Trient, eine Stadt im Herzen der Dolomiten

Wein, Speck, Kaminwurzen, Aperol, Espresso und eine tausendjährige Geschichte - (c) Jörg Bornmann

Nicht nur der Dom, das Kastell, die Renaissance Fassaden, die Stadtmauer, Arkaden, Innenhöfe und kleine Gassen bestimmen neben den Dolomiten das Stadtbild von Trient. Trient ist die Hauptstadt des Trentinos und liegt im Herzen der Dolomiten. In deutsch heißt sie Trient und in italienisch Trento. In der Altstadt spürt man keine Hektik, sondern italienische Lebensqualität gibt den Ton an. Die Köstlichkeiten der vielen Trattorien, Cafés, Bäckereien und Feinkostläden verführen zum Probieren. An jeder Ecke kann man einen starken Espresso für nur einen Euro trinken, um wieder Energien zu tanken.

Schaumwein, Aperol-Spritz, „Priesterwürger“ und Risotto

Im Palazzo Roccabruna aus dem 16. Jahrhundert, der Zeit des Konzils, werden Produkte der Region wie Weine, Grappa, Olivenöl, Käse, Speck und Würste von der Handelskammer Trients angeboten. Büsten römischer Kaiser schmücken den Durchgang zum versteckten Innenhof, in dem man den Schaumwein oder Sekt, „Trento Doc“, die Flaschengärung probieren kann. Die soll, so sagen die Trentiner, sogar perfekter sein als der Champagner aus Frankreich. Im La Casa del Cioccolate in der Via Belenzani gibt es Kuchen zum Niederknien und selbstgemachtes Konfekt. Überall in Trient wird man verführt, in der Cremeria gibt es ganz italienisch einen Espresso im Stehen. Man steht an der Bar zwischen den Einheimischen, denn im Stehen kostet der Espresso weniger, als am Tisch. Wenn am Nachmittag in der Fußgängerzone auf den Tischen der vielen kleinen Bars und Cafés Gläser mit einer zinnoberroten Flüssigkeit gefüllt stehen, dann ist Aperolspritz-Zeit. Pizza und Pasta gibt es sowieso. Köstlichkeiten der italienischen Küche sind neben Risotto und Knödel die „Strangolapreti“, die “Priesterwürger”, die soll es auch schon während der Zeit des Konzils gegeben haben. Trentino gehörte lange Zeit zur der österreichisch-ungarischen k.u.k.-Monarchie und das spiegelt sich heute in der Küche wieder. Da gibt es Gulasch, Knödel und Sauerkraut, und Mehlspeisen wie Kaiserschmarrn, Marillenknödel und Apfelstrudel. Auch die Almwirtschaft in den Dolomiten prägt die Speisekarte. Es gibt viele Sorten geräucherter Wurst- und Fleischwaren und natürlich den berühmten Speck „dell'Alto Adige“, den Bauernspeck, der köstlich zur Brotzeit schmeckt. Im Trentino wird „italienischer" gekocht. Die Polenta, gekochter Maisgrieß, gehört zur Alltagsküche. Zu den Spezialitäten aus dem Trentino zählen das gefüllte Huhn, das mit Nüssen, Pinienkernen, mit in Milch eingelegtem Brot, Leber und Eier gefüllt wird. Als Beilage wird Reis mit verschiedenen Soßen und Fruchtsenfsorten wie Mandarinensenf serviert. Und zum Abschluss gehört natürlich ein Grappa.

Der Renaissance auf der Spur

Am besten lernt man Trient bei einer Stadtführung kennen. Der Palazzo Fugger-Galasso ist aus dem 17. Jahrhundert. An der Außenfassade sieht man die Lilie der Fugger, der Kaufmannsfamilie aus Augsburg, die Kaisern, Päpsten und Bischöfen oft Geld geliehen hatte. Er wird der Teufelspalast genannt, weil er mit Hilfe des Teufels in nur einer Nacht erbaut worden sein soll. Georg Fugger, Bankier aus Augsburg, sei die Heirat mit einem schönen jungen Mädchen unter der Bedingung gewährt worden, dass er als Hochzeitsgeschenk ihr bis zum nächsten Tag einen würdigen Palazzo bauen würde. Das geht ja nicht mit rechten Dingen zu, da musste der Teufel seine Hand im Spiel gehabt haben. Die Via Belenzani ist die Prachtstraße der Renaissance, hier beeindrucken die Paläste, die mit Fresken reich verziert sind. Gegenüber im Rathaus-Innenhof steht die original Neptun-Skulptur. Von der Via Belenzani erreicht man durch einen versteckten Torbogen die schmale Gasse Vicolo Colico, die direkt zur Kirche Santa Maria Maggiore führt. Sie wurde 1520 vom Bischof Clesius im Renaissancestil in Auftrag gegeben, hier fanden auch Sitzungen des Konzils statt. Der Innenraum der Kirche ist ein dunkles Tonnengewölbe, das statt eines Querschiffs an der Seite Kapellen mit Marmoraltären hat. Der Glockenturm ist mit 53 Metern der höchste in der Stadt.

