Auf den Spuren von Famiglia Cecchi und DoctorWine

Auf den Spuren von Famiglia Cecchi und DoctorWine - (c) Hannelore Fisgus

Wir stehen auf einer weitläufigen Terrasse aus weißem Travertin und genießen den Blick über die sanften Hügel der Maremma. Die Weinberge leuchten herbstlich, aber die Rosen blühen noch und unter der Pergola hat sich eine kleine Gruppe amerikanischer Weinliebhaberinnen niedergelassen. Wir befinden uns in dem Weingut Val delle Rose der Familie Cecchi, in Poggio la Mozza, nur wenige Kilometer von der Ausfahrt Grosseto Süd der SS1 entfernt. Es lohnt sich, die vierspurige Schnellstraße zu verlassen, um durch Felder und Weinberge zu kurven, denn hier beherbergt jede Hügelkuppe ein renommiertes Weingut. Seit den 1990er Jahren hat sich das Bild dieser Landschaft entscheidend gewandelt. Es ist nicht mehr die Maremma amara“ die der Volksmund, aber auch die Rockröhre Gianna Nannini besingt, sondern mit dem Weinbau ist eine andere Stimmung eingekehrt.

Die Amerikanerinnen auf der Terrasse von Val delle Rose haben eine Weinguttour gebucht. Eine freundliche, kompetente Dame hat sie durch die edelstahlglänzende Kellerei und das Gewölbe mit hunderten von Holzfässern geführt und umfassend informiert über Lagen, Rebsorten und Weinbereitung. Aber das richtige Feeling vermittelt erst die Weinprobe im Anschluss kombiniert mit lokalen Spezialitäten.

Morellino und Vermentino
Die für den Chianti übliche Rebsorte Sangiovese gedeiht hier als Morellino und gibt sich milder und zugänglicher als beispielsweise die Weine aus dem Herzen der Toskana, dem Chianti Classico oder der Brunello di Montalcino. Rubinrot steht der Morellino, im Glas, der seit 2006 als DOCG-Wein Morellino di Scansano verkauft werden darf. Andrea Cecchi, der das Weingut „Val delle Rose“ vor über 20 Jahren gekauft hat, lange vor dem Maremma-Hype, hat viel dazu beigetragen, dass der Morellino di Scansano heute international bekannt ist. Der Morellino „La Mora“ von Cecchi, der in Italien und weltweit in Supermärkten verkauft wird ist einer der meistverkauften DOCG-Weine Italiens. Aber natürlich liegen in den Kellern auch ausgereiftere und feinere Tropfen, wie beispielsweise die Riserva „Poggio al Leone“ oder ein ganz neues Experiment des Gutsbesitzers: Der Vermentino „Cobalto“, der teilweise in Zementamphoren ausgebaut wird.

Vermentino ist der meistangebaute Weißwein der Maremma und diese Rebsorte der erlebt gerade ungeahnte Höhenflüge.  Der unkomplizierte, frische Weißwein gedeiht hier mit einer Brise salziger Meeresluft besonders gut. Drei Liegestühle auf dem Etikett des Vermentino „Litorale“ von Cecchi sagen alles: Ein Wein zum Aperitif aber auch zu einem sommerlichen Fisch oder Pastagericht.

Die Weinliebhaberinnen unter der Pergola genießen ihn zum Einstieg Ihrer Weinprobe zu einer Bruschetta mit frischen Tomaten und Olivenöl. Im Sommer wird er gerne auf der weitläufigen Terrasse des eleganten Anwesens serviert zum Sonnenuntergang mit Life Musik oder zu anderen Veranstaltungen, zu denen das Weingut einlädt. 

„DoctorWine“ empfiehlt
Sowohl der Vermentino „Cobalto“ als auch der Morellino „Poggio al Leone“ waren dem Herausgeber des „Ultimativen Weinführer Italiens“, Daniele Cernilli , eine Beschreibung und 93 Punkte wert. Und auch das gesamte Imperium Cecchi kann man in diesem Weinführer kennen lernen, denn zum Familienbesitz gehören so renommierte Adressen wie „Villa Cerna“, „Villa Rosa“, „Castello Monataùto“ oder „Tenuta Alzatura“. „DoctorWine“, wie der renommierte Weinkritiker auch gerne genannt wird, hat es sich zum Ziel gesetzt, die Weine in seinem Führer abzubilden, die es seiner Meinung nach Wert sind, getrunken zu werden. Knapp 3000 Weine empfiehlt „DoctorWine“ in dem gerade neu erschienenen Führer. Das ist die Auswahl, die er unter 20tausend verkosteten Weinen getroffen hat. Es ist also schon eine Auszeichnung überhaupt in dem Führer zu stehen. Er listet Weingüter und Weine aus ganz Italien auf, von Südtirol bis Sizilien, die alle nach dem internationalen System mit x/100 Punkten bewertet sind. Italienweinliebhaber*innen finden in dem 750 Seiten dicken Führer nicht nur die absoluten Spitzengewächse, sondern auch preiswerte Alltagsweine, die als solche gekennzeichnet sind. Das erst seit vergangenem Jahr auch auf Deutsch erscheinende Buch ist ein umfassender Wegweiser zu Italienischen Weinen – sei es daheim oder unterwegs.

„Der ultimative Weinführer“ kostet 25 Euro und ist im PiBoox Verlag erschienen.
Weitere Informationen www.valdellerose.it, www.famigliacacchi.it

Über den Autor*Innen

Hannelore Fisgus

Hannelore Fisgus ist freie Journalistin, Reporterin und Buchautorin. Sie liebt und berichtet über Italien, Reisen ins Land jenseits des Brenners und die typische italienische Küche.