Ein absolutes Must-See: Casino Baden-Baden

Marlene Dietrich hat die Spielbank Baden-Badens mal das schönste Casino der Welt genannt

Baden-Baden, nicht zu verwechseln mit seinem Namensvetter bei Wien, ist ein etwa 140 Quadratkilometer großer, wunderschöner Flecken Land, der heute etwa 55.000 Einwohner zählt. Am Rande des nördlichen Schwarzwalds und nahe der deutsch-französischen Grenze gelegen, verkörpert der Kurort Glanz und Glorie vergangener Zeiten und blickt zurück auf eine reiche Geschichte. Kurgäste kommen seit der Römerzeit Jahr für Jahr, um die heilenden Thermalquellen zu nutzten. Seine Blütezeit genoss Baden-Baden vor allem im 19. Jahrhundert, als es der Ort der Sommerfrische für die Reichen und Schönen und des europäischen Adels wurde. Kein anderer Ort verkörpert noch heute die Eleganz dieser Zeit so authentisch und beeindruckend wie die Spielbank Baden-Baden. Die Spielstätte ist in einem Flügel des 1824 von Friedrich Weinbrenner im klassizistischen Stil erbauten Kurhauses untergebracht. Dieses traditionsreiche Casino, in dem der Adel Europas sein Glück an den Roulette- und Kartentischen versuchte, ist zeitlos schön und unbedingt einen Besuch wert.

Schloss von Versailles als großes Vorbild
Es ist kein Zufall, dass das Casino in der Opulenz seines Décors und seinem Stil dem Sitz der Herrscher Frankreichs ähnelt. Das Schloss von Versailles in seiner heutigen Form ist vor allem Louis XIV, dem Sonnenkönig zu verdanken, der das vorhandene, kleinere Schloss ab 1668 kontinuierlich ausbauen ließ. Die barocke Palastanlage diente als Vorbild für das an das Kurhaus angegliederte Spielcasino Baden-Badens. Schon vor der Eröffnung des eigentlichen Spielcasinos fand in einigen Baden-Badener Hotels das Glücksspiel statt. Allerdings nahm das Geschäft erst richtig Fahrt auf, als das Glücksspiel im Palais Royal in Paris im Jahre 1838 verboten wurde. Der Pariser Finanzier und Spielbankpächter Jacques Bénazet entdeckte das Potenzial der Bäderstadt an der malerischen Weinstraße und investierte in großem Stil. Er vermutete, dass man die Spielbegeisterten Adligen aufgrund der Nähe zur französischen Grenze, der Thermalquellen sowie des angenehmen Klimas nach Baden-Baden locken könnte. Er sollte Recht behalten. Im Jahre 1848, also nur 10 Jahre später, übernahm Édouard, der Sohn Bénazets die Geschäfte und erweiterte das Etablissement um gleich 4 neue Spielsäle. Deren prächtiges Interieur ließ er von Künstlern und Innenarchitekten aus Paris in opulentem Barockstil neu einrichten. Diese Säle sind bis heute zu besichtigen und haben sich zu einem Touristenmagnet für Baden-Baden entwickelt.

Kulturelle Bedeutung
Als es im 19. Jahrhundert Europas Adel und andere Spielbegeisterte von Rang und Namen für die gesamte Sommersaison zwischen März und Oktober in die malerisch gelegene Kurstadt zog, erlangte die ehemals kleine Stadt große kulturelle Relevanz. Der russische Schriftsteller und begeisterte Spieler Fjodor Dostojewski hat in seinem autobiographisch angehauchten Roman „Der Spieler“ aus dem Jahre 1867 seine eigenen Erfahrungen verewigt und der Stadt respektive ihrem Casino unter dem fiktiven Namen „Roulettenburg“ ein Denkmal gesetzt. Dank des Projekts Gutenberg ist das Werk online in seinem gesamten Umfang verfügbar. Auch die Stadt selbst wurde von ihrer Spielbank geprägt und verdankt sicherlich einen guten Teil ihrer Weltgewandtheit und ihres Wohlstands den spielbegeisterten Besuchern vergangener und heutiger Zeiten. Nach dem Ende des Deutsch-Französischen Krieges und der anschließenden Gründung des Deutschen Reiches wurde das Casino, ebenso wie alle anderen Spielbanken, im Jahre 1872 geschlossen. Dennoch ging das kulturelle Leben im schönen Baden-Baden weiter. Die Zeit des relativen Wohlstands und Friedens während der sogenannten Belle Époque brachte weiterhin viele Besucher nach Baden-Baden, das sich als Kurort von Weltrang behaupten konnte. Bis das Casino 1933 wiedereröffnet wurde, kamen die Gäste wegen des kosmopolitischen Flairs der Stadt und ihre Anziehungskraft ließ nicht nach. Zum Glück blieb die Stadt vom Bombardement des zweiten Weltkriegs verschont, sodass das Casino in altem Glanz und Pracht erstrahlen konnte, als es schließlich am 1. April 1950 als Teil der Baden-Württembergischen Spielbanken endgültig wieder seine Pforten öffnete.