Der Domplatz mit der Kathedrale San Vigilio mit dem Neptunbrunnen ist der schönste Platz Italiens

Die Piazza Duomo mit ihrem Dom San Vigilio, der Palazzo Pretorio mit dem reich verzierten Neptunbrunnen, mit dem Wassergott an der Spitze und wasserspeienden Fabelwesen, ist der Mittelpunkt der Stadt und einer der schönsten Plätze Italiens. Der Neptunbrunnen ist eine Kopie aus Bronze, das Original aus Stein steht im Innenhof des Rathauses. Der romanische Dom wurde im 13.Jahrhundert begonnen und wurde im Laufe der Jahrhunderte zu einem Stilmix mit Gotik und Renaissance, doch seine romanischen Wurzeln sind erhalten geblieben. Der barocke Altar aus Marmor ist eine Nachahmung des Bernini Altars im Petersdom in Rom. Der Dom war der Hauptort wo Sitzungen des Konzils stattfanden. An einem Portal des Doms befindet sich ein gordischer Knoten, der sollte Unheil von der Kirche abwenden.

Keine Angst vor der Naturwissenschaft

Am besten besichtigt man das “Muse”, das Museum für Wissenschaft in Trient, indem man mit dem Aufzug bis zur Dachterrasse im fünften Stock fährt. Von hier hat man einen Blick über Trient und die Dolomiten. Das Museum ist der Wissenschaft und Natur gewidmet. Einen Stock tiefer im vierten Stock ist das Thema „Hohe Gipfel" und „Abenteuer im Eis“. Zwei Jungen halten die Hände an einen Eisblock und machen sich einen Spaß daraus wer es am längsten aushält. Im Atrium, das sich über vier Stockwerke erstreckt, kann man die alpine Tierwelt, wie Steinbock, Geier und Adler ganz nah bewundern. Im dritten Stock ist die Alpine Natur im Wechsel der Jahreszeiten dargestellt. Im Wald kann man Tiere wie Schneehase, Dachs, Luchs, Gänse, Murmeltier, Rotwild und Bruno den Bären entdecken. Der Besuch des Museums ist auch für Kinder nicht langweilig, in der Multimedialen Ausstellung gibt es gibt viele Touchscreens, interaktive Spiele und Spielecken mit vielen Stofftieren sorgen für Spaß. Der erste Stock ist den ersten Menschen in den Alpen gewidmet. Vor 100.000 Jahren kamen die Neandertaler als erste Menschen in die Alpen. Ackerbau, Viehzucht und Metallverarbeitung führen zu einem Bevölkerungsanstieg in den letzten 7000 Jahren. Im Erdgeschoss ist es am lautesten, hier sind Kinder ganz in ihrem Element. Hier heißt es „Entdecken mit allen Sinnen“, wie ziehen, drücken, kurbeln, tasten und fühlen. Im Untergeschoss wird die Geschichte des Lebens dargestellt, hier beeindrucken Dinosaurier in ihrer gewaltigen Größe. Im anschließenden Tropengarten ist es feuchtwarm, hier gedeihen Bananen und tropische Gewächse. Der Architekt des modernen interaktiven Museums ist Renzo Piano, ein Itaiener. Er hat das Dach in der Form der Trentiner Berge gestaltet. Der Palazzo delle Albere steht gleich neben dem Museum. Er ist aus dem 16. Jahrhundert, aus der Zeit des Konzils, und wurde von den Bischöfen Madruzzo erbaut. Viele Säle sind reichhaltig mit Fresken geschmückt und zeugen von der damaligen Pracht und Reichtum.

Das Kastell Buonconsiglio

Die Größe des Kastells ist beeindruckend, als Mensch kommt man sich davor winzig klein vor. Das Bauwerk wurde in der Mitte des 13. Jahrhunderts als Festung begonnen und im Laufe der Jahrhunderte zu einer riesigen herrschaftlichen Residenz der Fürstbischöfe. Darin spiegeln sich die Baustile vieler Epochen wieder. Das Schloss Buonconsiglio in Trient war fünf Jahrhunderte lang der Sitz der Fürstbischöfe von Trient, bis 1796 Napoleon einmarschierte.

