Besichtigung am ersten Hochhaus der Stadt, dem Westermeyerhaus mit Jugendstil- Elementen, vorbei. Dann tauchen ausgefallene gelbe Kubushäuser auf. Der Architekt und Sozialist Piet Bloom hat Sozialbauten für Arbeiter entworfen. doch den Arbeitern haben die Wohnungen nicht gefallen. Statt der Arbeiter zogen Künstler in die Kubushäuser ein. Heute gibt es 51 Kubushäuser, eigentlich waren damals über 100 geplant. Piet Bloom hat beim Marihuana rauchen die Idee zu dem ausgefallenen Design erhalten. Der Bleichturm gleich nebenan sieht wie ein Bleistift aus. An der modernen Stadtbücherei mit gelben Belüftungsrohre geht es vorbei zum Wochenmarkt. Hier sind die Preise niedriger als in der dahinterliegenden großen Markthalle. Diese wurde 2014 von Königin Maxima eingeweiht. Das Angebot ist edel, luxuriös und teuer. Die Decke der Markthalle ist spektakulär. Sie besteht aus einem Glasmosaik aus 4000 farbigen Scherben, die Insekten, Früchte und Gemüse darstellen.

Shopping
Der ausgefallenste Fast-Food Pavillon, der den Design Price erhalten hat, ist der goldene McDonald Cubus vor der alten Post. Gegenüber liegt das Luxuskaufhaus „De Buenkorf“. Die holländischen Kaufleute waren die reichsten Leute in Europa, auch reicher als der Adel. Das Grab von Kaiser Maximilian in Innsbruck wurde von reichen holländischen Kaufleuten in Innsbruck finanziert.

Hafenrundfahrt in Rotterdam
Am frühen Nachmittag, fährt die „Aqua“ Richtung Nordsee weiter. Das ist quasi eine Hafenrundfahrt, die mit der Erasmus Brücke beginnt. Die Brücke wird von den Rotterdamern nur als „Weißer Schwan“ betitelt, da der Brückenpfeiler elegant wie ein Schwanenhals geschwungen ist. Sie ist wohl die teuerste Brücke der Welt. Etwas weiter sticht die moderne Architektur von Rem Koolhaas ins Auge. Etwas weiter taucht zwischen den modernen Hochhäusern das kleine historische „Hotel New York“ auf. Hier haben früher die reichen Leute, die nach Amerika gefahren sind, eingecheckt.

Vom Muschelhandel zum Erdöl
Raffinerien säumen die Uferseiten. Shell hat die größten Raffinerieanlagen, sie sind mehrere Kilometer lang hinziehen. Mit Muschelhandel hat Shell angefangen, anschließend kam Öl für Lampen dazu und später Erdöl. Heute ist Shell eine der größten Erdölraffinerien der Welt. Im 40 Kilometer langen Hafen von Rotterdam liegen große Containerschiff, die mit bis zu19.000 Container laden werden können. Manche Containerschiffe sind bis zu 400 Meter lang und haben einen Tiefgang von 36 Metern. Vor der Nordsee biegt die „Aqua“ backbord in einen Kanal Richtung Belgien ab.

Matjes und Genever
Es war windig auf dem Sonnendeck der „Aqua“, so ist ein Besuch in der Sauna perfekt. Auf den Liegen vor der Panoramascheibe im Ruheraum hat man einen 180 Grad Blick auf die Fahrtrichtung. Ein Whirlpool im Freien lädt auch zum Entspannen ein, außerdem gibt es noch einen Fitness-, Massage- und Kosmetikbereich. Stretching und Yoga werden morgens angeboten. Am Abend spendiert der Kapitän Matjes und Genever, einen holländischen Wacholderschnaps. Hans Honscheid spielt dazu ein paar alte Seemannslieder auf dem Schifferklavier.

