200 Jahre „Stille Nacht, Heilige Nacht“

200 Jahre „Stille Nacht, Heilige Nacht“ - Weihnachtliche Spuren im Lungau - (c) Gabi Dräger

 

 

Das Lied „Stille Nacht, heilige Nacht“ ist das bekannteste Weihnachtslied, das weltweit in 300 verschiedenen Sprachen gesungen wird. Joseph Mohr hat den Text 1816 in der Kirche in Mariapfarr im Lungau geschrieben.

Wie eine trutzige Burg sieht das Pfarrhaus in Mariapfarr aus. Die Zeiten im Mittelalter waren nicht sehr friedlich, deshalb wurden im Lungau viele stark befestigte Burgen gebaut. Das weiße Gold, das Salz, wurde auf der Straße vom Norden nach Italien gebracht, dafür wurde umgekehrt Glas und Wein transportiert.

Mariapfarr
Schon aus dem Jahre 923 gibt es Aufzeichnungen, dass in Mariapfarr eine kleine Kirche stand. Der Hofministeriale Konrad von Pfarr war sehr gläubig und nahm 1217 an einem Kreuzzug ins Heilige Land teil.

Da das eine gefährliche Reise war, hat er ein Testament zu Gunsten für das Dom Kapitel in Salzburg geschrieben. Außerdem bestimmte er, dass die Burg als Pfarrhof verwendet werden sollte, wenn er nicht mehr zurückkommt. Und so ist es auch eingetreten.

Wallfahrt
Im 15. Jahrhundert bis 1770 boomte die Wallfahrt nach Mariapfarr. Die Pilger kamen zum Gnadenbild der „Schönen Madonna von Mariapfarr“, sie ist aus Steinguss aus dem Jahre 1370. Peter Grillinger war von 1419 bis 1448 Pfarrer in Mariapfarr und auch Chorherr im Augustiner Stift in Salzburg. Durch ihn explodierte die Wallfahrt in Mariapfarr. Er ließ die romanische Kirche mit zwei gotischen Seitenschiffen vergrößern, den Kirchenraum erhöhen, und einen Turm bauen. Die Pilger mussten einen Obolus beim Eintritt in die Kirche zahlen. Es gab damals 18 Seitenaltäre, da im Jahre Tausende von Pilgern kamen. Die „Schöne Madonna“ fand nach den Kriegswirren 1946 ein amerikanischer Soldat, der sie kaufte und mit nach Amerika nahm. Heute soll sie in einem Museum in Ohio stehen.

Das kleine Museumswunder
Im Pfarrhof in Mariapfarr ist heute das Pfarr- und Wallfahrtsmuseum und das Stille-Nacht-Museum untergebracht. Gleich beim Eintritt in das Museum ist man vom Funkeln des kleinen Altärchen im Scheinwerferlicht beeindruckt. Es ist aus massiven Silber und teilweise vergoldet und ist mit vielen echten Edelsteine geschmückt. Peter Grilinger entschied, er musste den vielen Pilgern mehr bieten als die Madonna von Mariapfarr und ließ ein silbernes Altärchen, ein wahres Prunkstück im Jahre 1443 anfertigen. In diesem kleinen Altar sind 104 Reliquien, wie Knochenstücke, Zähne, Bänder oder Stoffe eingearbeitet.

„Stille Nacht, Heilige Nacht“ Museum
Das Kirchenmuseum in Mariapfarr wurde 2002 eröffnet. Viele Figuren von den Seitenaltären, die heute abgebaut sind, sind in der Ausstellung zu sehen. Kelche, Monstranzen, Primizkronen, Votivbilder aus Silber und Wachs und Gürtel aus Silber, die als Schmuck für die Muttergottes dienten. Etwas sehr Seltenes ist eine Kreuzigungsgruppe aus Zinnguss. Das Highlight im Museum ist der original Text von „Stille Nacht, Heilige Nacht“, von Joseph Mohr, den man in einem Nachlass gefunden hat und der bestätigt, dass er 1816 den Text in Mariapfarr geschrieben hat. Eine Besonderheit ist die ausgestellte Krippe, die schon stand als Joseph Mohr Hilfspfarrer in der Kirche in Mariapfarr war und den Text „Stille Nacht, Heilige Nacht“ schrieb. Es gehörte zu seinen Aufgaben, jedes Jahr die Krippe aufzustellen. Die Krippenfiguren aus Wachs und Holz entstanden um 1740. Sie waren lange verschollen. Der Vikar Arnold Pichler ließ, als die Krippenfiguren wiedergefunden wurden, mit vielen Helfern die Figuren reparieren und wieder aufstellen. Die von Motten zerfressenen Gewänder wurden in den Originalfarben erneuert. In einer neu gebauten Krippenlandschaft sind diese restaurierten Figuren heute wieder in unterschiedlichen Szenen zu bewundern.

