Im Himmelreich der Großflaschen am Arlberg

Im neuen Wine Dome können sich bis zu zwanzig Genießer umgeben von Weinflaschen versammeln - (c) Christine Kroll

Über den Alpenraum hinaus ist St. Anton am Arlberg als Wiege des alpinen Skilaufs bekannt, ist das größte zusammenhängende Skigebiet der Alpen und erfreut sich großer Beliebtheit: Etwa 1,2 Mio. Übernachtungen kommen in der Wintersaison zusammen. Im Sommer geht es mit etwa 300.000 Übernachtungen deutlich ruhiger zu. Gerade deswegen schätzen Besucher die Region zum Wandern, Mountainbiken und Genießen. Über 400 km Wanderwege laden zu Erkundungen ein und zahlreiche Sportevents, wie der Arlberg Marathon, der Arlberg Giro oder ein internationales Yoga Festival sorgen dafür, dass auch im Sommer immer etwas los ist. 

Sowohl im Sommer als auch im Winter zieht St. Anton immer mehr Gourmets und Genießer an. In St. Anton und seinen Nachbarorten gibt es mittlerweile acht Restaurants, die der Restaurantführer "Gault Millau“ im Jahr 2024 mit 117,5 Punkten und 21 Hauben führt. Hier wird traditionelle Alpenküche kreativ mit modernen Elementen kombiniert und ganz neu interpretiert.

Ein Keller voll Bordeaux
Ein ganz besonderes Genusserlebnis erwartet die Gäste im Weinkeller der Hospiz Alm in St. Christoph. Direkt an der Talabfahrt hat sich der heute 89-jährige Adi Werner im Jahr 1988 einen Traum erfüllt und die alte Hospiz Alm als Gastrotempel zu neuem Leben erweckt. In dem verwinkelten Keller hat er über die Jahre eine der größten Bordeaux Großflaschensammlungen der Welt zusammengestellt, die Gäste bei einer Führung oder einem exklusiven Weinabend besuchen können.

Das im 14. Jahrhundert für Durchreisende am Arlbergpass gegründete Hospiz hat eine wechselvolle Geschichte aufzuweisen. Während es um 1880 mit dem Bau des Arlbergtunnels zunächst an Bedeutung verlor, ging es mit dem Aufkommen des Skisports und der Gründung des Skiclubs Arlberg ab 1901 wieder aufwärts. Im Jahr 1955 kaufte Arnold Ganahl das Hospiz und renovierte es umfassend. Allerdings brannte das Gasthaus im Jahr 1957 fast vollständig ab. Es wurde erneut aufgebaut und im Jahr 1959 wieder eröffnet. 1988 erwarb schließlich Familie Werner das Gasthaus und empfing am 18. Dezember des gleichen Jahres erstmals Gäste. Heute ist das Hospiz ein gehobenes 5*-Hotel, das Genießer und Feinschmecker aus aller Welt anzieht. 

Die Hospiz Alm vis-à-vis des Hospiz-Hotels ist im Winter eine der angesagtesten Skihütten im ganzen Arlberg-Gebiet. Während sich tagsüber gut betuchte Gäste auf der Sonnenterrasse zu DJ Klängen beim Champagner amüsieren, verwandelt sich die Alm am Abend in ein Gourmetrestaurant, das von Gault Millau mit drei Hauben ausgezeichnet wurde. Höhepunkt ist aber zu jeder Jahres-, Tages- und Nachtzeit ein Besuch von Adi Werners Weinwelten im Keller der Alm.

Hüter des Schatzes von rund 7.000 Großflaschen in den Formaten Magnum bis Primat (1,5 bis 27 Liter) ist Karl-Heinz Pale. Der 56-jährige Chef-Sommelier ist seit der Gründung des Kellers dabei und präsentiert stolz die hinter Panzerglas verschlossene Sammlung. “Da oben ist die Hölle”, sagt er augenzwinkernd mit Blick zur Decke, durch die man die Bässe wummern hört, als er den Schlüssel ins Schloss steckt, “hier unten ist der Himmel” und lacht.