5. Tag Gent mit goldenem Drachen
Schon um sieben Uhr legt die „Aqua“ in Gent in Belgien an. Ein Shuttle bringt die Kreuzfahrer in das kleine, historische Städtchen Gent. Das 12. Jahrhundert war die Blütezeit der Stadt. Der Handel und das Weben von Tuch aus Wolle machte Gent reich. Tuch wurde gewebt, die Wolle dafür wurde in England eingekauft. Im 11. Jahrhundert wurde Gent zu einer Metropole der Textilproduktion und zu einer wirtschaftlichen Macht. Der monumentale Turm von 1462 der Kathedrale St. Bavo überragt die Stadt. Dieser wundervolle, meist gotische Bau inmitten von Gent ist ein architektonischer Edelstein. 500 Jahre hat der Bau der Kirche gedauert. In der Kirche befindet sich die „Anbetung des mystischen Lamms“ – ein Flügelaltar, der als Meisterwerk von Jan van Eyck gilt und eines der größten Kunstwerke Belgiens ist. Der Belfried Turm in Gent ist 95 Meter hoch, auf dessen Turmspitze der goldene „Drache von Gent“ sitzt.

Die Wasserburg
Die mächtige Wasserburg Grafenstein mit ihren dicken Mauern ist die Burg der Grafen von Flandern. Ab dem 14. Jahrhundert war die Burg ein Gefängnis, später wurde eine Baumwollspinnerei untergebracht. Heute kann man bei einer Besichtigung den Kerker, das Waffenmuseum und die Folterkammer mit furchterregenden Folterwerkzeugen besichtigen. Bevor es wieder zum Schiff geht, gibt es noch eine Pause nach der Gent-Erkundung. Die Alte Post ist heute ein Café und Restaurant und gerade richtig für einen Cappuccino in dem historischen Gebäude. Wer nicht zu Fuß Gent erkunden möchte, der kann die Stadt auch ganz bequem mit kleinen Boot erkunden.

Brügge – das Venedig des Nordens
Nach einer kurzen Mittagspause auf dem Schiff geht es mit dem Bus etwa eine Stunde nach Brügge, der schönen alten Stadt. Die schmalen Gassen sind so breit, dass ein Pferd durchgehen kann. Durch die breiten Straßen konnte gerade eine Kutsche durchfahren. Schön sind die für Flandern so typischen Treppengiebel. In den Gassen riecht es oft nach Schokolade oder Waffeln. Es ist schwer diesem Duft zu widerstehen. Brügge hat mehr als 60 Schokoladengeschäfte. Die Belgier behaupten, dass die die Praline in Brüssel erfunden wurde. Jean Neuhaus aus der Schweiz, ließ sich 1857 in Brüssel nieder und eröffnete eine Apotheke, in der er Schokoladentafeln herstellte und verkaufte. Er behauptete das dunkle Schokolade gut ist für die Gesundheit und Stimmung. 20 bis 30 Gramm sollte man am Tag essen. Sein Sohn Frédéric, war ein ausgebildeter Konditor und wandelte die Apotheke 1895 in die „Confiserie et Chocolaterie Neuhaus-Perrin“ um. Nach Frédérics Tod übernahm 1912 Jean, der Enkel des Gründers, das Geschäft. Er erfand die Praline, so wir sie heute kennen. Belgien ist auch für seine Biere bekannt. In Belgien gibt es über 1000 verschiedene Biersorten. In Brügge sollte man unbedingt „De Halve Maan“ – Der halbe Mond trinken, das ist ein Bier, dass schon seit Jahrhunderten in Brügge gebraut wird.

