Frühe Lese, kleine Menge, aber gute Qualität

Frühe Lese, kleine Menge, aber gute Qualität - (c) Deutsches Weininstitut

 

 

Der Jahrgang 2017 hat in den deutschen Weinbaugebieten gute bis sehr gute Weinqualitäten bei oftmals geringen Erträgen hervorgebracht. Ungewöhnlich starke und weit verbreitete Fröste im April waren die Hauptursache für relativ große Ertragsverluste bei vielen Erzeugern. Die bundesweite Weinmosternte liegt in diesem Jahr mit geschätzten 7,5 Millionen Hektolitern voraussichtlich 18 Prozent unter dem Vorjahresergebnis sowie dem Zehnjahresmittel von neun Millionen Hektolitern.

In den deutschen Anbaugebieten war die Lese oft schon sehr früh abgeschlossen. Für eine mögliche Eisweinbereitung haben nur sehr wenige Betriebe Trauben in den Weinbergen belassen. Mit den geernteten Qualitäten ist man insgesamt sehr zufrieden. Eher leicht, fruchtig und finessenreich fallen die Weine des 2017er Jahrgangs aus und entsprechen damit dem aktuellen Geschmackstrend der Verbraucher.

Wie sich der Weinjahrgang in den 13 deutschen Weinbaugebieten entwickelt hat, zeigt die nachfolgende Übersicht.

Ahr (563 ha) Nachdem die Frühjahrsfröste im April die Erträge bereits reduziert hatten und im Sommer starke Niederschläge folgten, war an der Ahr die selektive Lese das Gebot der Stunde. Bei den früheifen Sorten wie Frühburgunder, hatte die Lese teilweise bereits im August eingesetzt. Die zweite Septemberhälfte brachte ideales Erntewetter, das der Hauptsorte der Region, dem Spätburgunder, aber auch dem Riesling sehr entgegen kam und zu guten Qualitäten führte. Die Ahr-Weine, von denen es mit geschätzten 31.000 Hektolitern etwa 21 Prozent weniger geben wird als im langjährigen Mittel, sind erfreulich extraktreich und gehaltvoll und werden mit guter Struktur und typischer feiner Sortenfrucht die Gaumen der Liebhaber erfreuen.

Baden (15.812 ha) Mit einem blauen Auge davongekommen, so fassen viele badische Erzeuger den Jahrgang 2017 zusammen. Die diesjährige Frostkatastrophe in Baden war die größte seit 1953. Manche Rebe erholte sich und trieb neu aus, doch Trauben trugen die neuen Triebe nur wenige. So wurden bereits Anfang Oktober, am Ende einer schnellen Weinlese, Erträge um 70 Hektoliter pro Hektar gemessen. Weniger hatte es zuletzt nur in den Jahren 2010 und 2013 gegeben. Die prognostizierte Erntemenge liegt mit 1,05 Millionen Hektoliter 15 Prozent unter dem Zehnjahresmittel und 19 Prozent unter dem Vorjahresergebnis. Die erreichten Mostgewichte und Qualitäten waren jedoch durchaus gut, gerade bei den später reifenden Sorten. Ende Oktober sorgte das sonnige Wetter noch vereinzelt für 2 Auslesen bis hin zu Trockenbeerenauslesen. Insgesamt fallen badischen 2017er Weine animierend aromenreich, komplex und vielschichtig bei harmonischer Säurestruktur aus.

Franken (6.107 ha) Man soll zwar mit Superlativen vorsichtig sein, aber die fränkischen Winzer sind sich einig: 2017 gab es in ihrem Anbaugebiet die schnellste und früheste Weinlese aller Zeiten. Das hängt natürlich mit den Wetterkapriolen zusammen, mit denen das Jahr nicht geizte. Die Schäden des Frühjahrsfrosts konnten in Franken mit viel Aufwand minimiert werden, sodass trotz einiger Hagelschäden im Sommer und starkem Regen sowie entsprechender Traubenselektion vor der Lese, die Erntemenge mit rund 487.000 Hektoliter voraussichtlich sogar etwas höher ausfallen wird, als im Vorjahr. Die Weine sind überwiegend erfrischend leicht und animierend fruchtig und stehen so in schönem Kontrast zum sehr konzentrierten, gehaltvollen Jahrgang 2015 und ergänzen die fruchtbetonten 2016er. Der schlanke, elegante 2017er ist ein ausgesprochen ansprechender Franken-Jahrgang!

