Wein aus Alentejo – Modern, traditionell, ehrlich

Walnussbaum-Alleen wechseln ab mit Korkeichenwäldern und dazwischen immer wieder Weinstöcke - (c) Sabine Zoller

Sabines kulinarische Entdeckungen im portugiesischen Alentejo – Teil 3

Wein ermöglicht die Intensivierung des Geschmacks und hilft neue Geschmacksrichtungen zu entdecken. Mehr als 250 heimische Rebsorten und unzählige Weingüter produzieren herausragende Weine in Portugal. Experten bezeichnen die Region oft als das „Kalifornien Europas“. Zu einer neuen Generation von Winzern zählt das Weingut Herdade de Coelheiros nur knapp eine halbe Autostunde von Arraiolos entfernt, an der historischen Alentejo Wein-Route gelegen.

Das Label der Weinflaschen ziert als Hommage an die Region einen Bildausschnitt von einem berühmten Arraiolos Teppich – denn ohne einen der kunstvollen Teppiche ist kein portugiesischer Haushalt komplett. Ausgezeichnet mit den höchsten Weinbewertungen der Welt und unzähligen Medaillen, ist es das auserkorene Ziel des Besitzers, den echten und einzigartigen Geschmack des Alentejo zu repräsentieren.

Herdade de Coelheiros
Gegründet wurde das Familienunternehmen 1981. Seinen ausgezeichneten Ruf hat es sich zehn Jahre später erworben, als 1992 die erste abgefüllte Weinserie „Tapada dos Coelheiros“ kometenhaft in den international heiß umkämpften Olymp der Weinproduzenten hinaufstieg. „92 Parker Punkte“ lautete die Qualitätsbewertung auf einer weltweit bis 100 reichenden Punkteskala. So eine Bewertung in „Parkers Wein Guide“ zählt als „Ritterschlag“. Das „Who is Who“ berichtet über 8.000 Weine aus aller Welt und ist daher das Ziel aller Produzenten und Winzer.  Ein Ergebnis, das ein Newcomer äußerst selten erreicht.

Unsere Philosophie heißt Zeit
 „Mein Vater hat gerne gute, französische Weine getrunken“, lacht José Pedro Simões, Chef des Familienunternehmens und fährt fort: „Eines Tages kam er auf die Idee, auf seinem Landgut in Portugal selbst Wein anzubauen, weil er meinte, es sei günstiger, die Weine selbst zu produzieren.“ Als Sohn war ich der Meinung, dass es einfacher sei, in Portugal portugiesische Weine anzubauen und so haben wir eben beides ausprobiert.“

Aber dazu braucht man einen langen Atem. Simões macht eine lange Sprechpause und ergänzt ungeschnörkelt: „Und daraus ist unsere Philosophie entstanden - Wir geben der Natur alles, was sie braucht.“ Augenzwinkernd betont Simões mit einem Blick auf die mit Urkunden und Auszeichnungen reich geschmückten Wandflächen „Die Qualität unserer Weine ist seit Jahrzehnten ungebrochen sehr, sehr gut.“

Der Geschäftsmann weiß, wovon er spricht. Direkt hinter den Wirtschaftsräumen liegen die Weinstöcke der ersten Anpflanzungen aus dem Jahr 1981. Hier werden die sonnenverwöhnten weißen Chardonnay Reben seit den frühen Morgenstunden geschnitten und auf dem Hof sofort zu einem frisch gepressten, süßen, goldfarbenen Rebensaft verarbeitet. Auch eine Kostprobe vom roten Merlot-Traubensaft lässt an seinem süßen Aroma auf einen guten Jahrgang hoffen. José Pedro Simões berichtet leidenschaftlich über Boden, Terroir und Weinkultur. Doch sein persönliches Zauberwort heißt „Zeit“. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Der private Landsitz mit Jagdgebiet nutzt 800 ha Fläche für den Weinanbau und hat dazu ein ökologisch ausgetüfteltes Bewirtschaftungssystem entwickelt, bei der die Ressource Natur geschätzt und geachtet wird. Walnussbaum-Alleen wechseln ab mit Korkeichenwäldern und dazwischen immer wieder Weinstöcke, deren rubinrote Weine Spitzenjahrgänge der höchsten Qualitätsstufe mit dem Garrafeira Prädikat hervorbringen. Eine Weinverkostung ist mehr als lohnenswert.

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Teil 1 - Die Geschichte hat Spuren hinterlassen
Teil 2 - Pousada de Arraiolos - Käse, Würste, Fleisch und Eier
Teil 4 - Der Olivenbaum ist 2450 Jahre alt
Teil 5 - Kochkurs beim Profi und lerne die Küche des Alentejos kennen
Teil 6 - Gadanha Mercearia, ein bezauberndes Restaurant der Kleinstadt Estremoz

Über den Autor*Innen

Sabine Zoller

Sabine Zoller lebt im Schwarzwald und hat sich als Historikerin intensiv mit der Region beschäftigt. Als freie Journalistin schreibt sie für verschiedene online Portale, Magazine und Tageszeitungen. Kultur, Handwerk und Brauchtum fasziniert Sie ebenso wie gute Küche und Natur. Ihre Berichte beschäftigen sich mit landschaftlich reizvollen Regionen und lukullisch attraktiven Stationen und machen Lust auf Reisen.