Geschichte Brügge
Im Spätmittelalter gehörte Brügge mit seiner Textilindustrie, und dem Handel über einen Kanal zur Nordsee, zu den reichsten Städten in Europa. Gehandelt wurde Wolle aus England für die Tuchproduktion, Gewürze, Brokat, Eisenerz, Kupfer, Pelze, Hölzer, Lammfelle, Wein, Getreide und Gobelins. Am Alter Börsenplatz befanden sich Handelsniederlassungen sowie das 1246 erbaute Haus der Kaufmannsfamilie „Van der Beurze“, der ersten Börse der Welt. Die Brügger Bürger schreckten nicht davor zurück, Maximilian, der ab 1486 auch römisch-deutscher König war, für vier Monate 1488 zu inhaftieren, weil er neue Steuern einführen wollte. Als Ende des 15. Jahrhunderts der Zwin, der Seearm zur Nordsse versandete wurde Brügge für Jahrhunderte eine arme Stadt. Die Männer waren arbeitslos und die Frauen hatten angefangen zu Klöppeln. Belgien ist noch heute für seine Spitzen bekannt. Nach 1830 wurde Flandern und damit Brügge ein Teil des neuen Königreichs Belgien. Erst der Tourismus im 19. Jahrhundert brachte die Wende. Engländer kamen um die Schlachtfelder von Waterloo zu sehen auf denen Wellington Napoleon geschlagen hatte. Mit dem neuen Seehafen Zeebrügge konnte Brügge wieder am Seehandel teilnehmen.

Die Brügger Madonna und Blut Christi Reliquie
In Brügge sieht man an den mittelalterlichen Gebäuden wie unermesslich reich die Stadt damals durch den Handel wurde.
Reiche und fromme Brügger Kaufleute haben die „Brügger Madonna“ ein Frühwerk von Michelangelo gekauft, die heute in der Liebfrauenkirche steht. Die Kirche mit ihrem 122 Meter hohen Turms wurde aus Backsteinen gebaut. Naturstein gab es in Belgien nicht, der musste teuer eingekauft werden. Backsteine werden aus Ton gebrannt und sie sind auch heute noch ein beliebtes Baumaterial. In der Heilig-Blut-Basilika, dem ältesten Gebäude der Stadt, wird das Blut Christi in einer Ampulle aufbewahrt.  Die Reliquie wird seit 1291 immer zu Christi Himmelfahrt während der Heilig-Blut-Prozession durch die Stadt getragen. Der aus Brügge stammende Graf und Kreuzritter Dietrich von Elsass soll die Reliquie für tapfere Taten während des Zweiten Kreuzzuges in Jerusalem erhalten haben. An die Heilig-Blut-Basilika schließt unmittelbar das Rathaus an. Es ist ein eleganter Bau mit filigranen gotischen Ornamenten, der zwischen 1370 und 1420 entstanden ist. Das Rathaus ist eines der ältesten und schönsten in Belgien. Der mittelalterliche Stadtkern wurde im Jahr 2000 von der UNESCO als Weltkulturerbe aufgenommen.

Belfried und Beginenhof
Der achteckige und Brügger Belfried aus dem 13. Jahrhundert am Marktplatz ist 83 Meter hoch und diente zur Brandwache. Kein Neubau darf bis heute höher gebaut werden als der Belfried. Nach der Stadtführung gab es noch Zeit zur freien Verfügung, die zum Schokoladeneinkauf genutzt wird. Der Treffpunkt zurück zum Bus war wieder der Belfried, von hier ging es zu Fuß zurück zum Bus. Einen Stopp gab es noch. Mit seinen weißen Giebelhäuschen und verträumten Gärten war der Beginenhof 1245 Zufluchtsort für unverheiratete Frauen und Witwen, die damals in der Gesellschaft keinen guten Stand hatten. Die Regeln der Beginen waren nicht so streng wie die in den Klöstern. Die Beginen verzichteten auf das Gelöbnis und konnten jederzeit den Hof verlassen und in ein weltliches Leben zurückkehren. Heute wohnen im Beginenhof Benediktinerinnen.