Roulette: der noble Klassiker
Es gibt einen guten Grund, warum Dostojewski seinen fiktiven Handlungsort „Roulettenburg“ genannt hat: wie wohl kaum ein anderes Spiel bewahrt das Roulette die Eleganz, Kultiviertheit und exklusive Aura der noblen Spieletradition vergangener Zeiten. Alleine schon die zeitlose Schönheit des leuchtenden Kessels mit seinen immer abwechselnd in rot und schwarz gehaltenen Nummernfächern und der grünen Null, das glänzende Holz des Roulettetisches und die spiegelglatt polierte Kugel begeistern für das spannende Glücksspiel. Um dieses klassische Spiel zu erleben, muss man 5 Euro als Eintrittspreis abgeben, während der minimale Starteinsatz für Automatenspiele nur 1 Euro beträgt. Die Regeln des Roulettes sind im Grunde nicht schwer zu verstehen. Vorab ist es wichtig, zwischen Europäischem und Amerikanischem Roulette zu unterscheiden: Beim Europäischen Roulette gibt es Nummern von 0-37, während die Scheibe beim Amerikanischen Roulette zusätzlich eine Doppelnull hat. Die Gewinnchancen werden davon beeinflusst, denn in der ersteren Variante stehen die Chancen 1:37, während sie zuzüglich der Doppelnull auf 1:38 fallen. Das Europäische Roulette ist die authentischere Variante des Spiels. In einer leichten Abwandlung der Europäischen Version gibt es im Französischen Roulette darüber hinaus die „La Partage“ Regel. Diese besagt, dass wenn die Kugel auf der Null liegenbleibt, die Spieler die Hälfte ihres Einsatzes zurück erhalten. Der Croupier ruft die Spieler mit den Worten „Faites vos jeux“ zum Setzen der Wettbeträge auf und wirft die Kugel in den Kessel, wo sie anfangs recht schnell und dann immer langsamer ihre Runden zieht. Dann geht erst einmal nichts mehr - „Rien ne va plus“ - und den Spielern stockt vor Spannung der Atem. Schließlich landet die Kugel in einem der Fächer und der glückliche Gewinner bekommt die Jetons seines Gewinns auf dem grünen Filz vom Croupier zugeschoben. Dann beginnt schon das nächste Spiel, wenn es wieder heißt „Faites vos jeux“.

Das Casino heute
Marlene Dietrich hat die Spielbank Baden-Badens mal das schönste Casino der Welt genannt – und das mit Fug und Recht, denn nach eigenem Bekunden hat Marlene damals alle Casinos gesehen. Der mittlerweile staatliche Betreiber des Casinos weiß das und öffnet die Pforten der noblen Spielstätte täglich zwischen 09:30 und 11:45 Uhr im Sommer und von 10:00 bis 11:30 Uhr im Winter für neugierige Besucher, die lieber am Tage die opulente Pracht der geschichtsträchtigen Spielbank bestaunen. Während dieser Zeit wird nicht gespielt: diese Stunden sind nur für Führungen reserviert und es herrscht kein Dresscode und keine Altersbeschränkung für den Einlass. Für Freunde des gepflegten Glücksspiels gibt es ab dem Nachmittag Angebote von klassischem Spiel wie Blackjack und Poker in einigen Varianten sowie den Klassiker Roulette ebenfalls mit Variantenreichtum, schließlich steht ebenfalls das Automatenspiel zur Auswahl. Auf gepflegte, festliche Garderobe wird geachtet – was übrigens bisweilen so manchen Besucher aus Übersee, der die Casinos von Las Vegas gewöhnt ist, in erstaunten Unglauben versetzt! Eintrittspreise variieren je nach Spielart. Darüber hinaus gibt es mit dem angegliederten Restaurant „The Grill“ ein hochklassiges gastronomisches Etablissement inklusive Bistro und Bar, an dem für das leibliche Wohl der Gäste mit Speis, Trank und ausgesucht edlen Bränden hervorragend gesorgt wird. Das ganze Jahr über werden spezielle Events angeboten, außerdem kann man die Lokalität auch für eigene Veranstaltungen in gediegener Atmosphäre mieten.

Ob zu einer der Führungen am Tage oder zum spannenden Spielspaß bei Nacht, das legendäre Casino in Baden-Baden ist unbedingt einen Besuch wert.

Referenzen & Quellen:

 

Über den Autor*Innen

Jörg Bornmann

Als ich im April 2006 mit Wanderfreak an den Start ging, dachte noch keiner an Blogs. Viele schüttelten nur ungläubig den Kopf, als ich Ihnen von meinem Traum erzählte ein reines Online-Wandermagazin auf den Markt zu bringen, welches eine hohe journalistische Qualität aufweisen kann, eine Qualität, die man bisher nur im Printbereich kannte. Mir war dabei bewusst, dass ich Reisejournalisten und Spezialisten finden musste, die an meine Idee glaubten und ich fand sie.