Fresken im Torre Aquila – im Adlerturm

Nur bei einer Tour bekommt man Zutritt zu dem Freskenzyklus, der per Audioguide erklärt wird. Sie sind die berühmtesten der Gotik, sie wurden 1391 bis 1407 gemalt. Szenen sind im Lauf eines Jahres in Monaten dargestellt. Die Feudalgesellschaft ist bei ihrem höfischen Vergnügen groß dargestellt, während die Bauern bei ihrer Arbeit nur klein gemalt wurden. Die Adligen freuen sich des Lebens und das Volk und die Bauern schuften für den Wohlstand des Adels. Der Monat März ist allerdings einer Wendeltreppe zum Opfer gefallen. Die venezianische Loggia gibt einen Ausblick auf Trient und das Mausoleum. Gut, dass es das Schild Ausgang immer wieder gibt, sonst könnte man in dem großen Schloss verloren gehen und müsste stundenlang herumlaufen. Zum Glück gibt es immer wieder Hinweisschilder mit dem Wort Ausgang. Der Trentiner Journalist Cesare Battisti der für die Zeitung „Il Popolo“ arbeitete, wurde im Schloss gefangen gehalten. Er kämpfte gegen die österreichische Besatzung und wurde 1916 von den Österreichern wegen Hochverrats erschossen und wird heute noch von den Italienern verehrt.

Das Konzil

Wegen seiner zentralen Lage hielt man das Konzil von 1545 bis 1563 in drei Etappen in Trient ab. Es war das längste und umstrittenste ökumenische Konzil der Kirchengeschichte. Hier wurde über Reformen beraten, die den von Martin Luther entfachten Religionsstreit schlichten sollten. Es sollte die Papstkirche mit den deutschen Protestanten versöhnen, doch letztendlich war die Spaltung nicht mehr aufzuhalten. Während des Konzils fing man an die mittelalterliche Stadt in ein prächtiges Renaissancekunstwerk umzugestalten, das heute noch die Atmosphäre der Stadt prägt.

Geschichte

Das Etschtal war schon früh besiedelt. Trient wurde von den Kelten gegründet und später von den Römern erobert, die fast 800 Jahre blieben. Sie bauten befestigte Straßen über die Alpen. Heinrich I. Kaiser des Heiligen Römischen Reichs beschloss den Fürstbischöfen die Regierung zu übertragenen. 1407 gab es eine Revolution in der sich Adlige und Bürger gegen den Bischof erhoben. Herzog Friedrich mit der leeren Tasche vertrieb den Bischof auf Trient. In der Zeit des Konzils wurden viele Häuser im Renaissance Stil gebaut, die heute Trient prägen. Im 18. Jahrhundert zog der Barockstil in der Stadt ein. Die Zeit der Fürstbischöfe endete 1796 durch den Einmarsch Napoleons. Durch den Frieden von Pressburg wurde Trient 1805 bayerisch. Das österreichische Jahrhundert in Trient begann 1814 und endete 1918. Der Etsch wurde 1858 für den Bau der Eisenbahn umgeleitet, und mit der Bahn begann der Tourismus. Der Erste Weltkrieg hat in den Bergen nachhaltige Spuren hinterlassen, denn jahrelang verlief hier die erbittert umkämpfte Front zwischen k.u.k.-Monarchie Österreich-Ungarn und Italien. Nach dem Ersten Weltkrieg fiel Trient und Trentino an Italien. Trentino genießen eine weitgehende Autonomie und gehört zu den wohlhabendsten Regionen Italiens.

Ausflüge

  • Mit der Seilbahn in vier Minuten nach Sardagna mit einem Blick aus der Vogelperspektive über Trient.
  • Mausoleo di Cesare Battisti, DossTrento, I-Trento, Tel.: +39 0461 884528, www.comune.trento.it. Auf dem 308 Meter hohem Doss Trento am rechten Ufer der Etsch befindet sich das Mausoleum Cesare Battisti, das aus 16 kreisförmig angeordneten Marmorsäulen besteht.
  • Levicosee und Therme, ca. 30 Minuten mit dem Zug von Trient entfernt www.visitvalsugana.it

Anreise

DB www.bahn.de
Flixbus www.flixbus.de
Das Auto parkt man am Besten in der großen Garage „Autosilo“ nebendem Torre Verde.

