
Das Languedoc, diese prägende Weinregion am Mittelmeer, begeistert nicht nur mit grandiosen Landschaften, sondern auch mit einer bemerkenswerten Entwicklung: Einst vor allem für Massenweine und Monokulturen bekannt, hat sich das Gebiet in den vergangenen Jahren einen internationalen Ruf als Heimat hochklassiger Gewächse erarbeitet. Die Vielfalt der Böden und Mikroklimata spiegelt sich in einer beeindruckenden Palette an Stilen wider. Immer mehr Betriebe setzen konsequent auf Qualität, nachhaltigen Anbau und biologisches Arbeiten. So zählen zahlreiche Weingüter heute zu den bedeutendsten Namen der französischen Weinszene.
Eine ideale Gelegenheit, in die facettenreiche Welt des Languedoc einzutauchen, bot die mehrtägige Veranstaltung Terroirs et Millésimes, organisiert vom regionalen Weinverband CIVL. Ob thematische Verkostungen, Masterclasses, kulinarische Entdeckungen oder spannende Vorträge – das Event zeigte die Region in ihrer ganzen Lebendigkeit.
Bei den Degustationen standen renommierte Herkunftsgebiete wie Languedoc, Pic Saint Loup, Cabardès, La Clape, Boutenac, Limoux, Malpère, Terrasses du Larzac, Saint-Chinian, Faugères, Clairette du Languedoc oder Picpoul de Pinet im Fokus.
Stilprägende Rotweine und markante Weiße
Die Rotweine präsentieren sich heute kraftvoll, mit typischen mediterranen Aromen, wirken jedoch zugleich ausgewogen, kühl und erstaunlich elegant. Dank präziser Arbeit im Weinberg konnte die früher oft dominante Wärme hoher Alkoholwerte deutlich gemildert werden. Auch die früher rustikalen Tannine sind heute feiner, wodurch die Weine eine geschmeidige Textur erhalten, die sie auf Augenhöhe mit großen internationalen Gewächsen bringt.
Auch die Weißweine aus dem Languedoc zeigen ein neues Selbstbewusstsein. Ihre aromatische Tiefe, ihr klarer Charakter und ihre handwerkliche Präzision machen sie zu spannenden Vertretern einer Generation, die Weißwein weltweit noch vielfältiger und lebendiger wirken lässt.
Die Wiege des Schaumweins
Bereits 1531 sollen die Mönche der Abtei Saint-Hilaire bei Limoux den ersten Schaumwein der Welt gekeltert haben. Umso interessanter war der Blick auf aktuelle Crémants aus der AOP Limoux – etwa im Maison des Vins und auf Château Martinolles, dem Weingut von Jean-Claude Mas.
Dessen Crémant de Limoux überzeugt mit Noten von Grapefruit und Zitrus und einer außergewöhnlich cremigen Textur. Eine markante Säure verleiht ihm Frische und Länge. Auch das traditionsreiche Haus Maison Antech beeindruckt mit seinen charakterstarken Cuvées, die ausschließlich aus handgelesenen Trauben gekeltert werden. Die niedrigen Erträge von 50 Hektoliter pro Hektar unterstreichen den Qualitätsanspruch. Eine zentrale Rolle spielt hier die autochthone Sorte Mauzac (lokal „Blanquette“ genannt), die dem Wein eine feine, klare Note verleiht – ein wunderbarer Botschafter dieser traditionsreichen Herkunft.
Unter den Stillweinen überzeugten etwa der „Optime“ vom Clos Teissere oder der „Las Salvios“ der Domaine Girard mit Struktur und Eleganz.
Nachhaltiger Weinbau
Die Domaine Ortola verbindet jahrtausendealte Weintradition mit einem konsequent naturnahen Ansatz. Zwischen Meer und Lagune entstehen hier ausdrucksstarke Weine aus biologischem Anbau ohne synthetische Hilfsmittel. Begrünung durch Hülsenfrüchte und Getreide fördert die Bodengesundheit und schützt vor Erosion, während Pflanzentees, ätherische Öle und biologische Schädlingsbekämpfung das Gleichgewicht im Weinberg sichern.
Im Keller wird besonders schonend gearbeitet: spontane Vergärung, in einigen Cuvées kein zugesetzter Schwefel und der Fokus auf Frucht und geschmeidige Tannine prägen den Stil. Verkostet wurden auch weitere exzellente Weine der Region – etwa von Château De Gaure, Cave Ormarine oder Domaine Carrière Pradal.
Wein trifft Trüffel
Eine Verkostung im Prieuré d’Aragon, umgeben von Weinbergen und Trüffelwäldern, zeigte die faszinierende Vielfalt der AOP Cabardès. Besonders der Rosé „Diane“ vom Maison Ventenac fiel durch Finesse auf. Auch die Erzeugnisse der Domaine Sesquières, der Domaine Galy und der Famille de Lorgeril hinterließen einen starken Eindruck.
Ein Fest für alle Sinne
Ein Strandfest in weißer Kleidung bot den perfekten Rahmen, um die Spitzenweine Südfrankreichs gebührend zu feiern. „Unsere Weingüter arbeiten Tag für Tag daran, Languedoc-Roussillon als Weinregion von Weltrang zu etablieren. Neben exzellenten Terroirs setzen wir auf biologische Anbaumethoden, zukunftsfähige Rebsorten und regenerativen Weinbau, um Natur und Landschaft zu bewahren“, betont Jean-Claude Mas, Winzer und Präsident der Union der südfranzösischen Weinunternehmen.
Passend dazu begeisterte der Clos du Temple 2023 von Gérard Bertrand – ein Rosé von einem Terroir aus Schiefer und Kalkstein, der Kraft, Mineralität und Frische in sich vereint. Handlese in kleinen Kisten, nächtliche Kühlung und besonders sanfte Pressung sorgen für aromatische Reinheit. Schon jetzt zeigt der junge Jahrgang enorme Komplexität und das Potenzial, Maßstäbe zu setzen.
Im Duft verbinden sich rote Beeren, schwarze Johannisbeeren, exotische Früchte und Ananas. Am Gaumen präsentiert sich der Rosé seidig, lebendig und beeindruckend lang.
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Über den Autor*Innen

Carola Faber
Seit mehr als 30 Jahren ist Carola Faber als freie Journalistin sowie Fotografin für verschiedene landesweite Printtitel und renommierte Online-Magazine aktiv. 2010 erhielt sie einen Fotopreis der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung. Außerdem hat sie bei der Hannoverschen Allgemeinen an der Serie "Mein Ausflug" mitgewirkt, der den European Newspaper Award erhielt. Seit 2013 erhielt sie im Rahmen der ITB beim Journalistenpreis Irland regelmäßig einen Platz unter den TOP 10. In Spanien wurde sie mit dem Internationalen Medienpreis der Costa Brava “Counties G! Awards” ausgezeichnet.