Mit dem Bus geht es von Brügge etwa eine Stunde nach Terneuzen, das wieder in Holland liegt. Die A-Rosa wartet vor der Schleuse auf die Brügge-Ausflügler. Am Abend passiert die „Aqua“ Westerschelde. Nach dem Abendessen gibt es in der Lounge noch eine gute Show mit Zaubertricks und akrobatischen Kunststücken von belgischen Künstlern. Nach dem Abendessen kommt Michal Frahm in die Lounge und erzählt seinen Werdegang. Er ist Cruisemanager und arbeitet seit 2011 für A-Rosa. Er hat schon vorher bei anderen Reedereien Erfahrungen gesammelt. Nach einer Koch- und Restaurantausbildung hat er sich vom Stuart zum Zahlmeister, Hotelmanager und Cruisemanager hochgearbeitet. Seine A-Rosa-Lieblingstour ist die Route nach Basel und die Moseltour liebt er besonders im Herbst, wenn sich die Weinblätter verfärben.

6. Tag Antwerpen – Stadt der Diamanten
Antwerpen ist Zentrum des internationalen Diamantenhandels. Rohdiamanten werden eingekauft, dann zum Schleifen nach Indien und wieder zurück nach Antwerpen zum Verkauf gebracht. In Antwerpen wird die Hälfte des Diamantenhandels der Welt abgewickelt.

Das prächtige Rubenshaus und die Flaniermeile
Das Rubenshaus ist kein einfaches Haus, sondern ein Stadtpalais, das wie ein prachtvolles Schloss aussieht. Er war der erste flämische Künstler der zu Lebzeiten in ganz Europa bekannt und sehr gut im Geschäft war. Sein Haus, in dem er 30 Jahre lebte, hat er selbst entworfen. Sein Gemälde „Adam und Eva“ und der „Sündenfall“ die im Rubenshaus ausgestellt sind, sind 1600 zu Beginn seiner Malerei entstanden. Das bekannteste Bild in der Ausstellung ist sein Selbstbildnis. Erfolg hatte er jedoch mit seinen üppigen Frauengestalten. Durch die Fußgängerzone, der Flaniermeile „Meir“ mit vielen Geschäften, geht es zum Hauptbahnhof von Antwerpen. Die Bahnhofshalle ist ein architektonisches Meiserstück und wirkt eher wie eine Kirche mit seinen Treppenaufgängen, Säulen und der Marmor- und Golddekoration. Eine hohe und reich verzierte Kuppel überwölbt das 1905 fertiggestellte Gebäude.

Zunft- und Gildehäuser zeugen vom Reichtum
Am „Grote Markt“ protzen die Zunft- und Gildehäuser aus dem 16. und 17. Jahrhundert mit vergoldeten Figuren und Giebelspitzen. Der Platz spiegelt glanzvoll den Reichturm der Hafenstadt an der Schelde wider. Das Rathaus könnte nicht prächtiger sein, es ist so groß, dass es eine ganze Marktseite einnimmt.

Immer wieder Rubens und Fluchtburg
Die Liebfrauenkathedrale hat den höchsten Kirchturm Belgiens mit 123 Meter. Der Bau der Kathedrale wurde 1352 begonnen. Die Kirche ist 117 Meter lang und 65 Meter breit. Das Altarbild und drei weiter Bilder sind von Peter Paul Rubens. Sie sind die Hauptattraktionen in der Kirche. Die aus Holz geschnitzte Kanzel aus dem 18. Jahrhundert ist bemerkenswert. Der Steen ist die Fluchtburg, sie sieht mit ihren hohen Mauern, Rundtürmen, Zinnen und der Fallbrücke wie eine Burg aus dem Märchenbuch aus. Sie war lange Gefängnis, Folterkammer und Gericht.

