Landesausstellung „200 Jahre Salzburg bei Österreich“

Salzburger Schätze, wie dieser Abguss einer antiken Statue, zu Gast in Salzburg

Eine Schatzkammer ohne Schätze? Die Ausstellung „Schatzkammer Salzburg“ beginnt mit einer leeren Schatzkammer, in der nur Wände aus pressten Holzspänen zu sehen sind. Diese Wände symbolisieren die Transportkisten, in denen die Schätze damals aus Salzburg abtransportiert wurden. Der nächste Raum zeigt die Salzburger Schätze, die Salzburg allerdings nicht mehr gehören: Sie sind Leihgaben aus Bayern, Florenz, Paris und Wien. Die Ausstellung „Schatzkammer Salzburg“ ist ein Teil der Landesausstellung „200 Jahre Salzburg bei Österreich“. In den turbulenten Zeiten Salzburgs von 1800 bis 1820, während der Napoleonischen Kriege und während die Stadt fünf Herrschaftswechsel erlebte, wurden viele Kunstwerke in alle Winde verstreut. Von vielen fehlt bis heute jede Spur. Einige Schätze befinden sich heute in Wien, Paris, München, London, St. Petersburg, Prag und Florenz. Es war damals üblich, dass die jeweils neuen Regenten von Salzburg die Kunstgegenstände als Eigentum betrachteten und mitnahmen oder verkauften. So nahm Kurfürst Ferdinand III. von Toskana, als er Kurfürst in Salzburg war, einen Teil des Salzburger Domschatzes mit nach Würzburg und später nach Florenz.

Salzburger Schätze kehren vorübergehend zurück

Für die Landesausstellung mussten 39 Objekte ausgeliehen werden. „Diese 39 Objekte waren in dieser Zusammenstellung und Vielfalt noch nie zu sehen – eine absolute Premiere“, erklärt der Chefkurator der Ausstellung Peter Husty. Diese Leihgaben zeugen vom Reichtum Salzburgs in der Zeit der Fürsterzbischöfe. Jede dieser Leihgaben kann eine spannende Geschichte über ihre Entstehung und ihren Standortwechsel erzählen. Das Highlight der Ausstellung ist der Jüngling von Magdalensberg, er ist eine der bedeutendsten römischen Funde im Ostalpenrau. Die Bronzestatue wurde 1502 von einem Bauern beim Pflügen entdeckt und nach Salzburg gebracht. Der Erzbischof von Salzburg, Matthäus Lang, trat gerade sein Amt an. Als Salzburg von 1806 bis 1809 zu Österreich gehörte, wurde die Statue in das Wiener Antikenkabinett gebracht und nie mehr zurückgegeben. Als die Statue 1986 wissenschaftlich untersucht wurde, war das Ergebnis verblüffend: Die antike Statue entpuppte sich als ein Abguss aus dem 16. Jahrhundert. Aus Aufzeichnungen ließ sich rekonstruieren, dass ein ähnlicher Jüngling in den Gärten von Aranjuez in Spanien bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts stand, danach verliert sich jedoch jede Spur. Wie und unter welchen Umständen das vermeintliche Original nach Spanien kam und verschwand, gleicht einem frühneuzeitlichen Kriminalfall. Auch andere Kunstwerke, wie die „Hesperide den Drachen Ladon fütternd“ aus Elfenbein aus dem frühen 17. Jahrhundert, wurde in die kaiserliche Sammlung in Wien aufgenommen. Die nur etwa 30 Zentimeter große Elfenbeinstatue wurde von einem Salzburger Furienmeister meisterhaft gearbeitet.

Ein Harnisch weltweit aufgeteilt

Die Geschichte des vergoldeten Prunkharnisches des Erzbischofs Wolf Dietrich von Raitenau ist verwirrend. Die Reitergarnitur besteht aus 40 Einzelteilen, die je nach verschiedenen Turnierarten kombiniert werden konnten. 24 Teile gehören heute zum Bestand des Bayerischen Nationalmuseums in München, weitere acht Teile sind in der Wallace Collection in London und ein Helm ist im Besitz der Eremitage in St. Petersburg.

