Die Forschung zur Minimierung des Kupfereinsatzes im ökologischen Pflanzenschutz trägt Früchte, trotzdem wird der Ökoweinbau in den kommenden Jahrzehnten noch nicht ohne den Naturstoff auskommen. Dieses Fazit zieht der Bundesverband Ökologischer Weinbau nach der alljährlichen Kupfertagung von Biospitzenverband BÖLW, IFOAM Organics Europe und Julius-Kühn-Institut am vergangenen Donnerstag. „Die Daten zeigen, dass die deutschen Biowinzer Kupfer bedarfsgerecht ausbringen, in guten Jahren etwa die Hälfte der zulässigen Einsatzmenge. Wir hoffen, mit neuen Formulierungen, neuen Präparaten und der Förderung pilzwiderstandsfähiger Rebsorten die Menge mittelfristig zu reduzieren“, sagte ECOVIN Vorstandsprecherin Hanneke Schönhals nach der Tagung.
Kaum ein Stoff ist so umstritten im Ökolandbau und -weinbau wie Kupfer. Kupfer kann sich in den oberen Bodenschichten anreichern und das Bodenleben schädigen. Die gewaltigen Kupferaltlasten in vielen unserer Böden stammen aus dem 20. Jahrhundert, als Kupfermengen von 50 Kilogramm pro Jahr und Hektar im Weinbau durchaus üblich waren. Dennoch ist der Stoff als Übergangslösung weiterhin in den meisten EU-Staaten als Fungizid im Ökolandbau zugelassen (vorerst bis 2025), in Deutschland – je nach Indikation und Mittel – mit 3 oder 4 Kilogramm je Hektar Höchstmenge pro Jahr.
Die Zulassung unterliegt der Auflage, dass die Bioanbauverbände gemeinsam mit dem Julius-Kühn-Institut, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, kontinuierlich an einer weiteren Reduktion des Kupfereinsatzes arbeiten und dazu Daten erheben. Auf der so genannten Kupfertagung werden die jährlichen Monitoring-Daten (neben denen zu Wein auch zu Obst, Gemüse, Kartoffeln und Hopfen) vorgestellt, europäische Entwicklungen sowie neueste Forschungsergebnisse diskutiert.
Wie in anderen Kulturen zeigt sich auch im Weinbau die extreme Witterungsabhängigkeit der Kupferaufwandmenge im Pflanzenschutz. Während in den nassen Peronospora-Jahren 2016 oder 2021 die Bioweingüter mehr als 3 kg/ha Reinkupfer ausbringen mussten, kamen sie in den warm-trockenen Jahren 2015 oder 2020 mit 1,8 kg/ha aus. „Zweierlei wird deutlich: Unsere Winzer gehen verantwortungsvoll und angepasst mit dem Stoff um. Gleichzeitig kann die zulässige Höchstmenge nicht gesenkt werden, solange wirksame Alternativen fehlen“, so Hanneke Schönhals.
Die Präsentation aktueller Projekte von Universitäten, Forschungsinstituten und Unternehmen auf der Kupfertagung 2022 stimmt vorsichtig optimistisch. Es sind vor allem neue Formulierungen von Kupferpräparaten und der Zusatz von im Ökolandbau zugelassenen Hilfsstoffen, die im Versuch die Kupferaufwandmengen reduzieren konnten. Der Wermutstropfen: ein echter fungizid wirkender Ersatzstoff wurde bislang nicht gefunden, die Marktreife neuer Präparate kann Jahre und Jahrzehnte dauern.
„Auf die Einführung neuer Präparate alleine wollen wir nicht warten. Die ECOVIN Weingüter setzen deshalb weiterhin auf einen ganzheitlichen, präventiven Pflanzenschutz und stark auf die neuen, robusten Rebsorten“, resümiert Hanneke Schönhals.
Über den Autor*Innen
Jörg Bornmann
Als ich im April 2006 mit Wanderfreak an den Start ging, dachte noch keiner an Blogs. Viele schüttelten nur ungläubig den Kopf, als ich Ihnen von meinem Traum erzählte ein reines Online-Wandermagazin auf den Markt zu bringen, welches eine hohe journalistische Qualität aufweisen kann, eine Qualität, die man bisher nur im Printbereich kannte. Mir war dabei bewusst, dass ich Reisejournalisten und Spezialisten finden musste, die an meine Idee glaubten und ich fand sie.