Weit mehr als ok - Cardonnays von VDP-Weingütern

Weit mehr als ok - Cardonnays von VDP-Weingütern – (c) Thomas Rentschler

Das ist hoffentlich jetzt für niemand eine Überraschung, dass in Deutschland alles geregelt wird. Beim Weinanbau gilt das auch dafür, welche Weinsorten von den Winzern angebaut werden dürfen. Vor gut 30 Jahren, um präzise zu sein, seit 1991 erlaubt das Deutsche Weininstitut den Anbau von Chardonnay. 

Chardonnay ist eine weltweit verbreitete, weiße Rebsorte, die ursprünglich aus dem Burgund (Frankreich) stammt. Sie ist bekannt für ihre Vielseitigkeit, da sie je nach Anbaugebiet, Klima und Vinifikation eine breite Geschmackspalette entwickelt – von frisch, mineralisch und zitrusbetont bis hin zu cremig, buttrig und holzgeprägt. Typische Aromen umfassen grünen Apfel, Zitrusfrüchte, Pfirsich, Melone, sowie Vanille und Röstaromen bei Ausbau im Holzfass. 

Seit der Zulassung gewinnt die Sorte an Bedeutung. Inzwischen wird Chardonnay in fast allen deutschen Weinbaugebieten angebaut, hauptsächlich in der Pfalz, Baden, Rheinhessen und Franken. Im Jahr 2023 betrug die Anbaufläche etwa 2.500 Hektar. Das sind zwar nur etwa 2,5 Prozent der Gesamtfläche, doch die Tendenz ist steigend.

Das kühle Klima in Deutschland fördert frische, elegante Chardonnays mit ausgeprägter Säure und feinen Fruchtaromen. Kalk- und Lössböden, wie sie in der Pfalz oder Baden vorkommen, sind besonders geeignet, da sie Mineralität und Struktur verleihen. Deshalb sind deutsche Chardonnays oft frischer und weniger holzbetont als ihre Pendants aus wärmeren Regionen wie Kalifornien und Italien. 

Viele der 202 Winzer, die dem Verband der deutschen Prädikatswinzer VDP angeschlossen sind, setzen bei ihren Chardonnays auf Edelstahlausbau für fruchtige, klare Weine, während vor allem in Baden Barrique-Fässer für komplexere und cremigere Weine genutzt werden.

Im Lauf der über 30 Jahre Chardonnay-Anbau in Deutschland haben die Winzer immer mehr Erfahrung gesammelt und produzieren elegante Weine. Spitzen-Chardonnays, etwa von Produzenten in der Pfalz oder Baden, konkurrieren sogar international. Die Nachfrage wächst, besonders im gehobenen Gastronomiesegment.

Bei der VDP-Weinbörse in Mainz im April hat der Autor folgende Weine probiert:

  • 2022 Chardonnay trocken, Stiftsberg von Kistenmacher & Hengerer in Heilbronn
  • 2023 Chardonnay von Adeneuer in Ahrweiler
  • 2023 Chardonnay trocken vom Staatsweingut in Weinsberg
  • 2024 Chardonnay trocken von Herzog von Württemberg in Ludwigsburg
  • 2022 Chardonnay Monopol Pagode Ihringen von Stigler in Baden
  • 2023 Chardonnay von Böhme & Töchter in Freyburg
  • 2023 Chardonnay von Schwarz in Meißen
  • 2023 Chardonnay Teufelskeller von Störrlein Krenig in Randersacker
  • 2023 Chardonnay Plauerrain von Andreas Laible in Durbach
  • 2020 Chardonnay Reserve von Siegrist in Leinsweiler

Chardonnay hat sich in Deutschland als hochwertige Alternative zu traditionellen Rebsorten etabliert. Der Anbau profitiert von kühlen Klimabedingungen und vielseitigen Böden, die elegante, frische Weine hervorbringen. Dass nicht mehr von dieser Rebsorte angebaut wird, liegt vermutlich auch daran, dass sie anfällig ist für Frühjahrsfrost und sorgfältige Pflege im Weinberg erfordert. Und auch nach der Vergärung der Trauben muss der Winzer noch mal richtig ran beim Ausbau. Er muss bestimmen, ob und wie viel Holz er verwendet, muss beim Aufrühren der Hefe oder Hefelager fein dosiert vorgehen. Nur so entsteht ein Chardonnay, der über seine leichte Fruchtigkeit hinaus an Aromatik und Komplexität gewinnt und überzeugt.

Über den Autor*Innen

Thomas Rentschler

Thomas Rentschler

Thomas Rentschler ist im Schwarzwald aufgewachsen und hat nach einer kaufmännischen Ausbildung bei einer Nachrichtenagentur und auf der Akademie für Publizistik in Hamburg das journalistische Handwerkszeug erlernt und anschließend sowohl als festangestellter Reporter und Redakteur sowie freier Mitarbeiter unter anderem für die Nachrichtenagentur dpa, Zeitungen (Financial Times Deutschland, taz, WAZ, Welt am Sonntag), Zeitschriften (Focus, MAX, Wirtschaftswoche), Hörfunk (Deutschlandfunk, Korean Broadcasting System, NDR, Radio Zürisee, WDR) und TV (MDR) im In- und Ausland (Schweiz, Spanien u