Hessische Bergstraße (461 ha) Ein turbulentes Jahr liegt hinter den Winzern von der Hessischen Bergstraße. Es gab nicht nur durch Frostschäden Einbußen in der Menge, von denen die Erzeuger unterschiedlich stark betroffen waren. Probleme bereitete auch die teils feuchte Witterung. Daher mussten die Winzer in Handarbeit streng selektieren, um die Qualität zu erhalten. Zum Glück gab es dann im September kühle Nächte, wenn auch zu Beginn etlichen Regen, der die Lese, die schon früh eingesetzt hatte, noch mehr beschleunigte. Um den 10. Oktober war dann bereits alles im Keller. Alles in allem liegen die Mengen mit 25.000 Hektolitern deutlich unter dem üblichen Ergebnis von 31.000 Hektolitern, doch stimmt die Qualität, vor allem bei den später reifenden Sorten wie Riesling. Der Bergsträßer 2017er wird sortentypisch und frisch, vor allem aber auch leichtfüßig und elegant ausfallen.

Mittelrhein (467 ha) Die Winzer am Mittelrhein blieben von größeren Ernteverlusten durch die April-Fröste weitgehend verschont. So wurden in den Steillagen vergleichsweise erträgliche Tiefsttemperaturen um minus 2 Grad Celsius gemessen. Allerdings stellte das Jahr die Winzer auf andere Weise vor große Herausforderungen, etwa durch viel Niederschlag im Sommer und wechselhaftes, feuchtes Wetter zur Erntezeit mit nur wenigen Ausnahmen. Es musste aufwändig selektiert werden, um gesunde von faulen Beeren zu trennen. Wer hier gewissenhaft arbeitete, konnte gute Qualitäten einfahren. Die im September bereits begonnene Lese war Anfang Oktober schon weitestgehend abgeschlossen. Auch edelsüße Spezialitäten bis zur Trockenbeerenauslese wurden geerntet. Die Erntemenge beträgt rund 33.000 Hektoliter und entspricht damit ungefähr dem Vorjahresergebnis. Die Weine präsentieren sich aromatisch und ausgewogen bis konzentriert mit schönem Süße-Säure-Spiel.

Mosel (8.796 ha) An der Mosel wurde so früh wie noch nie und mit einem so niedrigen Mengenergebnis wie seit einem halben Jahrhundert nicht mehr gelesen. Das lag natürlich an den Aprilfrösten, von denen fast ein Drittel der Mosel-Rebfläche betroffen war. Selbst Steillagen litten, was höchst selten vorkommt, weil normalerweise die Kaltluft nach unten abfließt. Mit 600.000 Hektolitern fällt die Erntemenge deutlich geringer aus als das langjährige Mittel von 800.000 Hektolitern. Der Sommer brachte warmes, trockenes Wetter ebenso wie Starkregen und vereinzelt Hagelunwetter. Mit einem Lesebeginn Mitte September wurde der bestehende Frühstartrekord von 2011 um zehn Tage übertroffen. Später gelesene Rieslingtrauben konnten noch von dem günstigen Wetter in der zweiten Septemberhälfte profitieren. Es gab nicht nur gute Mostgewichte, die bei edelsüßen Trauben bis 200 Grad Oechsle reichten, auch die Fruchtsäurewerte sind harmonisch. Feingliedrig, spielerisch und mineralisch werden die 2017er Moselweine sein, mit einer breiten Qualitätspalette bis hin zu Trockenbeerenauslesen, besonders an der Saar und Mittelmosel.

