Valencia - Sonne, Spaß und jede Menge Genuss

Valencia, Sonne, Spaß und jede Menge Genuss - (c) Susanne Wess

Wenn Feinschmecker den Namen Valencia hören, denken sie wohl in erster Linie an die saftigen Orangen, die in weiten Feldern rund um die drittgrößte Stadt Spaniens wachsen, und an die berühmte „Paella Valenciana“. Doch Valencia hat noch weit mehr zu bieten – und das nicht nur kulinarisch.

„Ein Saft, ein Euro! Kaufen Sie jetzt Ihre Vitamine für den Tag!“ preist Händler Alvaro auf dem Mercado Central seinen frischgepressten Orangensaft an. Dass er und seine Kollegen die Vitaminbombe so billig abgeben können, liegt an der überbordenden Fülle an Zitrusfrüchten, die im Hinterland von Valencia wachsen. Doch nicht nur beim Obst ist der in einem wunderschönen Jugendstilgebäude untergebrachte Markt ein mediterranes Schlaraffenland: Knackige Artischocken, Tomaten in allen Rottönen, knallgrüne Paprikas und dicke Bündel von lila Zwiebeln sind stilvoll zu Pyramiden aufgeschichtet und preisen sich geradezu als Beilage zu den fangfrischen Fischen und Meeresfrüchten an, die in der angegliederten Fischhalle feilgeboten werden. Auch wenn man „nur“ als Urlauber auf dem Markt unterwegs ist, lohnt es sich, eine Tüte der feuerroten Carabiñero-Garnelen oder einen Wolfsbarsch zu erstehen. Denn direkt draußen vor dem Eingang befindet sich das kleine Restaurant „El Trocito del Medio“. Hier kann man sich für kleines Geld den frischen Fisch nach Wunsch zubereiten lassen und ihn vor Ort mit den passenden Beilagen genießen. „Dieses Angebot schätzen Touristen besonders, denn sie lieben es, hier an einem Tisch in der Sonne zu sitzen und bei Fisch und Weißenwein dem bunten Treiben zuzusehen“, berichtet Kellner Ramon.

Ja, die Sonne hat es uns Nordlichtern angetan. In Valencia scheint sie rund 300 Tage im Jahr, sogar im Winter klettern die Tagestemperaturen oftmals über 20 Grad. Kein Wunder also, dass die Valencianos einen Großteil des täglichen Lebens ins Freie verlegt haben. Ihr Wohnzimmer sind die vielen kleinen und großen Plazas, der Park entlang des trockengelegten Flusses Turia, der sich wie ein umgekehrtes S durch die Stadt schlängelt, oder ihre geliebten Stadtstrände. Vor allem an der Playa de Malvarosa herrscht am Sonntag das ganze Jahr über reges Treiben, dann nämlich wenn die Großfamilien die Paellalokale entlang der Strandpromenade bevölkern und gemeinsam das traditionelle, in einer riesigen flachen Eisenpfanne servierte Reisgericht bestellen. Die Paella wird mit Bomba-Reis, Safran und Huhn, Kaninchen oder Meeresfrüchten sowie grünen Bohnen und gerne auch mit Artischocken zubereitet, traditionell gehören auch noch Schnecken hinein – doch das ist vielleicht nicht jedes Urlaubers Geschmack. Die Reissorte „Bomba“ wird im Albufera Naturpark am Rande des gleichnamigen Sees südlich der Stadt angebaut. Ein Ausflug mit dem Fahrrad in die Albufera ist ein absolut lohnendes Tagesziel, kann man doch hier eine immense Vielfalt an Vögeln beobachten und mit dem Bötchen über den größten See Spaniens schippern.  Zur Stärkung legt man am besten in einem Dorfcafé in El Palmar, dem Entstehungsort der Paella, eine Pause ein, trinkt eine gut gekühlte Erdmandelmilch, die Horchata, und verspeist dazu ein luftiges Hefegebäck namens Fartón.  Der Ort trägt wegen seiner kleinen Kanäle den Beinamen „Klein-Venedig“, auch wenn hier für venezianische Verhältnisse die Sonne viel zu oft und zu lange scheint.