Zwei Zepter der Universität Salzburg

Die Salzburger Benediktineruniversität ließ 1656 zwei prunkvolle und reich verzierte Zepter anfertigen. Die Zepter wurden 1812 nach Bayern gebracht und der Universität Würzburg zur Verfügung gestellt. Ein Salzburger Archivar fand anlässlich des 300-Jahr-Jubiläums der Salzburger Benediktineruniversität die Zepter in alten Bestandslisten. 1944 konnte der Gauleiter und Reichsstudentenführer Gustav Adolf Scheel überzeugt werden, die Zepter zurückzugeben. Die Salzburger Universität hat die Zepter für die Landesausstellung zur Verfügung gestellt.

Prachthandschriften aus der Türkenbeute

Als die Türken Wien belagerten, hatte Erzbischof Max Gandolf in Salzburg Soldaten zur Unterstützung nach Wien gesandt. Nach der Befreiung Wiens erhielt er zur Belohnung kostbare Handschriften, ein türkisches Zelt und eine türkische Fahne. Unter den alten Handschriften befand sich eine Prachthandschrift auf Pergament aus dem 16. Jahrhundert, die „Khamsa“ des persischen Dichters Nizami, der im 12. Jahrhundert gelebt hat. Als die Franzosen Salzburg besetzten, nahmen sie die alten Schriften nach Paris mit. Als die Bayern 1810 die Herrschaft über Salzburg übernahmen, forderten sie die alten Schriften aus Paris zurück, und so gelangte die alte Schrift „Khamsa“ als bayerische Beute nach München und gehört heute der Bayerischen Staatbibliothek.

Zu einem Schatz gehören Münzen. Die Sammlung Salzburger Münzen des Kloster St. Peter um 1800 war einzigartig in ihrer Vollständigkeit. Als Franz I., dem österreichischen Kaiser, vom Abt Dominikus Hagenauer die Sammlung angeboten wurde, hatte dieser geantwortet: „Beileibe nicht, diese Sammlung muss hierbleiben, sie gehöret zur Geschichte Salzburgs“. Während der bayerischen Herrschaft musste die Sammlung doch die Stadt verlassen und ist jetzt im Bestand der Staatlichen Münzsammlung in München.

Besonders schön sind die Tafelbilder eines gotischen Flügelaltars aus der Mitte des 15. Jahrhunderts von Conrad Laib. Sie wurden vom Belvedere in Wien zur Verfügung gestellt.

Auch aus Wien wurde der Codex Odalberti aus St. Peter, das älteste Salzburger Traditionsbuch, das 934/935 am Ende der zwölfjährigen Amtszeit von Abt Adalbert II. geschrieben wurde, für die Ausstellung zur Verfügung gestellt. Im Codex sind die wirtschaftlichen, sozialen und rechtlichen Verhältnisse des Klosters im ersten Jahrtausend aufgeführt und geben Einblicke in das damalige Klosterleben. Ebenso aus Wien kommt die Urkunde von Papst Alexander II. zur Gründung des Bistums Gurk. In der erlaubt der Papst dem Erzbischof Gebhard (1010-1088) die Gründung eines Bistums. Es ist die älteste österreichische Urkunde, in der Kaiser Ludwig des Frommen der Salzburger Kirche Immunität und Königschutz bestätigt.

Durch den Handel mit Salz, Gold und Silber ist Salzburg reich geworden. Die größten Architekten, Bildhauer, Maler und Handwerker jener Zeit wurden von den Fürsterzbischöfen nach Salzburg geholt. Sie schufen ein städtebauliches Meisterwerk, das heute als Weltkulturerbe der Unesco geschützt wird. Außerdem sammelten die Salzburger Fürsterzbischöfe über Jahrhunderte Gemälde, Grafiken, Skulpturen, Waffen, Münzen, Möbel, Bücher und Landkarten. Vieles davon wurde eigens für Salzburg angefertigt.

