Brescia: Weihnachtsshopping in der Kulturhauptstadt 2023

Große Marken, kleine Läden, made in Brescia und jede Menge Kultur: Brescia, die Hauptstadt der gleichnamigen norditalienische Provinz lässt die Herzen von Shoppingfans höherschlagen und zieht Kulturliebhaber in ihren Bann - (c) Maren Recken

Große Marken, kleine Läden, made in Brescia und jede Menge Kultur: Brescia, die Hauptstadt der gleichnamigen norditalienische Provinz lässt die Herzen von Shoppingfans höherschlagen und zieht Kulturliebhaber in ihren Bann.

Ein zartes Knacken beim Zubeißen, die Hülle aus Bitterschokolade gibt die Himbeerfüllung frei und beide verbinden sich zu einem harmonisch, schokoladigen Geschmackserlebnis. „Neben hochwertigen Zutaten liegt die Kunst der Pralinenherstellung vor allem darin, Füllung und Hülle in ein harmonisches Gleichgewicht zu bringen“, erklärt Giovanna Fonda, weshalb sie für die cremig-fruchtige Himbeerganache eine Hülle aus fein glänzender Bitterschokolade gefertigt hat. Die Füllung aus Waldfruchttee dagegen kombiniert sie mit einem Mantel aus Milchschokolade. „Beide Füllungen basieren auf roten Früchten, die Waldfruchttee-Ganache ist aber viel herber und enthält kaum Fette, daher braucht sie eine buttrige Hülle aus Milchschokolade für ein rundes Geschmackserlebnis“, gibt die ehemalige Steuerberaterin weitere Geheimnisse der Pralinenherstellung preis. Die Kunst des Schokoladenhandwerks hat Giovanna, nach dem missglückten Versuch für ihre Eltern Pralinen zu machen, bei einem Maître Chocolatier gelernt. „Eigentlich wollte ich nur lernen, richtige Pralinen zu machen und bin versehentlich in einem Kurs für Haut Patisserie gelandet“, erinnert sich die Frau, die so schnell nicht aufgibt. Sie hat die Ärmel hochgekrempelt und bewiesen, was in ihr steckt. Unter den Profis hat sie als beste abgeschlossen und anschließend ihre Steuerberaterkanzlei vermietet, um ihren süßen Traum zu leben: die eigene Schokoladenwerkstatt.  

Wenn Giovanna sich nicht weiße Handschuhe überstreift und die von den Kunden ausgewählten Pralinen einzeln und sorgfältig aus der Auslage ihres kleinen Ladens in eine Pralinenschachtel umsetzt, fertigt sie in der  Küche hinter dem Verkaufsraum Kunstwerke aus Schokolade. In der Weihnachtszeit gehören dazu auch handgemachte, liebevoll bis ins Detail ausgearbeitete Schokoladenweihnachtsbäume. Die passen besonders gut zur vorweihnachtlichen Reise ins festlich geschmückte Brescia, in dem die lichtergeschmückten echten Tannenbäume auf den vielen Plätzen der Stadt mit den über die Straßen gespannten und an Häuserfassaden dekorierten Lichtergirlanden um die Wette funkeln. Brescia ist eine Stadt, die lebt und ein Ort, an dem es sich leben lässt. Das wussten bereits die Römer, die im damaligen Brixia einen Kapitolinischen Tempel errichteten und prächtige Villen sowie ein Amphitheater erbauten. Ihnen folgten die Langobarden und mit diesen entstand über der römischen Siedlung das Kloster San Salvatore – Santa Giulia. Ein von der UNESCO als eines der bedeutendsten Baudenkmäler der Langobarden in Italien in die Liste der Welterbestätten aufgenommener Klosterkomplex, der heute das städtische Museum beherbergt und unter dem die Relikte aus römischer Zeit konserviert wurden. Dazu gehören auch Überreste des an „decumanus“ und „cardo“ rechtwinklig ausgerichteten römischen Straßennetzes.