Der Tipp in Antwerpen, der dazu auch noch kostenlos ist, ist der Besuch des modernen „Museums aan de Stroom“ von 2011, das nur kurz MAS genannt wird. Das Haus beherbergt eine ethnografische und eine völkerkundliche Sammlung. Per Rolltreppe geht es zehn Etagen nach oben zu einem gigantischen Rundblick auf Antwerpen. Die Architektur ist beeindruckend mit gewellten Glasflächen und dem roten Sandstein. Von der Terrasse hat man einen fantastischen Rundblick über den Hafen und auf Antwerpen.

Hafenverwaltung mit Diamant
Zurück kann man auf dem Sonnendeck der A-Rosa die Nachmittagssonne genießen. Das ist wohl die spektakulärste Ausfahrt der ganzen Tour aus dem Hafen von Antwerpen. Über dem Dach des historischen Hafenverwaltungsgebäudes schwebt geradezu der moderne Neubau aus Stahl und Glas in der Form eines Diamanten, dem Wahrzeichen der Stadt. Die Architektin Zaha Hadid hat das futuristische Bauwerk entworfen.

Vor einer Zugbrücke muss die „Aqua“ ein bisschen warten bis der Brückenmeister die Brücke für die Durchfahrt öffnet. Er winkt den Passagieren auf der „Aqua“ noch hinterher. Dann geht die Fahrt an vielen Trockendocks entlang.

7. Tag Nijmegen
Neun Uhr morgens Ankunft in Nijmegen an der Waal wieder in den Niederlanden. Vom Hafen sind es nur ein paar Schritte in die Stadt Nijmegen, die auf sieben Hügel gebaut wurde. Die Stevenskirk von 1250 überragt den Ort. Auf dem Marktplatz dominiert das Rathaus aus dem 16. Jahrhundert, das nach dem Krieg wiederaufgebaut wurde. Nijmegen ist die älteste Stadt der Niederlande. Schon die Römer hatten hier ein Militärlager, Karl der Große und auch Barbarossa haben hier ihre Spuren hinterlassen. Der ganze Stadtkern besteht aus verkehrsberuhigten Einkaufsstraßen mit vielen Geschäften und Straßencafés. Ganz beeindruckend sind die Geschäfte in denen Lakritze oder „Dropies“, wie die Niederländer sagen, verkauft werden. Lakritze gibt es in allen Formen und Farben und sogar mit Salzgeschmack. Das Angebot ist überwältigend, hier muss man zugreifen.

Am frühen Nachmittag geht es weiter. Am Abend gibt es noch eine nautische Fragestunde. Der Kapitän Rene Klöfers aus Oldenburg stellt sich vor. Schon sein Großvater und Vater fuhren zur See. Nach drei Jahren hat er die Ausbildung zum Matrosen abgeschlossen. Nach zwei Jahren als Matrose auf einem Flussschiff hat er das Patent für den Rhein gemacht. Er ist seit 2014 bei A-Rosa und hat sich ersten Kapitän hochgearbeitet. Seine Lieblingsroute, ist die nach Amsterdam.

Auf der „Aqua“ lernt eine junge Frau, Tori-Medina Schultz, den Beruf der Matrosin. Sie ist im zweiten Lehrjahr und ein ausgesprochenes Energiebündel mit einer blonden Rastafrisur.

Von 110 zukünftigen Matrosen in ihrem Lehrjahr sind nur sieben weiblich. Sie kommt aus Duisburg, nach einem Umzug nach Hamburg hat sie ihre Liebe zur Seefahrt entdeckt. Zu ihrer Arbeit gehört die Mithilfe beim Anlegen und Ablegen, die Kontrolle der Seile in den Schleusen, aber auch das Anstreichen und Reinigen des Schiffs. Das Schönste für sie ist aber, die „Aqua“ unter der Aufsicht des Kapitäns zu fahren.

Am achten Tag der Reise trifft die „Aqua“ morgens um sechs Uhr wieder in Köln ein. Genau 1169 Kilometer hat sie mit einer entspannten Langsamkeit durch Belgien, Niederlande und Deutschland zurückgelegt.

