„Fondükscha“ und „Samichlaus“

Berner Weihnachtswelten

Puh! Die 254 Stufen zum Berner Münster hinauf wären geschafft. Die fleißigen Treppensteiger entlohnt in 101 Metern Höhe der grandiose Blick auf die stolzen Berggipfel der Berner Alpen, der im wahrsten Sinne atemberaubend ist. Eiger, Mönch und Jungfrau liegen majestätisch in der Ferne. Leicht verschleiert tragen sie bereits ihr schneeweißes Winterkleid.

„Gruezi“ ruft da Marie-Therese Lauper und tritt aus ihrer Wohnungstüre. Die einzige Turmwärterin der Schweiz ist hier oben zu Hause. Trotz der Abgeschiedenheit hat die Lehrerin auf dem höchsten Turm des Landes ab und an Stress. „Als Mesnerin bin ich in der Kirche tätig, bei Events und Konzerte sorge ich für das leibliche Wohl der Gäste und ganz wichtig sind natürlich die Glocken“, meint sie und präsentiert stolz die gusseisernen Prunkstücke. Hierzu gehören die Bürgerglocke und vor allem die „gewichtige Susanna“ aus dem Jahr 1611. Als größte Glocke der Schweiz wiegt sie 10 Tonnen und besitzt einen 400 Kilogramm schweren Klöppel. „An Sylvester komm ich immer ins Schwitzen,“ gesteht Lauper, „da wird’s stressig, wenn ich ganz präzise das neue Jahr einläute und viele 1000 Berner Zeugen sind.“


Zur Adventszeit kann es schon passieren, dass auch ein echter Hl. Nikolaus, auf schweizerisch „Samichlaus“, auf den Münsterturm kraxelt und Kinder mit kleinen Geschenken überrascht. Doch zur Dämmerstunde lohnt es sich in jedem Fall, unten gemächlich über den Münsterplatz zu bummeln. Hier glitzert, blinkt und duftet es herrlich nach Zimt und Glühwein.   

Simon Stuck und seine Kollegen haben sich vor zwei Jahren etwas Besonderes einfallen lassen. Inmitten der besinnlichen Stimmung bieten sie einen extravaganten Mitfahrdienst an. Mit selbstkonstruierten „Fondükscha“ (Fondue-Rikscha) kutschieren sie die Fahrgäste für eine Stunde durch die weihnachtliche Berner Innenstadt. Doch damit nicht genug, während der Tour servieren sie ein heiß dampfendes Käsefondue mit Brot und Weißwein. Außerdem erzählt der gutgelaunte Simon Anekdoten und Wissenswertes über seine Stadt.

Mit einem Kirschwässerli wird der Gast verabschiedet und der abendliche Rundgang kann zu Fuß fortgesetzt werden. Vorbei an den zahlreichen historischen Brunnen, wie der „Kindlifresser-“ oder „Gerechtigkeitsbrunnen“, lockt, auch nach dem Fondue, das Weihnachtsgebäck á la Swiss. Sie heißen „Brünsli“, Anischräbeli oder Mälanderli und schmecken allesamt himmlisch gut, während man entlang der 6,2 Kilometer längsten Shoppingmeile Europas, bummelt und genießt.


Märchenzug ins Emmental

Nicht nur für die Kleinen ist es ein Weihnachtsmärchen, mit dem „Kambly-Zug“ nach Trubschachen ins Emmental zu zuckeln. Eine Märchentante verkürzt mit spannenden Erzählungen den Kindern die Fahrzeit, bis sie von der bunt geschmückten Erlebniswelt verzaubert werden.

Hier kann man sich für die Feiertage mit „Chöschtlecheiten“ (Köstlichkeiten) reichlich eindecken. Über 200 Sorten Feingebäck, Waffeln, Pralinen und Schokoladen warten auf ihre Käufer. Wer möchte kann auch bei einem Workshop lernen, wie man Lebkuchen backt und verziert.

In der frischen, kühlen Winternacht führt der Weg noch über den Bärengraben. Nach alter Tradition lebt auch heute auf der Aarehalbinsel ein Bär und repräsentiert das mittelalterliche Wappentier der Stadt.

Ein bisschen hatte die Stadtführerin Carmen Schurch dann doch recht, als sie sagte: „Wir haben keine Altstadt, wir sind eine Altstadt.“

Info:

Berner Weihnachtsmarkt
www.marktbern.ch/weihnachtsmarkt/

 „Fondükscha“
www.rikschataxi.ch

Kambly Erlebnis Zugfahrt
www.kambly.ch

 

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