Die Sammlung ist tatsächlich beeindruckend. In mehreren perfekt temperierten Kellerräumen lagern Flaschen im Wert von bis zu 85.000 € pro Stück. Wer eine der Flaschen sein Eigen nennen möchte, kann sie vor Ort erwerben und dort weiter lagern, bis die besondere Gelegenheit gekommen ist, die Flasche zu öffnen. Mitnehmen darf man die Flaschen nicht. Ist es dann soweit, dass die Flasche zur (goldenen) Hochzeit, einem runden Geburtstag oder einem anderen Anlass geöffnet werden soll, kann man einen der stilvollen Gasträume im Keller exklusiv mieten und dort einen genussvollen Abend verbringen. Neuster Zugang ist der Wine Dome, der die Weinwelten seit 2022 ergänzt. Unter einer funkelnden Decke aus seltenen Großflaschen haben hier an einer ovalen Tafel bis zu zwanzig Genießer Platz, um die edlen Tropfen zu verkosten. Auch die Bruderschaft des Hospiz trifft sich hier einmal pro Woche, um neue Mitglieder aufzunehmen und die erlesenen Weine zu genießen. Die älteste Flasche ist übrigens ein Süßwein von 1865, ein Chateau D’Yquem, der nur noch als Museumsstück dient.

Einmal pro Jahr reist Adi Werner, der die Sammlung liebevoll kuratiert hat, mit einer Entourage aus Mitarbeitenden, Freunden und Stammgästen nach Bordeaux, um sich dort bei seinen präferierten Weingütern den nächsten Jahrgang zu verkosten und seine Sammlung weiter wachsen zu lassen. Einige der Flaschen werden exklusiv für Adi Werner abgefüllt und sind nur bei ihm zu bekommen. Die Weine in Magnumflaschen mit klangvollen Namen wie Salmanazar, Balthasar, Nebukadnezar oder Melchior gewinnen jedes Jahr verlässlich an Wert. Sie sind so auch als gute Wertanlage für die nächste Generation anzusehen, die schon bereitsteht, das Ruder in die Hand zu nehmen, um die Alm und das Hospiz-Hotel in Adi Werners Sinne weiterzuführen.

Und auch wer sich keine der Flaschen leisten kann, ist eingeladen, die beeindruckende Sammlung in den Weinwelten zu besuchen und sich bei einer exklusiven Führung samt Verkostung in die Welt des Bordeaux entführen zu lassen. 

Die Sommersaison hat gerade begonnen und dauert in St. Anton am Arlberg vom 14. Juni bis 28. September 2025. Die Anreise nach St. Anton ist einfach: mitten im Ortszentrum befindet sich der höchstgelegene ICE Bahnhof der Welt. Viele Hotels bieten die kostenlose Abholung vom Zug für ihre Gäste an. Ein Auto ist vor Ort nicht notwendig, denn mit der St. Anton Mobilitätskarte nutzen Gäste die öffentlichen Verkehrsmittel ab der ersten Übernachtung kostenlos.

Weitere Informationen finden Sie hier….
www.arlberghospiz-alm.at
www.stantonamarlberg.com/de/home

Über den Autor*Innen

Christine Kroll

Christine Kroll

Mit einer Ausbildung zur Reiseverkehrskauffrau und anschließendem Studium der Tourismuswirtschaft hat Christine nach dem Abitur ihr Hobby Reisen zum Beruf gemacht. Seit über 20 Jahren arbeitet sie als Produktmanagerin bei verschiedenen Reiseveranstaltern. In ihrer Freizeit ist Christine am liebsten draußen. Je nach Saison findet man sie zu Fuß, mit dem Mountainbike oder auf (Touren-)Ski in den Bergen. Egal ob in den heimischen Alpen oder auf einer ihrer Reisen in Europa und der Welt, draußen aktiv zu sein gehört für Christine immer dazu.