Nahe (4.205 ha) Die Frostnacht des 20. April schädigte die Reben an der Nahe teilweise auch in Spitzen- und Steillagen erheblich. An Vergleichbares konnten sich selbst altgediente Winzer kaum erinnern. Um 30 bis 80 Prozent lagen die Erträge unter den üblichen Ergebnissen. Gut, wer in den gefährdeten Lagen Fackeln anzünden und die Trauben weitestgehend retten konnte. Auch Hagelschäden gab es im Laufe des Jahres zu allem Überfluss, sodass sich das geschätzte Minus auf 18 Prozent gegenüber dem langjährigen Mittel beläuft. Das meist günstige Wetter im Sommer und zur Lese wirkte sich dann aber positiv auf die verbliebenen Trauben aus, die ansprechende Mostgewichte erzielten. Mit großem Einsatz bemühten sich die Winzer um jede gesunde Traube. Und diese Mühe wird belohnt: Die Nahe-Weine des Jahrgangs 2017 präsentieren sich sortentypisch, gehaltvoll und sehr schön ausbalanciert.

Pfalz (23.590 ha) Auch im zweitgrößten deutschen Weinbaugebiet wird es 2017 guten aber weniger Wein geben. Denn die Pfälzer Winzer haben, bedingt durch Frostschäden im April, mit rund 1,8 Millionen Hektolitern etwa 19 Prozent weniger Trauben als im Durchschnitt eingefahren. Nach einem regenreichen Juli war der Wettergott im August und September jedoch einigermaßen freundlich gestimmt. Zur Ernte, die im August früh begann, war das Wetter mit warmen Tagen und kühlen Nächten perfekt für eine gute Aromaausprägung. Im September kühlte es dann gegen Ende der Lese ab, wobei sich der Regen in Grenzen hielt. So bildeten die Trauben viel Zucker und wiesen gute Säurewerte auf. Der 2017er Jahrgang verspricht in der Pfalz charaktervolle und ausdrucksstarke Weine mit schönem Aromenspiel, besonders bei den Bukettsorten wie Sauvignon Blanc oder Muskateller. Die Jungweine präsentieren sich bereits sehr animierend und ansprechend.

Rheingau (3.168 ha) Der Jahrgang 2017 bewies erneut, dass die klimatischen Herausforderungen für die Rheingauer Winzer nicht abnehmen. Die Erntemenge von geschätzt 180.000 Hektoliter liegt um rund 18 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Schuld daran waren in erster Linie Fröste im April und zusätzlich ein größerer Hagelschäden im August im mittleren Rheingau. Manches konnte die Natur durch gutes Wetter während der Rebblüte sowie zur Erntezeit noch ausgleichen. Anfang August wiesen die Reben noch einen Vegetationsvorsprung von zehn Tagen gegenüber dem langjährigen Mittel auf. Eine gute Traubenselektion war nach heftigen Niederschlägen während der Reifephase nötig, die letztendlich bei den spät reifenden Hauptrebsorten Riesling und Spätburgunder sehr gute Traubenqualitäten und Mostgewichte hervorbrachte. „Die Winzer erwarten einen guten Jahrgang“, bilanzierte der Rheingauer Weinbaupräsident Peter Seyffardt. Aromareiche Weine mit harmonischer Fruchtsäure und guter Struktur prägen den aktuellen Jahrgang.

Rheinhessen (26.628 ha) Die Erntemenge im größten deutschen Anbaugebiet liegt mit geschätzten zwei Millionen Hektolitern deutlich, nämlich rund 20 Prozent, unter dem Vorjahr und dem langjährigen Durchschnitt. Ursachen waren Fröste im April und Hagelunwetter insbesondere im Kreis Alzey-Worms im weiteren Jahresverlauf. Auch sonst hatte 2017 für die Rheinhessischen Winzer so manche Klippe in petto. Mit einer „Achterbahnfahrt“ wurde der Jahrgangsverlauf beschrieben und erforderte starke Nerven. So zeigte der sich der Wettergott während der äußerst frühen Lese gnädig, nachdem es kurz zuvor noch stark geregnet hatte. Das milde Wetter mit seinen kalten Nächten hat vielen Trauben auf der Zielgeraden noch zu einer guten Reife und viel Aroma verholfen. Die Jungweine präsentieren sich in Rheinhessen sehr fruchtbetont bei ausgeglichener Säurefrische. Besonders vom herausfordernden Jahrgang 2017 profitiert haben die spätreifen Sorten, wie der Riesling.

