Was treibt zwei junge Frauen an, eine Tradition wie die Kommunbrauerei am Leben zu halten? Es macht Spaß! Das spürt man bei den beiden Schwestern Kristina Arz und Kerstin Döhring. Sie sind mit Leib und Seele dabei!
Zuhause sind die beiden in Neuhaus an der Pegnitz. Dort gibt es seit 1470 ein Brauhaus, das Fürstbischof Weigand von Redwitz im 16. Jhd. den Neuhauser Bürgern schenkte. Seither durften diese im Brauhaus Bier brauen und in ihren Häusern verkaufen. Derzeit wird dieses Recht noch von vier Bürgern ausgeübt. Seit das Brauhaus der ehemaligen Falkenloch-Brauerei schließen musste und die Kommunerer keine eigene Bierwürze mehr herstellen konnten, beziehen die Neuhauser diese von zwei einheimischen Familienbrauereien und teilen sie unter sich auf. Gelagert wird sie im Felsenkeller, der immer wieder von Felsstürzen bedroht ist. Dass aus der Würze ein schmackhaftes Bier wird, dafür sorgt derzeit noch „Onkel Pauli“, der auch für die Wurstherstellung zuständig ist. Denn zum süffigen Bier wird ausschließlich Wurst aus eigener Herstellung serviert – außer sonntags, da ziehen Kristina und Kerstin auch mal einen duftenden Braten aus dem Ofen. Das Fleisch beziehen sie übrigens von einem Bauern aus dem nahen Mosenberg.
Das Brau- und Schankrecht liegt in Neuhaus auf dem Haus. Die Kommunen haben jahrhundertealte „Hausnamen“, die mit den heutigen Betreibern nicht viel zu tun haben: Die Familie Döth betreibt die „Schaffer“ Kommune, die Familie Benaburger den „Prunnhuber“ und die Familie Reindl, aus der die beiden Jungwirtinnen stammen, die Kommune „Hombauer“. So dauerte es nicht lange, bis aus Kristina und Kerstin die „Hombienen“ wurden.
Erst vor einem Jahr übernahmen die beiden Schwestern den Familienbetrieb. Seither stehen sie jeweils zwei bis drei Wochen ohne Ruhetag ab halb zehn am Morgen bis in die Nacht hinein in der Küche und hinter dem Tresen. Dann geben sie für zwei Wochen an die nächste Kommune ab. Pro Jahr schenken die Wirtinnen ca. 300 Hektoliter Bier aus. Die beiden sind in der Gastronomie auf der nahen Burg Veldenstein groß geworden und haben beide im Hotel- und Gastronomiefach gelernt. An ihrem neuen Betrieb lieben sie vor allem die unkomplizierten Gäste, die sich vor allem aus Stammgästen rekrutieren und die für die Hombienen zur zweiten Familie wurden. So kommt es, dass Kristina und Kerstin in ihrer zweiwöchigen Pause trotz Zeit für die eigenen Familien ihre Gäste schon wieder vermissen und sich auf die nächste Kommunenöffnung freuen.
Die Stammgäste, die den Wechsel am Tresen zunächst skeptisch beäugten und Angst um ihre geliebte Tradition hatten, sahen sich nach kurzer Zeit eines Besseren belehrt. Die Tradition wollen die beiden jungen Wirtinnen auf keinen Fall aufgeben. Sie führten nur behutsam Neuerungen ein („So Mädchenzeug wie Blumen auf den Tischen“ oder eine eigene Facebook-Seite), obwohl sie für die Zukunft noch viel vorhaben. Dazu gehört, sich selbst um das Bier im Keller und die Wurst zu kümmern, falls Onkel Pauli sich in den verdienten Ruhestand zurückziehen möchte.
Neuhaus und das Pegnitztal eignen sich hervorragend für einen kurzweiligen Urlaub, für abwechslungsreiche Wander- und Radtouren oder eine Kanufahrt auf der Pegnitz. Sehens- und besuchenswert sind die Maximiliansgrotte bei Krottensee, die man auf dem Karstkundlichen Wanderpfad erreicht, das historische Scheunenviertel in Velden, der urige Rastwaggon in Rupprechtstegen, die imposante Felskulisse bei Lungsdorf, das gemütliche Heuhotel und das reizende Insel-Café in Vorra oder das Naturschutzgebiet Wengleinpark mit uralten Eichen und Salamander-Lehrpfad in Eschenbach.
Weitere Infos: genuss.nuernberger-land.de
Über den Autor*Innen
Jörg Bornmann
Als ich im April 2006 mit Wanderfreak an den Start ging, dachte noch keiner an Blogs. Viele schüttelten nur ungläubig den Kopf, als ich Ihnen von meinem Traum erzählte ein reines Online-Wandermagazin auf den Markt zu bringen, welches eine hohe journalistische Qualität aufweisen kann, eine Qualität, die man bisher nur im Printbereich kannte. Mir war dabei bewusst, dass ich Reisejournalisten und Spezialisten finden musste, die an meine Idee glaubten und ich fand sie.