Kontakt
Niederländische Tourismus www.holland.com
Flandern Tourismus www.visitflanders.com/de/
A-Rosa, Loggerweg 5, 18055 Rostock, Tel.: 0381-202 6001, www.a-rosa.de
A-Rosa hat 11 Schiffe. Die „Aqua“ ist von 2009. Sie hat eine Länge von 135 Meter 11,40 Meter Breite und einen Tiefgang je nach Ladung von 1,70 bis 2,00 Meter und Platz für 202 Gäste. 45 Crew. 20 bis 22 Stundenkilometer flussabwärts, etwa 10 Kilometer stromaufwärts.
Hoorn www.holland.com
Amsterdam  www.iamsterdam.com
Restaurant „Pllek“ Amsterdam Nord www.pllek.com
Crane Hotel Faralda Amsterdam www.faralda.com
Rotterdam www.cityguiderotterdam.com/de, www.rotterdam.info
Gent www.visit.gent.be/de
Brügge www.visitbruges.be/de
Antwerpen www.visitantwerpen.be
Nijmegen www.regionarnheimnimwegen.de, www.deutsch.nijmegen.nl
Köln www.koelntourismus.de

Erasmus von Rotterdam
Erasmus von Rotterdam war ein niederländischer Gelehrter des Renaissance-Humanismus. Er war Theologe, Priester, Augustiner-Chorherr, Philologe und schreib etwa 150 Bücher und verfasste außerdem 2000 Briefe. Er wurde als uneheliches Kind im 15. Jahrhundert in Rotterdam als Sohn eines Priesters und seiner Haushälterin geboren. Seine Eltern sind früh an der Pest gestorben. Er ging in eine Klosterschule und sprach im Alter von 15 Jahren schon sieben Sprachen. Der Abt in der Klosterschule hat Erasmus hinausgeworfen, da Erasmus immer das Latein des Abts korrigiert hatte. Dann begann Erasmus zu reisen und reiste bis zu seinem Lebensende. Als kritischer Denker zählte Erasmus zu den Wegbereitern der europäischen Aufklärung und wurde von Spinoza, Rousseau, Voltaire, Kant, Goethe, Schopenhauer und Nietzsche geachtet. Man nannte ihn „den Fürsten der Humanisten“. Er korrespondierte mit fast allen Herrschern und Päpsten seiner Zeit. Er starb mit etwa 60 Jahren in Basel. Er war ein Selbstpromoter. Auf Reisen hat er kleine Stiche von sich selbst verteilt. Große Stiche und Bronzeplaketten sowie Silbertaler mit seinem Portrait hat er an Fürsten vergeben. „Ich geh keinem aus dem Weg“. Kaiser Karl hat ihn nach Prag eingeladen. Er hat ihm eine Goldmünze mit seinem Portrait geschenkt. Es war eigentliche eine Kränkung doch der Kaiser fand es lustig und hat Erasmus viel Gold geschenkt.

Hans Memling
Hans Memling ist ein deutscher Maler aus Seligenstadt in Hessen. Er zieht nach Brügge heiratete und wurde als „Duytscher Hans“ der berühmteste Maler der Stadt und gehörte in seiner Zeit zu den hundert reichsten Bürgern von Brügge.

Über den Autor*Innen

Gabi Dräger

Wo findet man Gabriele Dräger in den Bergen? Natürlich in einer Alm bei einer Brotzeit., denn Almen mit guter Küche ziehen sie magisch an. Gipfel nimmt sie auch hin und wieder mit. So hat sie einige 5.000er beim Trekking in Süd Amerika und Nepal, bestiegen. Ihre Hochleistung war der Kilimandscharo mit 5.895 Meter. Kultur und Brauchtum faszinieren sie genauso, wie Städte und Kunstausstellungen. Obwohl sie gerne in urigen Berghütten übernachtet ist sie dem Luxus von guten Hotels nicht abgeneigt.