Joseph Mohr
Joseph Mohr wurde am 11. Dezember 1792 in Salzburg geboren. Er war eines von vier unehelichen Kindern von Anna Schoiber aus Salzburg und Franz Mohr aus Mariapfarr. Er wuchs mit seinen Geschwistern bei seiner Mutter in großer Armut in der Steingasse in Salzburg auf. Seinen Vater hatte er nie kennengelernt, denn der war Soldat und desertierte. Joseph Mohr hatte auch Glück im Leben. Dem Domchorvikar Johann Nepomuk Hiernle war die schöne Stimme des Buben aufgefallen und er unterstützte ihn, damit er zum Gymnasium gehen konnte. Nach der Matura studierte er drei Jahre lang Theologie am Priesterseminar in Salzburg und schloss das Studium mit Erfolg ab. Am 21. August 1815 wurde Joseph Mohr vom Passauer Weihbischof Karl Kajetan zum Priester geweiht. Als unehelich geborenes Kind benötigte er damals noch eine Ausnahmegenehmigung von Papst Pius VII. Danach war er zwei Jahre Hilfspfarrer in Ramsau bei Berchtesgaden. Auf eigenen Wunsch hat er sich nach Mariapfarr versetzen lassen, weil dort sein Großvater lebte. Sein Großvater ist schon ein Jahr später gestorben. Mohr war nicht sehr gesund, die harten Winter im Lungau setzten ihm zu, so ließ er sich nach Oberndorf versetzten. Dort lernte er Franz Xaver Gruber, den Dorfschullehrer und Organisten kennen. Franz Xaver Gruber komponierte auf Wunsch von Joseph Mohr eine Melodie zu seinem Gedicht „Stille Nacht, Heilige Nacht“.

Die Geburt von „Stille Nacht, Heilige Nacht“
Die Zeiten waren schwer, die Napoleonischen Kriege hatten ihre Spuren hinterlassen und 1816 war das Jahr ohne Sommer, die Ernten fielen aus. Joseph Mohr schrieb 1816 in Mariapfarr um den Menschen Trost zu spenden den Text „Stille Nacht, Heilige Nacht“. Das Lied „Stille Nacht, Heilige Nacht“ hat sechs Strophen. In der zweiten und fünften Strophe versuchte Joseph Mohr den Menschen Trost zu spenden. Vorausgegangen war im April 1815 der Ausbruch des indonesischen Vulkans Tambora. Der Aschenregen zog nach Europa und verdunkelte 1816  den Himmel. Das Jahr war das „Jahr ohne Sommer“. Denn ohne Sonne fielen die Ernten aus. Der Getreidepreis stieg ins Unermessliche und Hungersnöte brachen aus. In der vierten Strophe von „Stille Nacht, Heilige Nacht" drückt Joseph Mohr eine große Friedenssehnsucht aus. Zu dem Text in der ersten Strophe wurde er von dem Bild des spätgotischen Flügelaltars in der Pfarrkirche „holder Knab im lockigen Haar“ inspiriert. Das Bild „Anbetung der Könige“ zeigt ein blondgelocktes Jesuskind. An diesem Bild ist er jeden Tag vorbeigegangen.

Uraufführung „Stille Nacht, Heilige Nacht“
Vor Weihnachten 1818 bat Joseph Mohr den Lehrer Franz Xaver Gruber sein Gedicht zu vertonen. Am 24. Dezember 1818 war die Orgel in der Schifferkirche in St. Nikola bei Oberndorf defekt. Für die Heilige Messe hatten Joseph Mohr und Franz Gruber vor der Krippe, statt vor dem Altar, das Lied “Stille Nacht, Heilige Nacht“ gesungen. Franz Xaver Gruber sang den Bass und Joseph Mohr die Tenorstimme und übernahm die Gitarrenbegleitung.

Ein Lied geht um die Welt
Karl Mauracher aus dem Zillertal, der gerade in der St. Nikolaus-Kirche in Oberndorf die Orgel reparierte, gefiel das Lied. Er nahm den Text mit ins Zillertal. Die Familie Strasser aus dem Zillertal waren Handschuhmacher, sie haben auf Märkten das Lied „Stille Nacht, Heilige Nacht“ gesungen. Die Rainer-Sänger aus dem Zillertal trugen das Lied Zar Alexander I. vor. Sie mussten hinter einem Vorhang singen, denn sie durften das Gesicht des Zarens nicht sehen. 1839 brachten die Rainer-Sänger das Lied auch nach Amerika. Sie haben es in der Trinity Church in New York gesungen. Zur Jahrhundertwende wurde „Stille Nacht, heilige Nacht!“ auch durch katholische und protestantische Missionare verbreitet und bald wurde es auf allen Kontinenten gesungen. Das Lied wurde als Volkslied angesehen, keiner wusste, wer es verfasst hatte. König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen ist es zu verdanken, dass die Autoren heute noch bekannt sind. Seine Hofkapelle wandte sich 1854 an das Stift Sankt Peter in Salzburg, mit der  Bitte um eine Abschrift des Liedes, das man für ein Werk Michael Haydens hielt. Auf diesem Weg stieß man eher zufällig auf den in Hallein lebenden Komponisten Franz Xaver Gruber, der daraufhin eine handschriftliche Fassung erstellte und den Texter Joseph Mohr und Komponisten Xaver Gruber angab.