Die Plazas – abendlicher Freiluftsalon der Stadt
Aber gerade dieses angenehme Klima lässt die Valencianos aufleben. Sie gelten auch unter den Spaniern als besonders fröhlicher und entspannter Menschenschlag, der das Zusammensein mit anderen liebt. Ein Ort, am dem sie diese Geselligkeit nur zu gerne ausleben, ist die weitläufige Plaza de la Virgen an der Rückseite der Kathedrale im Altstadtviertel El Carmen. Hier geben sich bis tief in die Nacht Straßenmusikanten, Zauberkünstler, Fahrradakrobaten und Tanzfreudige ein Stelldichein, während die Cafés und Treppenstufen mit Eis schleckenden Zuschauern bevölkert sind. Auch auf der Plaza de la Reina am Hauptportal der Kathedrale direkt neben Valencias Wahrzeichen, dem Turm Miguelete, tummeln sich die Menschen, und zwar vor allem in und vor den Tapasbars. Besonders lecker sind die kalten und warmen Häppchen in der schicken Bar Sagardi, wo stets neue Köstlichkeiten vom krossen Sardellenbrötchen bis zur Zucchiniroulade mit Ziegenfrischkäse an der Theke aufgereiht oder auf großen Tabletts durch das Lokal getragen werden und zum Zugreifen verführen. Verführen – ja, das kann diese Stadt, nicht nur mit kulinarischen, sondern auch kulturellen Highlights wie etwa den futuristischen Gebäuden der Stadt der Wissenschaft und Künste des valencianischen Stararchitekten Santiago Calatrava, die seit Mitte der 1990er Jahre im Turia-Park entstanden sind, bis hin zum Frühlingsfest der Fallas mit teils haushohen Pappmachéfiguren, Feuerwerken, täglichen Böllerschüssen, Kostümprozessionen, Livemusik und einer endlosen Vielzahl an Ess- und Trinkständen. In diesen 14 Tagen ab Mitte März tritt die Lebensfreude der Valencianos in geballter Form zutage. Die Stadt begrüßt mit diesem überaus bunten und lauten Treiben den Frühling und schickt den Winter nach Hause. Doch das ist eigentlich gar nicht nötig, denn in Valencia hat der Frühling ohnehin den ganzen Winter über Oberhand.

Infos

Anreise
Transavia fliegt bis Oktober 2017 direkt ab München zu günstigen Tarifen nach Valencia; von April bis Oktober bietet auch Lufthansa ab München und Frankfurt mehrmals wöchentlich Direktflüge an.

Unterkunft
Eine lohnenswerte Alternative zum Hotel, vor allem wenn man gerne die Köstlichkeiten vom Mercado Central in der eigenen Küche zubereitet, ist das große Angebot an Ferienwohnungen. Schicke Appartements in verschiedenen Stadtvierteln bietet z.B. Friendlyrentals ab circa 45 € pro Nacht für 2 Personen. www.friendlyrentals.com

Spanisch lernen bei Tapas, Horchata & Co
Die Sprachschule 2daylanguages bietet neben Sprachkursen in den eigenen bunten Räumlichkeiten auch gemeinsame Kochabende sowie Ausflüge an den Strand, Stadtführungen und gratis Konversationsabende in diversen Tapasbars und Kneipen an. Eine Besonderheit für diejenigen, die ganz individuell ihr Spanisch verbessern und zugleich die schicksten kulinarischen Hotspots kennenlernen möchten: Privatstunden in verschiedenen Cafés und Bars der Stadt. www.2daylanguages.com

Radfahren in Valencia
Der Fahrradverleih Touristing bietet Räder in allen Kategorien an. Auch Tandems sowie Motorroller sind hier im Angebot. Langzeitmieter zahlen für ein City-Bike mit 7-Gang-Schaltung nur 5 € pro Tag.

Arbeit und Genuss verbinden
Wer mal länger in Valencia bleiben will und dort auch einen Arbeitsplatz sucht, der sollte sich unbedingt mal Wayco ansehen. Der Coworking Space bietet nicht nur individuelle Arbeitsplatzkonzepte (von einer Stunde bis ein Jahr), sondern auch ein valencianisches Café mit Garten und Mittagstisch, internationale Frühstückstreffen und jede Menge Veranstaltungen zur spanischen Kultur. C/ del Governador Vell, 29 www.wayco.es

Essen und Trinken
Tapaslokal Sagardi
An den Montaditas, also kleinen belegten Brötchen, und Tapas bedient man sich einfach nach Lust und Laune; abgerechnet wird am Ende anhand der Anzahl an Zahnstochern auf dem Teller. C/ de Sant Vicent Martir, 6

El Estimat
Sonntag Mittag ist Paellazeit. Ab 14 Uhr versammeln sich in dem traditionsreichen Restaurant am Strand von El Cabanyal Großfamilien, um gemeinsam eine Paella Valenciana, mit Meeresfrüchten oder die Nudelvariante Fideuà zu verspeisen.

Passeig de Neptú, 16 Tel. 963 71 10 18

Casa de l’Orxata
Wer mitten in der Stadt eine frische Horchata trinken und dazu die klassischen Fartónes stippen will, ist hier richtig. Die halb offene Modernisme-Konstruktion des Mercado de Colon liefert die richtige Atmosphäre dazu. Mercado de Colon, C/ Jorge Juan Tel. 963 52 73 07

Weine kaufen
Bodegas Baviera

Señor Vicente führt den Laden seit vielen Jahren und kann zu jedem der rund 1200 spanischen Weine eine kleine Geschichte erzählen. C/ Corregeria 40 Tel. 963 91 80 60

Auskunft
www.visitvalencia.com

Über den Autor*Innen

Susanne Wess

Susanne Wess ist 1968 in München geboren. Nach langjähriger redaktioneller Tätigkeit beim Fernsehen arbeitet sie seit 1999 als freiberufliche Journalistin und Autorin. Ihre Themenschwerpunkte sind Reisen, insbesondere verbunden mit Berg- und Radsport, Wellness und Lifestyle, sowie Food und Wein. Ihre Leidenschaft für edle Tropfen konnte Susanne  Wess über die Jahre durch ihre frühere Arbeit im Weinhandel, durch zahlreiche Seminare – und natürlich ‘learning by doing’ – stets vertiefen.