Was heute oftmals als Luxusprodukt angepriesen wird hat seinen Ursprung oftmals in der ländlichen Hausbäckerei. Gerade in vor- und hochalpinen Gebieten, die vom Spätmittelalter an hauptsächlich von der Viehwirtschaft lebten, war Mehl teuer. Aus wenigen Zutaten musste im wahrsten Sinne des Wortes etwas Besonderes gezaubert werden und hat damit Einzug in das kulinarische Erbe der Alpenregion genommen. Heute sind aus diesen anfänglich einfachen Zutaten typische Schweizer Guetzli, also „Gebäcke“ geworden, die als Spezialitäten mit zahlreichen Gewürzen und Zutaten verfeinert wurden. Geschenke, die das Herz erfreuen, von denen aber selten jemand den Ursprung kennt. Wer auf Reisen in den Kanton Graubünden kommt, sollte diese drei Spezialitäten daher auf jeden Fall probieren.
Bündner Nusstörtli
Die Bündner Nusstorte gehört zu den Klassikern aus dem Schweizer Kanton Graubünden. Die Backspezialität aus Mürbeteig ist mit Karamell und Baumnüssen – so werden in der Schweiz die Walnüsse genannt – gefüllt. Eben dem traditionellen Birnenbrot ist die Bündner Nusstorte eines der bedeutendsten Exportprodukte der Graubündener Konditoren. Als kleinstes Nusstörtli der Welt wird die Spezialität seit 2014 von La Conditoria in Sedrun hergestellt. Der kleine Ort liegt 1405 Meter hoch über dem Meeresspiegel und ist als Quelle des Rheins bekannt. Doch mittlerweile tragen auch die begehrten Mini-Törtli den Namen des Kantons als Backwaren-Souvenir in die ganze Welt.
Birnenweggli
Das „Bireweggli“ ist ein Kleingebäck und gehört zur großen Familie der Birnenbrote, die sich als kulinarisches Erbe der Schweiz bis ins Mittelalter zurückverfolgen lassen. Da in hochalpinen Gebieten fast ausschließlich Viehwirtschaft betrieben wurde, war das Mehl teuer und so wurde mit gedörrten Birnen der Mehlteig gestreckt. Aus den haltbaren Birnenbroten entwickelte sich das Bireweggli als Kleingebäck, das bis in die 1930-er Jahre noch als Luxusgebäck galt. Heute wird es vor allem als Zwischenmahlzeit konsumiert, wiegt zwischen 60 und 120 Gramm und besteht aus einem Hefeteig mit Birnenmusfüllung.
Guetzli Nussgebäck
Spricht man in Deutschland von Keksen und Plätzchen, so werden in der Schweiz Guetzli gebacken, die ihren Ursprung in der Weihnachtsbäckerei haben. Während einst aufwändige Backwaren in Klöstern hergestellt und an Weihnachten an die Armen verteilt wurden, zählen die „Guetzli“ heute zu den ganzjährig erhältlichen Schweizer Spezialitäten, die sich für den kleinen Hunger für zwischendurch größter Beliebtheit erfreuen. Fast majestätisch thront das Edelweiss als Motiv der wohl berühmtesten Alpenblume auf dem handgroßen Springerle, und adelt damit mit Nussmasse gefüllten Eierschaumteig.
Über den Autor*Innen
Sabine Zoller
Sabine Zoller lebt im Schwarzwald und hat sich als Historikerin intensiv mit der Region beschäftigt. Als freie Journalistin schreibt sie für verschiedene online Portale, Magazine und Tageszeitungen. Kultur, Handwerk und Brauchtum fasziniert Sie ebenso wie gute Küche und Natur. Ihre Berichte beschäftigen sich mit landschaftlich reizvollen Regionen und lukullisch attraktiven Stationen und machen Lust auf Reisen.