Weltruhm nicht mehr erlebt
Der Pfarrer Joseph Mohr starb am 4. Dezember 1848 in Wagrain im Pongau in völliger Armut. Er hinterließ nicht einmal so viel, dass die Begräbniskosten bezahlt werden konnten. Den Weltruhm als Textdichter des Liedes „Stille Nacht, Heilige Nacht“ hat er leider nicht mehr erlebt.

Xaver Gruber der Komponist
Der Komponist von „Stille Nacht, Heilige Nacht“ Franz Xaver Gruber wurde am 25. November 1787 in der Oberösterreichischen Gemeinde Hochburg geboren. Seine Liebe galt schon sehr früh der Musik. Bis zum 18. Lebensjahr war er jedoch, wie auch sein Vater, als Weber tätig. Dank der Unterstützung seines Vaters wurde er Volksschullehrer, Mesner und Organist in Arnsdorf. Kurze Zeit später heiratete er die Witwe seines Vorgängers. Sie hatten zwei gemeinsame Kinder, die jedoch noch im Kindesalter starben. 1816 übernahm Gruber auch die Stelle als Organist in der neu entstandenen Pfarre Oberndorf, wo sich 1817 seine Wege mit Joseph Mohr kreuzten. Am Weihnachtstag im Jahre 1818 komponierte er die Melodie zu Joseph Mohrs Gedicht "Stille Nacht, Heilige Nacht“. Nach dem Tod seiner ersten Frau 1825 heiratete er eine ehemalige Schülerin mit der er zehn Kinder hatte, von denen nur vier das Erwachsenenalter erreichten. Ein paar Jahre später bewarb er sich für die frei gewordene Stelle eines Chorregenten in der Pfarrkirche Hallein, der damals zweitgrößten Stadt im Salzburger Land. Ein paar Jahre später heiratete zum dritten Mal die Freundin seiner zweiten Gemahlin. Gruber schuf mehrere kirchenmusikalische Werke, auch sein Sohn Franz trat in seine Fußstapfen ein.Er gründete 1847 einen Gesangsverein und die Halleiner Liedertafel. 1863 starb Xaver Gruber angesehen und relativ wohlhabend in Hallein. Sein Sohn Felix übernahm als Nachfolger seines Vaters den Posten als Halleiner-Chorregent.

Die Pfarrkirche in Mariapfarr
1854 zerstörte ein Brand das Kirchen- und Turmdach sowie die Glocken und den Musikchor mit der Orgel. Bis 1858 erfolgte die Wiederherstellung. Besonders bemerkenswert sind die romanischen und gotischen Fresken aus dem 13. und 14. Jahrhundert, die im Jahre 1946 freigelegt wurden. Ein Teil der Fresken stellen die Schutzmantel-Muttergottes dar. Sie hält Jesus als Schmerzensmann im Arm. Jesus wird als erwachsener Mann gezeigt, der auf die Wundmale deutet. Nicht nur Museums- und Kirchenbesucher kommen heute nach Mariapfarr, sondern es kommen auch wieder viele Wallfahrer.

Kontakt
Salzburger Land www.salzburgerland.at
Lungau  www.lungau.at, www.card.lungau.at
Mariapfarr Tourismus  www.mariapfarr.at
Museum Mariapfarr  www.wallfahrtsmuseum.at www.stillenacht.at

 

Über den Autor*Innen

Gabi Dräger

Wo findet man Gabriele Dräger in den Bergen? Natürlich in einer Alm bei einer Brotzeit., denn Almen mit guter Küche ziehen sie magisch an. Gipfel nimmt sie auch hin und wieder mit. So hat sie einige 5.000er beim Trekking in Süd Amerika und Nepal, bestiegen. Ihre Hochleistung war der Kilimandscharo mit 5.895 Meter. Kultur und Brauchtum faszinieren sie genauso, wie Städte und Kunstausstellungen. Obwohl sie gerne in urigen Berghütten übernachtet ist sie dem Luxus von guten Hotels nicht abgeneigt.