Saale-Unstrut (765 ha) Für die Winzer an Saale und Unstrut ging ein gutes Jahr zu Ende. Größere Wetterprobleme hatte es in den geschützten, oft terrassierten Lagen an den Flüssen nicht gegeben, Frostschäden im April blieben im Osten Deutschlands weitestgehend aus. Die Mischung aus Sonne, Niederschlägen und Wärme im Sommer war für die Reben ideal und ließ die Laubwände stark wachsen. Ungewöhnlich lange reiften die Trauben, deren Lese Anfang September begann. Die trockenen Weine fallen filigran, fruchtig und leichtfüßig aus, typisch Saale-Unstrut. Aber bis Mitte Oktober, dem Abschluss der Weinlese, konnten auch gehaltvolle Spätlesen geerntet werden. Mit geschätzten 58.000 Hektolitern liegt die Erntemenge sogar leicht über dem Vorjahresergebnis von 54.000 Hektolitern, ein Plus von rund 7 Prozent.

Sachsen (499 ha) Im östlichsten deutschen Weinbaugebiet blieben die großen Schäden durch Fröste ebenfalls aus. Dort stimmten die Mengen wie auch die Qualität. Die Trauben hatten bei oftmals warmen Wetter viel Zeit zum Reifen, bis in die zweite Oktoberhälfte dauerte die Lese, sodass etwa beim Riesling Mostgewichte bis in die hohen Neunziger Oechslegrade erreicht werden konnten. Fruchtige, saftige Weine mit guten Extrakten sind das gute Ergebnis. Die prognostizierte Erntemenge liegt mit rund 27.000 Hektolitern zwar knapp unter dem Vorjahresergebnis, aber dafür deutlich über dem langjährigen Mittel von 21.000 Hektolitern. 2017 war in Sachsen ein gutes Weinjahr mit einer langen Lesephase, das die Mühe der Winzer belohnt hat. Die größte Tugend war neben der eifrigen Arbeit im Weinberg und der sorgfältigen Selektion die Geduld, die den Trauben die nötige Zeit zur Reife gab.

Württemberg (11.306 ha) In Württemberg zeigt sich zum Ende des Weinjahres 2017 ein recht heterogenes Bild. Viel Mühe hatte das Jahr gebracht, die schweren April-Fröste zum Teil erhebliche Ertragsausfälle verursacht. In manchen Fällen mussten 25 bis 30 Prozent und in Regionen wie im Taubertal oder der Hohenlohe sogar 50 bis 60 Prozent Minus verkraftet werden. Die Erntemenge im gesamten Gebiet liegt mit geschätzten 850.000 Hektolitern 20 Prozent unter dem langjährigen Mittel und voraussichtlich 26 Prozent unter dem Vorjahresergebnis. Ungünstiges Wetter zur Ernte erzwang vielerorts eine frühe und zügige Lese, die zum großen Teil so schnell wie selten innerhalb von drei Wochen abgeschlossen war. Das lag auch daran, dass die spät reifenden Sorten, gleich nach den Frühen geerntet werden mussten. Mit den eingebrachten Qualitäten sind die Württemberger Weingärter zufrieden, besonders die spätreifen Sorten erbrachten gesunde Trauben mit hohen Mostgewichten. Das lässt einen Jahrgang mit sortentypischen, ausgewogenen und fruchtigen Weinen erwarten.

 

Über den Autor*Innen

Jörg Bornmann

Als ich im April 2006 mit Wanderfreak an den Start ging, dachte noch keiner an Blogs. Viele schüttelten nur ungläubig den Kopf, als ich Ihnen von meinem Traum erzählte ein reines Online-Wandermagazin auf den Markt zu bringen, welches eine hohe journalistische Qualität aufweisen kann, eine Qualität, die man bisher nur im Printbereich kannte. Mir war dabei bewusst, dass ich Reisejournalisten und Spezialisten finden musste, die an meine Idee glaubten und ich fand sie.