Diese wurden nicht nur im Museum, sondern teilweise auch unter den Geschäften in den Bogengängen der Via X Giornate freigelegt. So öffnet sich durch ein Loch im Fußboden der Parfümerie oder unter der Treppe im Brillenladen der Blick auf römisches Straßenpflaster. Von der über der römischen Handelsstraße liegenden Shoppingmeile heutiger Zeiten sind es nur wenige Schritte zum Teatro Grande - Berlucchi, in dessen Foyer am Wochenende ein Theatercafé mit ganz besonderer Atmosphäre seine Pforten öffnet. Durch übermannshohe Glasflügeltüren werden die Cafébesucher hineingeführt in die Welt der Kunst. Ende des 16. Jahrhunderts von Francesco Tellaroli mit Fresken und Ornamentmalereien ausgestattet, ist die „Sala del Ridotto“ ein Paradebeispiel des italienischen Rokokos. Ein prachtvoller, mehrstöckiger Saal, in dem es immer neue Details zu entdecken gibt, während die Kellner zu dezenten Opernklängen mit Gläsern beladene Tabletts zu den Tischen balancieren. Bei einem Glas Pirlo, dem typischen brescianer Aperitif, unter den Blicken der an die Wände drapierten Putten, die über einen Spiegel die Gäste zu beobachten scheinen, lässt sich bestens die weitere Shoppingtour durch Brescia planen. Sie soll vorbei an den Auslagen der Geschäfte, die die großen italienischen und internationalen Marken präsentieren, zu den kleinen Läden mit made in Brescia führen soll.

„Alles, was Du strickst ist Liebe“, hat Laura Baresi auf die Glasfront ihres Atelierladens geschrieben. Vorne hängen handgestrickte Jacken und Pullover unter in Regale gestapelten Mützen. Hinten im Laden sitzt Laura und vernäht einen von ihr handgestrickten Pullover. Sie selbst trägt eine aus lachsfarbener Mohairwolle mit großen Maschen locker gestrickte Jacke. „Ich möchte Strickmode entstauben und aus der Oma-Ecke holen“, erzählt die Strickdesignerin, die an der Accademia delle Belle Arti di Brescia Szenografie und Theater studiert hat und bei ihren selbst designten, handgefertigten Kreationen auf stark leuchtende Farben und lineare geometrische Schnitte setzt. „Ich verarbeite ausschließlich reine Wolle, Mohair, Kaschmir und Seide, keine Acrylfasern“, betont Laura, die ihre Garne von italienischen Herstellern bezieht, die umwelt- und tierfreundlich produzieren.

Besonders tier-, respektive hundefreundlich ist auch das Konzept von Doggye Bag, einer Konditorei für Hunde.  „Unsere Produkte werden rund 20 Minuten von Brescia entfernt aus Rohstoffen hergestellt, die auch von Menschen verzehrt werden könnten“, erzählt Verkäuferin Veronica während sie einem Huskybesitzer Weihnachtsplätzen und für den vierbeinigen Liebling verkauft. Handgemacht und streng auf die Bedürfnisse von Hunden abgestimmt, wie Veronica versichert. Der Laden, der jeden Hund zum sabbern bringt, hat sich neben Leckerlis für jeden Tag auf besondere Backwaren für Hunde spezialisiert.  In der Weihnachtszeit gehört dazu der Canettone. Eine Version des italienischen Weihnachtsklassikers Panettone speziell für Hund, wahlweise klassisch oder auf Basis von Kochschinken oder Lachs. In Brescia bedeutet Weihnachtsshopping eben nicht nur Geschenke kaufen für die zweibeinige Lieben zu Hause, sondern auch ein essbares Weihnachtspräsent für den Vierbeiner shoppen.

Weitere Informationen für Ihren Besuch in Brescia finden Sie hier… 

Über den Autor*Innen

Maren Recken

Maren Recken ist als freie Journalistin mit Videokamera, Fotoapparat und Notizblock unterwegs. Häufig in Italien, am liebsten im Gespräch mit den Menschen vor Ort; auf der Suche nach einer besonderen Story und einem authentischen Reiseziel. Sie veröffentlicht online und in verschiedenen Tageszeitungen, dreht Videos und erstellt Imagefilme. Während und nach ihrem Germanistikstudium hat sie mit verschiedenen privaten Radio- und Fernsehsendern zusammengearbeitet. Bei La Nazione in Florenz hat sie in der Onlineredaktion erlebt, wie Journalismus in Italien funktioniert.