Die Erfolgsgeschichte von Concha y Toro begann 1883, als der Politiker und Geschäftsmann Don Melchor Concha y Toro für sein neu gegründetes Weingut Stecklinge aus Frankreich importierte. Gleichzeitig überzeugte er einen erfahrenen französischen Önologen aus Bordeaux mit einem sehr luktrativen Angebot, nach. Chile ins Maipo-Tal zu ziehen und die Trauben in Weine von hoher Qualität zu verwandeln. Diesem damals sehr revolutionären Schritt folgten viele bedeutende Meilensteine auf dem Weg zu einem der weltweit bedeutendsten Weingüter. Seit 1998 überwacht der Technische Direktor Marcelo Papa die weltweite Weinproduktion, inklusive der Kultmarke „Casillero del Diablo“. Lassen Sie uns gemeinsam eintauchen in die Welt von Concha y Toro.
Genussfreak: „Herr Papa, Concha y Toro gehört zu den 10 grössten Weinproduzenten der Welt. Können Sie uns die wichtigsten Meilensteine dieser Erfolgsstory näherbringen?“
Marcelo Papa: „Wow, ja in der Tat eine beeindruckende Geschichte. Ich glaube, der Erfolg basiert auf drei Dingen. Erstens Familie. Auch wenn das Unternehmen Concha y Toro seit Jahren börsennotiert ist, werden alle wichtigen Entscheidungen von der Familie getroffen. Zweitens das Weingut. Alle Weine sind darauf ausgerichtet, ein breites Publikum anzusprechen. Bei Concha y Toro steht der Kunde an erster Stelle. Drittens Flexibilität. Wir versuchen Trends vorauszusehen und pflanzen ganz bewusst immer wieder Traubensorten, von denen wir glauben, dass sie Erfolg haben könnten. Und wenn du die richtigen Traubensorten auf die richtigen Böden bringst und den Gaumen mit einladenden Aromen verwöhnst, dann kannst du flexibel auf neue Trends reagieren und hast manchmal sogar die Chance einen neuen Trend zu kreieren.“
Genussfreak: „Die Expansion von Concha y Toro führte zum Erwerb von zahlreichen Weingütern in verschiedenen Ländern. In welchen Ländern haben Sie Weingüter und wie viel Hektar Weinland insgesamt?“
Marcelo Papa: „Unser Hauptaugenmerk liegt auf den drei Regionen Chile, Argentinien und Vereinigte Staaten von Amerika. In unserem Heimatland Chile bewirtschaften wir neuntausend Hektar Weinland, in Argentinien sind es eintausend Hektar und in Kalifornien kommen wir auf zweihundert Hektar bewirtschaftete Rebfläche. Ausserdem versuchen wir in Spanien und Italien Fuß zu fassen. In Spanien wird unter unserer Kontrolle Tempranillo produziert und in Italien lassen wir Lambrusco produzieren. Diesen Lambrusco verschiffen wir nach Mexiko. Vielleicht werden wir in Zukunft auch Prosecco unter unserem Namen anbieten. Wenn es mein Unternehmen wäre, würde ich sofort auf dieses Pferd setzen.“
Genussfreak: „Welche Traubensorten bauen Sie vorwiegend in Chile an? Welche Rebsorten eignen sich gut?“
Marcelo Papa: „Wir bauen hauptsächlich Sauvignon Blanc, Chardonnay und Cabernet Sauvignon an. Das sind unsere wichtigsten Rebsorten. Weiterhin gedeihen bei uns gut die Sorten Pinot Grigio, Viognier, Pinot Noir, Malbec, Carmenere, Syrah und Cinsault.
Concha y Toro ist stark auf den Export ausgerichtet. Nur ungefähr siebzehn Prozent der Produktion bleiben in der chilenischen Heimat, der Rest wird exportiert. In wievielen Ländern der Welt sind die Weine erhältlich? Welche Länder sind Ihre stärksten Märkte? Möchten Sie neue Märkte erschliessen
Die Weine von Concha y Toro sind in einhundertsechsunddreissig Ländern zu finden. Das spricht für sich, oder?
