See, Haydn, Operette und Weingärten

Neusiedler See, Operette, Buschenschenken und die Landeshauptstadt Eisenstadt

Mörbisch? Mörbisch liegt am westlichen Ufer des Neusiedler Sees. Zur Ungarischen Grenze ist es nur noch ein Katzensprung. Und mit seinen Laubenhäusern zeigt Mörbisch auch schon einen ungarischen Charakter.

Nur ein bisschen in die Pedale treten und schon weht einem der Fahrtwind um die Nase, das ist perfekt an einem Sommertag. Mit dem E-Bike geht es bequem durch die Weingärten am Neusiedler See entlang. Und das Beste: Wer am See entlangfährt, muss keine Bergetappen meistern, denn die Tour geht brettleben dahin und man kann die unendliche Ruhe in den Weingärten genießen.

Auf dem Rückweg gibt es noch einen Boxenstopp im Seebad Mörbisch. Der Neusiedler See ist ein Steppensee und nur etwa 1,70 Meter tief, dafür hat er eine angenehme Badetemperatur, manchmal sogar bis zu 30 Grad. Warmduscher und Frostbeulen kommen hier total auf ihre Kosten. Der Grund des Sees ist schlammig, deshalb wurden Leitern aufgebaut, über die man bequem ins Wasser steigen kann. Der Schlamm, ein Tonsediment, soll heilende Wirkungen für die Haut haben, so sagen das die Einheimischen. Für Kinder gibt es auch eine Rutsche und einen Wildwasserkanal zum Austoben.

Übernachten beim Winzer
Die Schindler Familie ist ein gutes Team, alle helfen mit. Gabi Schindler ist der Chef im Gästehaus und im Buschenschank arbeitet ihre Tochter. Ihr Ehemann Martin Schindler ist Weinbau- und Kellermeister, er keltert die edlen Tropfen, die im Gästehaus und in der eigenen Hauerschenke serviert werden. Der Innenhof des Weinhofs ist begrünt und hat eine überdachte Terrasse, auf der man hervorragend frühstücken kann. Seit sechs Generationen baut die Familie Schindler schon viele verschiedene Sorten Wein an. Zur Weinpalette gehören Weiß-, Rot-, Schaum- und Süßweine. Der Ausbau der Beeren- und Trockenbeerenauslese ist Martins Spezialität. Der „Ausbruch“, ein regional typischer Dessertwein, passt gut zu Süßspeisen oder zu Käse oder Kaffee. Die kleine Enkelin tritt schon gerne in die Fußstapfen der Oma. Sie räumt vorsichtig das Geschirr von den Tischen und würde auch schon gerne kassieren.

Hauerschenke
Die urige Hauerschenke mit Terrasse von Gabi und Martin Schindler ist gleich gegenüber an der Hauptstraße. Die Speisekarte macht einem die Auswahl wirklich schwer: Da gibt es neben den üblichen Brettljausen mit Käse, Speck und Schinken auch Grammelschmalzbrot mit Zwiebel, Verhackertsbrot, Presswurst in Essig und Öl, Kümmelbraten oder Surbraten mit Krautsalat oder Topfenkas nach Großmutters Art auf Kürbiskernen. Dazu gehört natürlich auch ein Glas aus „Schindlers“ Weinkeller.

Eisenstadt ist klein, hat aber viel zu bieten
Ein Ausflug mit dem Linienbus von Mörbisch nach Eisenstadt in die Landeshauptstadt des Burgenlandes steht auf dem Programm. Mit nur 14.000 Einwohnern ist Eisenstadt die kleinste Hauptstadt in Österreich. Die denkmalgeschützte Altstadt ist trotz ihrer spätgotischen Gewölbe, barocken Fassaden, Stadtmauer, Pulverturm und der mächtigen Wehrkirche sehr lebendig. Eisenstadt hat viele Geschäfte, Gasthäuser, Cafés und Eisdielen. Das Restaurant Ruckendorfer hat einen schönen Gastgarten mit einem kleinen Teich, in dem eine Schildkröte wohnt. Die Küche ist exzellent, der Zander aus dem Neusiedler See schmeckt hervorragend.