Kontakt

Die Trentino Card gibt es jeweils in dem Hotel in dem man übernachtet, mit ihr erhält man kostenlosen Eintritt in den Museen und kostenlose Fahrten mit dem Linienverkehr in Trient
 

  • Muse, Museo Delle Scienze, Corso del Lavoro e della Scienza 3, I-38122 Trento, Tel.: +39 0461 270311, www.muse.it
  • Castello del Buonconsiglio, Via Bernardo Clesio 5, I-38122 Trento, Tel.: +39 0461 23370, www.buonconsiglio.it
  • Galleria Civica di Trento, Via Belenzani, 44, I-Trento, Tel.: +39 0461 985511, www.mart.trento.it Ausstellungen zeitgenössischer Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts.


Übernachten

Hotel America 3-Sterne s, Via Torre Verde, 50, I-38122 Trento, Tel.: +39 0461 983010, info@hotelamerica.it, www.hotelamerica.it
Hotel Academia, 4-Sterne, www.accademiahotel.it, Yoko Ono hatte hier einst übernachtet. Das Hotel liegt zentral gleich neben der Kirche Santa Maria Maggiore.

 

Essen und Trinken

Palazzo Roccabruna, via SS. Trinità, 24, I-Trento, Tel.: +39 0461 887101, www.palazzoroccabruna.it Bietet regionale Produkte aus dem Trentino an, wie Wein, Schaumwein, Grappa, Käse, Würste, Olivenöl und Obst.
Palazzo, Roccabruna, Enoteca Provinciale del Trentino, via SS. Trinitatis 24, Trient, Tel.: +39 0461 887101, www.palazzoroccabruna.it
Ristorante Patelli an der Stadtmauer, Via Dietro le Mura A, 9, I-38122 Trento, Tel.: +39 0461 235236, ristopat@tiscal.it, www.ristorantepatelli.it
Ristorante El Merican im Hotel America, Via Torre, 50, I-38122 Trento, Tel.: +39 0461 983010, info@hotelamerica.it, www.hotelamerica.it
Ristorante Antico Pozzo, Vicolo della S.A.T. 6, I-38122 Trento, Tel.: +39 0461 262943, www.antico-pozzo.it, mit bemaltem Gewölbe und historischem Brunnen
Ristorante Antica Trattoria Due Mori, Speisekarte auch auf Deutsch, Via S. Marco, 11, I-38122 Trento, Tel.: +39 0461 984251
Birreria Pedavena, Via Sl. Croce 15, 38122 Trento, Via S. Croce, 15, I-38122 Trento,  Tel.: +39 0461 986255, typische gutbürgerliche Südtiriler Küche, www.birreriapedavena.com
Birreria Forsterbräu, in der Fußgängerzone, Via Paolo Oss-Mazzurana 38, I-38100 Trento, Tel.: +39 0461 235590, typische gutbürgerliche Südtiroler Küche, www.forst-trento.it
Trattoria Al Tino, 10 Via SS. Trinita', Trento, I-38122 Trento, Tel.: +39 0461 984 109, www.visittrentino.it/it/gusto/.../trattoria-al-tino
Ristorante Al Vo', Vicolo del Vo’, 11, I-38122 Trento, Tel.: +39 0461 985374, info@ristorantealvo.it, www.ristorantealvo.it
Orso Grigo Antica Trattoria mit einem Sonnensegel überdachten Innenhof, Via degli Orti, 19, I-38122 Trento, Tel.: +39 0461 984400, www.orsogrigiotrento.com
Scrigno del Duomo, Plaza del Duomo 29, I-38122 Trento, +39 0461-220030, www.scrignodelduomo.com
Osteria A Le Due Spade, Via Don Arcangelo Rizzi, 11, I-38122 Trento, Tel.: +39 0461 234343, info@leduespade.com, www.leduespade.com
La Casa del Cioccolate, Kuchen, die verführen, kandierte Maronen, Via Rodolfo Belenzani, 21, I-38122 Trento, Tel.: +39 0461 234352, www.tastetrentino.it
Cremeria Milano, Largo Giosuè Carducci, 25, I-38122 Trento, Tel.: +39 0461 984779

Mitbringsel
Kaminwurzen, Salami, Speck, getrocknete Pilze, Wein, Olivenöl und Grappa

Über den Autor*Innen

Gabi Dräger

Wo findet man Gabriele Dräger in den Bergen? Natürlich in einer Alm bei einer Brotzeit., denn Almen mit guter Küche ziehen sie magisch an. Gipfel nimmt sie auch hin und wieder mit. So hat sie einige 5.000er beim Trekking in Süd Amerika und Nepal, bestiegen. Ihre Hochleistung war der Kilimandscharo mit 5.895 Meter. Kultur und Brauchtum faszinieren sie genauso, wie Städte und Kunstausstellungen. Obwohl sie gerne in urigen Berghütten übernachtet ist sie dem Luxus von guten Hotels nicht abgeneigt.