Unser wichtigster Exportmarkt ist das Vereinigte Königreich. Der zweitwichtigste Markt sind die Vereinigten Staaten von Amerika. Es folgen Brasilien, Mexiko, Belgien, Niederlande. In Asien sind wir sehr gut in Süd-Korea, China und Japan vertreten. Aber auch die für uns nordischen Länder wie Schweden, Deutschland, Dänemark, Irland und die Schweiz wollen wir aufbauen.“
Genussfreak: „Die ganze Welt spricht vom Klimawandel. Ist eine Veränderung des Klimas in Chile spürbar und wenn ja, welche Auswirkungen spüren Sie in Bezug auf den Weinbau?“
Marcelo Papa: „Ich bin froh, dass Sie diese Frage stellen, denn der Klimawandel betrifft auch uns. Aber wahrscheinlich anders, als Sie denken. In Deutschland hat es andere Auswirkungen als in Chile. In Deutschland mag es vielleicht zu höheren Temperaturen führen, in Chile hingegen sinken die Niederschlagsmengen pro Jahr. Für eine gute Ernte benötigen wir ungefähr sechshundert Milliliter Regen pro Quadratmeter und Jahr. Da wir diese Menge in den letzten Jahren nicht mehr über den Regen erhalten, müssen wir künstlich bewässern.“
Genussfreak: „Biologischer Weinanbau ist immer mehr gefragt. Welche Länder fragen an meisten nach Weinen aus biologischem Anbau? Was tut Concha y Toro in dieser Hinsicht? Wo geht die Reise hin?“
Marcela Papa: „Zum heutigen Zeitpunkt sind nur unser Weingut in Kalifornien und das in der Emila Romagna biodynamisch zertifiziert. Unser erstes Ziel ist Nachhaltigkeit, unser zweites Ziel ist biologischer und biodynamisch zertifizierter Weinanbau. Und das braucht seine Zeit.“
Genussfreak: „Die Nachhaltigkeit haben Sie angesprochen und dies rückt vermehrt in den Blickpunkt der Konsumenten. Was verstehen Sie unter diesem Begriff und wie sieht Ihr Fahrplan für mehr Nachhaltigkeit aus?“
Marcelo Papa: „Für mich persönlich bedeutet Nachhaltigkeit, dass ich unsere Weingüter der folgenden Generation in einem weitaus besseren ökologischen Zustand übergebe, als ich sie 1998 vorgefunden habe. Wir haben ehrgeizige Pläne diesbezüglich und wollen spätestens 2050 CO2 neutral sein. Das weltweit tätige Unternehmen B Corp misst regelmässig die soziale, ökologische und ökonomische Gesamtleistung unseres Unternehmens. Ich glaube, dass wir in Bezug auf mehr Nachhaltigkeit einen guten und vor allem langfristigen Plan haben, den wir konsequent Stück für Stück umsetzen.
Im Vergleich zu 2020 konnte Concha y Toro seinen Absatz wiederum steigern und fuhr 2021 einen Umsatz von knapp 837 Milliarden chilenischer Pesos ein, umgerechnet fast 960 Millionen Euro. Den Gewinn gibt Concha y Toro mit 113 Millionen Euro für 2021 an und damit ein Jahr mit historisch guten Ergebnissen. Welche Zahlen erwarten Sie für 2023?
2021 war das beste Jahr in der Geschichte von Concha y Toro. Durch Corona hatten die Menschen mehr Zeit und haben auch mehr Wein konsumiert. Nach Corona waren wir von einem nie dagewesenen Kostensprung betroffen, den wir auch in höheren Preisen an unsere Kunden weitergeben mussten und somit ist der Umsatz zu fünfundzwanzig Prozent eingebrochen. Also kurz gesagt es ist keine “Zeit der Superlative”. Die ganz genauen Zahlen können Sie in unserem Geschäftsbericht nachlesen.“
Genussfreak: „Sie kommen täglich in Berührung mit den verschiedensten Weinen. Gibt es für Sie auch eine Lieblingsrebsorte und einen Lieblingswein?“
Marcelo Papa: „Ich mag sehr gern mineralische Weine, zum Beispiel Chablis, Albarino, weisse Burgunder und bei den Roten liebe ich Barolo und Barbaresco, Brunello und die Weine vom Etna, wie Nerello Mascalese.“
Genussfreak: „Die Welt ist nicht nur Wein. Welches Gericht ist Ihr Lieblingsgericht?“
Marcelo Papa: „Ich könnte viele verschiedene Gerichte aufzählen. Insbesondere mag ich die mediterane Küche und hierbei alles, was aus dem Meer kommt. Ein Teller Pasta Frutti die Mare und dazu ein leckerer Chardonnay. Das ist der Himmel auf Erden.“
Genussfreak: „Wir werden jetzt Ihre Weine degustieren. Können Sie den Lesern eine kleine Einführung geben? “
Marcelo Papa: „Sehr gerne! Wir probieren acht Weine, zwei Sauvignon Blanc, drei Chardonnay und drei Cabernet Sauvignon. Ich möchte Ihnen zwei Weine von dieser Degustation näherbringen. Bei den Weissweinen ist der Casillero del Diablo Chardonnay Riserve Especial 2021 ein Highlight und bei unseren Roten werde ich Ihnen gern zum Cabernet Sauvignon Riserva 2021 etwas erzählen.
