Tipp des VDP: 2024er Wein kaufen

202 Mitgliedsbetriebe des VDP (Verband der Prädikatsweingüter) aus den deutschen Weinanbaugebieten präsentieren ihre Weine - (c) VDP

Einmal im Jahr lädt der Verband der Prädikatsweingüter VDP Gastronomen, Handelsvertreter und Journalisten ein, um die neuen Weine der 202 Mitgliedsbetriebe aus den deutschen Weinanbaugebieten Sachsen/Saale-Unstrut, Ahr, Mosel-Saar-Ruwer, Mittelrhein, Nahe, Rheingau, Rheinhessen, Franken, Pfalz, Württemberg und Baden zu probieren. 

Der 2024 ist ein Jahrgang mit geringen Erträgen, aber großer Ausdruckskraft. Er wird deshalb laut VDP zahlreiche “seltene” Weine hervorbringen wird, da die Menge derart begrenzt war, wie zuletzt vor 15 Jahren. VDP-Präsident Steffen Christmann gibt eine erste Einschätzung: „Auf Grund des kühlen Wetters hatten die Trauben eine lange Reifephase und konnten viel Aroma ausbilden. Stilistisch zeigt sich der Jahrgang geprägt von einer kühlen Aromatik, präziser Struktur und einer lebendigen, gut eingebundenen Säure. Die Weine besitzen Spannung, Transparenz und Herkunftstiefe – mit einer Anmutung, wie wir sie aus Jahren wie 2016 oder 2008 kennen.“

Für die Laien übersetzt heißt das: Den Jahrgang 2024 kaufen. Und das tun die Kunden. Erfreulich für die Winzer: Rund ein Drittel der rund 35 Millionen Flaschen, die die 202 Betriebe produzieren, werden ab Hof gekauft. Ob bei den Weinliebhabern aber wie in den Vorjahren das Portemonnaie so locker sitzen wird? Die befragten Winzer zögern mit einer Antwort. Inflation, sinkende Reallöhne und eine allgemein zurückhaltendere Konsumstimmung prägen das Umfeld. Auch Willi Haag, der in Brauneberg an der Mosel mit rund sieben Hektar ein eher kleines VDP-Weingut betreibt, äußert sich verhalten. Er setzt komplett auf Riesling. Joschae Dippon, der das Schlossgut Hohenbeilstein bei Heilbronn mit zwölf Hektar als Bioweingut betreibt, klingt optimistischer. Er setzt auf Trollinger, Riesling, Lemberger, Spät- , Weissburgunder, Muskattrollinger, Cabernet-Neuzüchtungen sowie Cabernet Blanc.

Im unteren Preissegment, das sind bei den VDP-Weinen zehn bis gut 20 Euro, wird sich die Zurückhaltung eher zeigen als bei den hochpreisigen Weinen, dem Großen Gewächs, wo die Flaschen teilweise mehr als 100 Euro kosten. „Es ist damit in Deutschland nicht anders als in den USA“, sagt Sommeliere Loris Jones-Randolph. Sie veranstaltet Weintastings für die Schönen und Reichen in LA. „Ob eine Flasche Wein 200 oder 250 Euro kostet, ist denen egal. Für diese Klientel spielt auch die Zolldiskussion keine Rolle. Anders sieht es im Handel aus, wenn der Wein im Supermarkt bei Walmart statt acht Dollar zehn Dollar kostet.“ 

Im Durchschnitt erzielen die VDP-Weingüter rund 75 Prozent ihres Umsatzes im Inland. Es gibt aber einige, bei denen der Export gut die Hälfte ausmacht; da spielen eventuelle Zölle und Handelshürden natürlich eine größere Rolle.

Die Gastronomie sehen viele VDP-Weingüter nicht nur als wichtigen 
Vertriebskanal, der rund 17 Prozent des Umsatzes ausmacht, sondern als Marketinginstrument. Die Gäste werden in den Restaurants gut beraten von den Sommeliers- und viele wollen die Weine dann auch für zu Hause kaufen. Und das geht inzwischen oft online über die Shops der Weingüter. 

Wer etwas Inspiration benötigt für ein beeindruckendes Weintasting zu Hause für Freunde, hier ist sie. In einem Masterclass-Seminar wurden diese sechs Weine aus drei Jahrgängen verkostet. Thema: Trockene versus fruchtsüße Rieslinge im Wandel der Zeit:

2023 Schlossböckelheim Riesling | VDP.ORTSWEIN; VDP.Weingut Dönnhoff, Nahe
2023 LEISTENBERG Oberhausen Riesling Kabinett | VDP.GROSSE LAGE; VDP.Weingut Dönnhoff, Nahe
2015 Nackenheim Riesling | VDP.ORTSWEIN; VDP.Weingute Gunderloch, Rheinhessen
2015 ROTHENBERG Nackenheim Riesling Kabinett | VDP.GROSSE LAGE; VDP.Weingut Gunderloch, Rheinhessen
2009 RAUSCH Saarburg Riesling | VDP.GROSSE LAGE; VDP.Weingut Forstmeister Geltz-Zilliken, Mosel-Saar-Ruwer
2009 RAUSCH Saarburg Riesling Kabinett | VDP.GROSSE LAGE; VDP.Weingut Forstmeister Geltz-Zilliken, Mosel-Saar-Ruwer

Einziger Wermutstropfen: Der 2009er Jahrgang ist ausverkauft. Doch nach Auskunft des Winzers Zilliken geht der 2011 Jahrgang jetzt in den Verkauf. Also lässt sich das Tasting einigermaßen nachbauen.

Fazit nach zwei Tagen: Die Weine der VDP-Mitglieder bieten ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Auf der Website https://www.vdp.de sind die Betriebe aufgeführt – und es gibt auch Hinweise zu Veranstaltungen, bei denen die Weine verkostet werden können.

Über den Autor*Innen

Thomas Rentschler

Thomas Rentschler

Thomas Rentschler ist im Schwarzwald aufgewachsen und hat nach einer kaufmännischen Ausbildung bei einer Nachrichtenagentur und auf der Akademie für Publizistik in Hamburg das journalistische Handwerkszeug erlernt und anschließend sowohl als festangestellter Reporter und Redakteur sowie freier Mitarbeiter unter anderem für die Nachrichtenagentur dpa, Zeitungen (Financial Times Deutschland, taz, WAZ, Welt am Sonntag), Zeitschriften (Focus, MAX, Wirtschaftswoche), Hörfunk (Deutschlandfunk, Korean Broadcasting System, NDR, Radio Zürisee, WDR) und TV (MDR) im In- und Ausland (Schweiz, Spanien u