„Erzähl mir Salzburg“ Sonderausstellung 2 im Rahmen der Landesausstellung

Im Rahmen der Landesausstellung wird die Ausstellung „Schatzkammer Salzburg“, mit „Erzähl mir Salzburg“ und „Am Schauplatz“ ergänzt. Beide Ausstellungen zeigen, wie es früher in Salzburg war. Mit Exponaten aus dem Archiv des Museums sowie Installationen und Videoanimationen erhält man einen Einblick in die wechselnde Geschichte Salzburgs. Der Bogen spannt sich vom reichen Fürstbistum über Kriege und wechselnde Herrscher bis zum heutigen Tag. In zwölf Themenbereichen lädt die Ausstellung „Erzähl mir Salzburg“ ein, die Stadt aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu entdecken. Die letzten zwei Jahrhunderte bilden den Leitfaden. So widmet sich die Ausstellung den Salzburger Sagen, Archäologischen Funden, dem Lied „Stille Nacht“, das 1816 vom Salzburger Josef Mohr verfasst und von Franz Xaver Gruber vertont wurde, Hayden und Mozart sowie Max Reinhardt und Hugo von Hofmannsthal mit dem Beginn der Salzburger Festspiele von 1920. Die Goldegger Stube aus Zirbenholz von 1606 wurde gerade noch vom Museum gekauft und damit gerettet, da der Hof abbrannte und sie ist jetzt im Museum aufgebaut.

1816 war ein Jahr ohne Sommer: Durch den Vulkanausbruch 1815 in Indonesien hatten Aschewolken den Himmel verdunkelt, dadurch ist die Ernte ausgefallen und eine Hungersnot brach aus. Ein Brot hat damals umgerechnet zehn Euro gekostet. Man hat Ersatzstoffe zum Brotbacken wie zum Beispiel Sägemehl verwendet. Im Literaturschrank findet man Berthold Brecht und Peter Handke. Auch das schwere Erbe der Geschichte ist mit einbezogen. So gibt es Gemälde der entarteten Kunst und nationalsozialistischer Kunst. Ein Fenster im Museum gibt den Blick frei auf den Platz vor dem Museum, auf dem damals Bücher verbrannt wurden. Drei Goldinstallationen von Lisl Ponger befassen sich mit 150 Nationalitäten, die in Salzburg wohnen. Salzburg war schon von jeher ein Ort der Zu- und Abwanderungen. Die “Schatzkammer Salzburg“ beginnt mit dem Gold, das nicht mehr da ist und die andere Ausstellung „Erzähl mir Salzburg“ endet mit dem Gold in einer Installation.

Sonderausstellung 3 „Am Schauplatz“

Die Jahre zwischen 1797 und 1816 waren für Salzburg eine fast bilderlose Zeit. Damit die Geschichte nicht vergessen wird, sind zeitgenössische Fotokünstler zu historischen Plätzen gegangen und holten mittels Videoanimationen die Salzburger Geschichte in das Museum. Die Orte sind unter anderen das Schloss Mirabell, die alte Residenz – der Wohnsitz der Fürsterzbischöfe für Jahrhunderte sowie Schloss Schönbrunn – hier wurde der Vertrag von Napoleon unterschrieben, der Salzburg erstmals zu Österreich brachte.

Kontakt:

Landesausstellung „200 Jahre Salzburg bei Österreich“
30. April bis 30. Oktober 2016

Mozartplatz 1
A-5010 Salzburg

Führungen Tel.: +43-662-620808-200, salzburg2016@salzburgmuseum.at, www.salzburg200.at, www.salzburgmuseum.at

Über den Autor*Innen

Gabi Dräger

Wo findet man Gabriele Dräger in den Bergen? Natürlich in einer Alm bei einer Brotzeit., denn Almen mit guter Küche ziehen sie magisch an. Gipfel nimmt sie auch hin und wieder mit. So hat sie einige 5.000er beim Trekking in Süd Amerika und Nepal, bestiegen. Ihre Hochleistung war der Kilimandscharo mit 5.895 Meter. Kultur und Brauchtum faszinieren sie genauso, wie Städte und Kunstausstellungen. Obwohl sie gerne in urigen Berghütten übernachtet ist sie dem Luxus von guten Hotels nicht abgeneigt.