Dieser Wein Diablo Chardonnay Riserve Especial 2021 wächst auf Böden in der in Limarí Region, die reich an rotem Ton und Granit sind, vierhundert Kilometer nördlich von Santiago de Chile. Der Boden trägt gut zu einer herrlichen Mineralität bei. Ständige Küstenwinde und Morgennebel regulieren die Temperaturen und ermöglichen uns so einen Wein zu keltern, der durch seine angenehme Säure, Frische und Eleganz besticht. An der Nase präsentiert sich der Wein mit dezenten Noten von Birne und weißem Pfirsich. Dann kommen Nuancen von Haselnuss durch, die auf einige Monate Reifungszeit in Fässern zurückzuführen sind. Am Gaumen ist er trocken, frisch, mittelkräftig und mineralisch. Die Präsenz von weißem Pfirsich sticht hervor, während sich auch sanfte Haselnussnoten am Gaumen zeigen. Der mittellange Abgang wird von einer leichten Salzigkeit begleitet. Verschiedene Fischsorten mit cremigen Saucen werden sich hervorragend mit diesem Wein vermählen.
Nun zum Cabernet Sauvignon Riserva 2021. Starten wir mit ein wenig Hintergrundinformationen. Cabernet Sauvignon ist die berühmteste Traubensorte der Welt und auch bei Concha y Toro in Chile die Star-Weinsorte. Diese ursprünglich aus dem Bordeaux-Gebiet Frankreichs stammende rote Traubensorte verbreitete sich in ganz Europa und konnte sich später in fast allen Weinländern der Neuen Welt, wie auch in Süd Amerika anpassen. Cabernet Sauvignon kam Mitte des neunzehnten Jahrhunderts nach Chile und wird in den verschiedenen Tälern angebaut. Im Central Valley findet diese Rebsorte die besten Klima- und Bodenbedingungen für seine Entwicklung. Diese Region zeichnet sich durch exzellente Bodenbedingungen und klar definierten Jahreszeiten aus. Die Sonne und die hohen Temperaturen im Frühling und Sommer sind für die optimale Reifung der Trauben unerlässlich, und führen zu eleganten, feinen und qualitativ hochwertigen Weinen.
Unser Cabernet Sauvignon Riserva stammt aus sehr guten Lagen im Central Valley und reift monatelang in amerikanischen Eichenfässern. Er präsentiert sich als ein intensiver rubinroter Wein mit mittlerem Körper und seidig festen Tanninen. Es begeistern Aromen von Kirschen, schwarzen Johannisbeeren, Pflaumen ein Hauch von Vanille und etwass getoastetem Brot mit einem frischen minzigen Abgang. Dieser Cabernet Sauvignon 2021 eignet sich hervorragend für ein Grillfest mit Freunden oder mit der Familie. Als Vorspeise empfehle ich Provolone-Käse und als Hauptgericht ein leckeres Steak. Aber auch Spaghetti Bolognese wäre eine gute Wahl.“
Genussfreak: „Gibt es noch eine Botschaft, die Sie unseren Lesern mitgeben möchten?“
Marcelo Papa: „Es gibt tolle Weine aus vielen verschiedenen Ländern. Insbesondere Chile möchte ich Ihnen ans Herz legen. Die Qualität unserer Weine ist wirklich so gut, dass Sie ruhigen Gewissens nach einem Concha y Toro Ausschau halten können.“
Genussfreak: „Herr Papa, wir danken Ihnen für das Interview.“
Über den Autor*Innen
Armin H. Müller
Armin – The White Glove Sommelier wurde 1964 in Braunschweig geboren, einer Region, die für ihr gutes Bier bekannt ist. Allerdings tranken seine Eltern lieber Wein. Sein erster Kontakt mit Getränken für Erwachsene war also Wein. Die Leidenschaft für Wein wuchs im Laufe der Jahre und die Weinkenntnisse nahmen zu.