Das Schloss Esterházy
Die spätmittelalterliche Wasserburg aus dem 13. Jahrhundert erhielt die Familie Esterházy von den Habsburgern. Von 1663 bis 1672 wurde die Burg im frühbarocken Stil zum Residenzschloss umgebaut. 1687 wurde die Familie Esterházy von den Habsburgern in den Fürstenstand erhoben. Bei einer Schlossführung kann man heute die prunkvollen Zimmer der verschiedenen Fürstengattinnen Esterhàzy bestaunen. Maria Josefa Hermenegilda war Förderin von Joseph Haydn. Das Prunkstück ist der Konzertsaal, der weltberühmte Haydnsaal. Er hat eine herausragende Akustik. Über 40 Jahre stand Joseph Haydn als Hofkapellmeister und Komponist im Dienst des Fürsten Esterházy. Er komponierte für ihn unter anderem das Kaiserquartett, das 1797 in Eisenstadt uraufgeführt wurde. Den prachtvollen Schlosspark versorgen seit 1803 Pumpen einen Wasserfall, Kanalsysteme und Teiche mit Wasser. Eine Orangerie, Tempel, Grotten und Skulpturen ergänzen den prachtvollen Park.

Von der Wehrkirche zum Dom
Der Dom zum Heiligen Martin wurde ursprünglich 1264 als Wehrkirche erbaut. Der Wiener Orgelbauer Johann Gottfried Malleck errichtete 1778 nach Anweisungen von Joseph Haydn die Kirchenorgel für den Dom. So finden auch heute noch Konzerte während der Haydn-Festspiele im Dom statt. Außerdem finden während der „HaydnLandTage“ Konzerte von Hayden an verschiedenen Wirkungsstätten von Joseph Haydns statt.

Haydn hat seine Spuren hinterlassen
Haydn ging, als er Eisenstadt wohnte, viel spazieren. Er war fasziniert von den Geräuschen von Vögeln, Insekten, Sommergewittern, Wind und plätschernde Bächen. Er hat diese Töne immer in seinen Kompositionen verwertet. Vor allem in der „Schöpfung“ hat er viele Töne aus der Natur übernommen. Haydn begegnet man quasi auf Schritt und Tritt in Eisenstadt. Das Haus, in dem Josef-Haydn zwölf Jahre lebte, ist heute Museum, in dem „Frau Haydn“ eine Führung durch das Haus gibt. Frau Haydn ist eine Museumsführerin, die authentisch mit einer Perücke und einem langen Kleid im Stil des 18. Jahrhunderts trägt. Sie erzählt viele Anekdoten über Haydn. „Modehansl“ und „Gesanglmacher“ nannte der Komponist Gregor Joseph Werner seinen jungen Konkurrenten Joseph Haydn.

Die süße Seite Eisenstadts
Heute erinnern auch die Bäcker an Haydn. Die Haydn-Torte gibt es in der Amberger Konditorei. Sie besteht aus Schokoteig, einer Nougat-Kirsch-Masse und einem hauchdünnen Schokoüberzug, der mit einer Schicht Kirschmarzipan abgedeckt wird. Die Konditorei Altdorfer bietet eine Haydnrolle an. Sie besteht aus einem mit Powidl gefüllten Lebkuchenteig, der von Marzipan und Schokolade umhüllt wird. Und natürlich gibt es auch die Esterházy-Torte oder Esterházy-Schnitte: Sie bestehen aus Biskuitböden, die mit Buttercreme gefüllt und mit weißer Zuckerglasur überzogen werden. Oben ist sie mit Schokolade und kandierten Früchten und am Rand mit Krokant verziert.

Das ehemalige Jagdschloss der Esterházys
Höher geht es nicht in Eisenstadt, darum wird die Marien Gloriette von den Einheimischen „Alm“ genannt und das Restaurant hat diesen Namen übernommen. Von hier hat man einen hervorragenden Blick auf Eisenstadt, bis zum Neusiedler See und sogar bis Ungarn. Vor mehr als 200 Jahren wurde das Jagdschloss zu Ehren der Gattin von Fürst Nikolaus II Esterházy im Stil eines griechischen Tempels erbaut.
Kalvarienberg, Die ovale Kirche auf dem Kalvarienberg im Stadtteil Oberberg von Eisenstadt ist nie fertig geworden und gilt trotzdem als die schönste Barockkirche des Burgenlandes. Sie ist außerdem Walfahrtort und Landesheiligturm. Die Gnadenkapelle ist das Hayden Mausoleum, in dem Haydn in einem Sarkophag aus weißem Marmor ruht.

