Tauchgang mit christlichen Brüdern

Drogheda in der Grafschaft Louth mit seinen rund 44.000 Einwohnern ist eine der ältesten Ortschaften auf der irischen Insel - (c) Jörg Berghoff

Drogheda gilt zwar nicht als die größte Perle unter den irischen Städten, aber bekanntlich blühen ja die seltensten Blumen im Verborgenen. Die lebendige Einkaufsstadt am Mündungsarm des River Boyne hält mit dem Scholars Townhouse Hotel ein besonderes Schmuckstück bereit, in dem man den Alltag abschalten und in die Geschichte der Christian Brothers eintauchen kann. Und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn das heutige schicke Boutique-Hotel der McGowan Familie wurde 1867 als Kloster errichtet und diente als Konvent und Schulgebäude. Hier unterrichtete John Philip Holland Mathematik und Musik. John wer? Nun, der 1841 im County Clare geborene Sohn eines Leuchtturmwärters war nicht nur ein begnadeter Mathematiker, sondern auch ein Ingenieur. Während seiner Zeit in Drogheda erfand er eine mechanische Ente, die im Garten umherlaufen, schwimmen und tauchen konnte. 1873 verließ John Phillip Holland Irland, um aus seinen Plänen und Studien in Amerika das erste funktionierende Unterseeboot, »The Fenian Ram«, zu bauen.  

Heute ist das Scholars Townhouse nicht nur ein traditionsreiches Hotel mit viktorianischem Flair, das Restaurant und die Bar genießen auch einen weit über die Stadtgrenzen hinaus reichenden Ruf unter Gourmets und Genussmenschen. Das Team um Mark McGowan verwöhnt seine Gäste auf außergewöhnliche Weise, wobei nicht nur die Speisen und Getränke fast alle Wünsche erfüllen, sondern auch ein ausgesprochen freundliches und kompetentes Servicepersonal für eine Wohlfühlatmosphäre sorgt, die man hier und da in den Gourmettempeln der Welt zugunsten einer vornehm-unterkühlten Ansprache meint austauschen zu müssen. Ob es nun Jakobsmuscheln mit Fenchel und Kaviar oder Chicken Supreme mit gerösteten Mandeln, Zwiebel-Püree und jungen Rüben ist, den Speisen gelingt beeindruckend der Spagat zwischen traditioneller Bodenständigkeit und experimenteller Kochkunst.    

Auch der Ort selbst ist eine Reise wert. Drogheda in der Grafschaft Louth mit seinen rund 44.000 Einwohnern ist eine der ältesten Ortschaften auf der irischen Insel. Sie gilt als Tor zum geschichtsträchtigen Boyne Valley, dessen neolithische Ganggräber von den ersten Besiedlungen an der Ostküste Zeugnis geben. Kein Wunder also, dass hier in Drogheda historische Traditionen und Gebräuche mit neuem Leben erweckt werden. Es gab Zeiten, da sind viele Irland-Besucher an Drogheda einfach vorbeigerauscht auf dem Weg gen Norden oder ins Boyne Valley, zu schlecht war der Ruf der Stadt als grauer Industrieort. Das hat sich in den vergangenen Jahren gründlich geändert, Drogheda hat sich zu einer lebendig bunten Shoppingstadt entwickelt, die nicht zuletzt von ihrer Küstennähe und der Nähe zu Dublin profitiert. Nach nur 45 Kilometern Fahrt aus der irischen Hauptstadt erreicht man Drogheda und eine Gegend, die sich zu Recht als »Land of Legends« bezeichnet. An Legenden herrscht hier wahrlich kein Mangel, schon im Stadtwappen überrascht ein Halbmond, der daran erinnert, dass hier während der großen Hungersnot 1847 drei türkische Schiffe mit Hilfsgütern gelandet sein sollen, um die notleidenden Menschen zu versorgen. Wie auch immer, in der Wikingergründung Drogheda, der »Brücke über die Furt«, sollte man sich das imposante »St. Laurence Gate« ansehen, das mit seinen zwei Türmen einen Teil der Stadtmauer darstellte, die sich gegen Eindringlinge stemmte. Auch der Millmount Hill mit dem Martello-Tower und dem gleichnamigen Museum sind einen Besuch wert, hier erhält man einen guten Überblick zur bewegten Stadtgeschichte und dem oft genug harten Leben an der irischen Ostküste, die von Angriffen über das Meer geprägt war.

Und wer weiß das schon, dass der Ursprung des Halloween-Festes im irischen historischen Osten liegt. Irlands Púca-Festival ist mit seinen Gestaltwandlern und Unfug-Stiftern den Kelten nachempfunden und das neu ins Leben gerufene Púca-Festival bildet die alte Welt der Kelten ähnlich einem Historienspiel so nach, wie die Überlieferungen bis heute tief in der irischen Seele bewahrt sind. Das traditionelle Halloween-County Louth feiert Ende Oktober in Drogheda ein großes Fest, denn genau hier in diese Region gehört das ursprüngliche Samhain-Fest, das den altirischen Sommer verabschiedet und die aufsteigenden Geister vor Beginn des neuen keltischen Jahres bannen will. Mit großen Feuern auf den einschlägigen Berganhöhen, mystischen Gestalten und rhythmischen Klängen nimmt das neue Púca-Fest den Faden in die Mythologie der Vergangenheit auf. Zusammen mit den Orten Athboy in Meath, der als Ursprung des ersten Samhain-Festes gilt, und Trim, Heimat der größten Anglo-Normannischen Burg, findet das kollektive neue Halloween im Zusammenschluss der drei Orte nach irischem Brauch mit einem originellen Nachtspuk mit wundersamen Tiergestalten, Feuerzauber, Trommeln, Rasseln und irischer Musik statt.

Weitere Informationen finden Sie hier
www.drogheda.ie und www.scholarshotel.com

Über den Autor*Innen

Jörg Berghoff

Jörg Berghoff

Jörg Berghoff, geboren in Erbach im Rheingau, studierte Kunstgeschichte und Ethnologie, ist Winzermeister und Verlagsbuchhändler. Als freier Autor und Journalist führt er seit 1998 ein Pressebüro für Tourismus, Kultur und Sport. Als Reisejournalist ist er spezialisiert auf Irland und Großbritannien sowie weitere europäische Naturreise-Destinationen. Jörg Berghoff lebt in Mittelfranken und genießt es, wenn er zu Hause ist, die ruhigen Plätze im Naturpark Frankenhöhe zu erkunden.