Chillen in der Vinothek am Esterházy Schloss
Am Abend in der Vinothek Burgenland einen der 600 verschiedenen Weine von mehr als 100 Winzern probieren – das ist Lebensqualität. Ein Glas Wein und dazu der Blick auf das erleuchtete Esterházy Schloss. Ja, das ist ein trendiger Treffpunkt für Genießer und zum Flirten.

Seefestspiele in Mörbisch am Neusiedler See
Vor der Open Air Aufführung des Vogelhändlers in der Seebühne in Mörbisch kann man an einer Führung hinter der Bühne teilnehmen. Es ist spannend, einmal von der Bühne auf die Zuschauerränge zu sehen, so kann man sich kurz als Star fühlen. 80 Meter ist die Bühne breit und 40 Meter tief. Überall stehen hinter der Bühne Requisiten herum. Vor mehr als 60 Jahren hat Herbert Alten die Idee zu den Seefestspielen. Er hatte während seines Urlaubs in Mörbisch bei einem Spaziergang gesungen und dabei die zündende Idee gehabt. Als erste Operette hat 1957 der „Zigeunerbaron“ die Seefestspiele aus der Taufe gehoben. Im Jahr 2017 wurde zum dritten Mal der Vogelhändler von Carl Zeller gespielt. Dagmar Schellenberger war Intendantin des Vogelhändlers. Da der See bis an die Bühne reicht, fährt während er Aufführung ein Boot vor die Bühne und die Darsteller steigen aus und gehen zur Bühne. Das Lied „Christel von der Post“ ist ein Ohrwurm, den wohl jeder schon einmal gehört hat. „Schenkt man sich Rosen in Tirol“ ist dann der nächste Ohrwurm. In der Pause hat man Zeit für ein Glas Wein aus dem Burgenland. Das gigantische Feuerwerk zum Abschluss übertrumpft das Wetterleuchten, das sich erst viel später zu einem Gewitter entwickelt. 2018 wird „Gräfin Mariza“ von Emmerich Kálmán aufgeführt.

Kontakt
Burgenland Tourismus www.burgenland.info
Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel www.nationalpark-neusiedlersee-seewinkel.at
Neusiedler See Tourismus www.neusiedlersee.com
Mörbisch Tourismus www.moerbischamsee.at
Eisenstadt Tourismus www.eisenstadt-tourismus.at
Weinbau Gabi und Martin Schindler, Mörbisch, www.weinbau-schindler.at
Fahrradverleih Pension Sonnenhof, Mörbisch, www.sonnenhof-moerbisch.at
Mörbisch Seefestspiele, 2018 wird die Operrette „Gräfin Mariza von Emmerich Kálmán aufgeführt, www.seefestspiele-moerbisch.at
Wein aus Mörbisch www.weinausmoerbisch.at
Schloss Esterházy www.esterhazy.at
Marien Gloriette, Die Alm www.diealm.at
Selektion Vinothek Burgenland, Eisenstadt, www.selektion-burgenland.at
Restaurant Ruckendorfer Eisenstadt, www.ruckendorfer.com

Restaurant Ruckendorfer Eisenstadt, www.ruckendorfer.com

Über den Autor*Innen

Gabi Dräger

Wo findet man Gabriele Dräger in den Bergen? Natürlich in einer Alm bei einer Brotzeit., denn Almen mit guter Küche ziehen sie magisch an. Gipfel nimmt sie auch hin und wieder mit. So hat sie einige 5.000er beim Trekking in Süd Amerika und Nepal, bestiegen. Ihre Hochleistung war der Kilimandscharo mit 5.895 Meter. Kultur und Brauchtum faszinieren sie genauso, wie Städte und Kunstausstellungen. Obwohl sie gerne in urigen Berghütten übernachtet ist sie dem Luxus von guten Hotels nicht abgeneigt.