Meinen Artikel zum Weingut Mohr möchte ich gleich mit einem Veranstaltungshinweis beginnen: Vom 25. April 2025 bis zum 28. Juni 2025 öffnet das Weingut seine Straußwirtschaft immer Donnerstag, Freitag und Samstag, während der Rheingauer Schlemmerwochen vom 25. April 2025 bis zum 4. Mai 2025 ist auch an den Sonn- und Feiertagen geöffnet. Neben den exzellenten Weinen des Weinguts Mohr kann man sich von der Dame des Hauses, Saynur, mit ihren leckeren türkischen Spezialitäten kulinarisch verwöhnen lassen. Seynur stand übrigens schon gemeinsam mit Ali Güngörmüş in der Fernsehsendung ‚Kochs Anders‘ am Herd und erzählt sicherlich die ein oder andere Anekdote. So, aber jetzt zum Weingut…
Schöner und aussagekräftiger als mit einem Zitat von Jochen Neher, Winzer und Eigentümer des Weingut Mohr im Rheingau, kann man nicht beginnen: „Unser Boden erzählt seit Jahrmillionen seine Geschichte. Unsere Reben sind seit Jahrzehnten darin verwurzelt und wir sind es, die ihnen und der Natur ganz genau zuhören. Für einen einzigartigen Naturgenuss.“ Generell ist Jochen Neher ein Winzer, der nicht nur im hier und jetzt lebt, sondern sich viele Gedanken über die Geschichte des Weingutes und seiner Familie macht. Die Geschichte der Familie Neher geht auf Einwanderer aus dem Morgenland, die wohl über Spanien kommend den Rheingau als ihre Heimat auserkoren haben, zurück. Das Weingut wurde von Wilhelm Mohr III. 1875 gegründet. „Mohr ist für uns alles andere als ein Schimpfwort oder eine Abwertung. Ich verstehe die Diskussion über Namen wie ‚Mohrenapotheke‘ und vieles andere nicht. Wir können doch stolz sein, dass uns Vorfahren aus anderen Ländern vor vielen Jahrhunderten Wissen und Kultur gebracht haben. Für uns war es nie ein Thema das Weingut Mohr z.B. in Weingut Neher umzubenennen“, so Jochen Neher. Der Kreis der Familiengeschichte hat sich wohl zunächst einmal durch die Liebe zwischen Jochen Neher und seiner türkischstämmigen Frau Saynur Sonkaya-Neher geschlossen. Und die kulturelle Vielfalt, die hier gelebt wird, sich so wunderbar ergänzt, sollte uns allen ein Beispiel sein.
Doch kommen wir wieder zurück in die Gegenwart. Die Nehers betreiben modernen ökologischen Weinbau. Bereits seit 2014 gehört man dem Verband Ecovin an. Im Einklang mit den Böden und der Natur des Rheingaus entstehen hier vielfach ausgezeichnete, erstklassische ökologische und vegane Weine. Die Demut zur Natur lässt die Winzerfamilie einzigartige Weine auf den Lorcher Steillagen produzieren. Und Demut gehört dazu. Wer bei einer Weinbergwanderung die Steillagen, aus blauem und rotem Phyllitschiefer mit Quarziten, selbst durchwandert hat, kann im Ansatz nachvollziehen welcher Aufwand bei der Bewirtschaftung dieser Rheingauer Weinberge geleistet wird.
Rund 87 % Weißweine (70% Riesling, 10% Weißburgunder, 2% Grauburgunder, 2%Silvaner, 2% Muskateller und 1% Scheurebe) und 13% Rotweine (Spätburgunder) werden von Jochen Neher angebaut. Hervorzuheben ist dabei sicherlich der Riesling34, der aus Trauben der ältesten Rebstöcke des Rheingaus gekeltert wird. 1934, daher der Name des Rieslings, wurde dieser Weinberg bestockt. Und das Lesegut für diesen Wein wird zu 100% von diesen über 90 Jahre alten Rebstöcken gewonnen. Daneben gehören Weinberge in den besten Rheingauer Lagen, wie Lorcher Krone, Assmannshäuser Höllenberg, Bodental-Steinberg und Schlossberg zum Weingut Mohr. Aus den, auf ca. 10 Hektar, gewonnenen Trauben keltert man jährlich etwa 60.000 Flaschen stille Weine und Sekte. Doch noch einmal zurück zum Riesling34. Es macht durchaus Sinn ihm etwas Luft zu geben, damit er seine würzigen, kräutigen Noten entfalten kann. Dann spürt man bei jedem Schluck, dass man etwas ganz Besonderes im Glas hat. Besonders gereifte Jahrgänge dieses tollen Rieslings lassen die Herzen von Rieslinglover höherschlagen. Besonders schmeckt er natürlich, wenn man ihn direkt im Weinberg, als Belohnung für die Weinbergswanderung bekommt. Doch auch die anderen Weine von Jochen Neher brauchen sich nicht zu verstecken. Stehen die Weine des Weingutes Mohr für Geradlinigkeit. Besonders die beiden großen Gewächse leben von ihrer knackigen, aber sehr harmonischen Säurestruktur. Und auch die Sekte sind durchaus empfehlenswert. Sowohl die Pinot- als auch die Rieslingsekte kann man solo genießen, doch sind es auch wunderbare Essensbegleiter. Und schon spannt sich der Bogen wieder zu Saynur Sonkaya-Neher. Sie ist nicht nur die Seele, sondern auch das Temperament des Hauses. Mit viel Energie und Liebe begleitet sie die Weine mit ihrer türkischen Küche in der Straußwirtschaft. Ein Besuch ist für alle Besucher des Rheingaus ein Muss. Und wer tiefer in die türkische Küchentradition eintauchen möchte, sollte gleich einen Kochkurs bei Ihr buchen.
Mohr – Wein & Kulinarik Rheingau
Rheinstraße 21 | 65391 Lorch/Deutschland
Tel: 06726 - 94 84 | Fax: 06726 - 16 94
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Über den Autor*Innen

Jörg Bornmann
Als ich im April 2006 mit Wanderfreak an den Start ging, dachte noch keiner an Blogs. Viele schüttelten nur ungläubig den Kopf, als ich Ihnen von meinem Traum erzählte ein reines Online-Wandermagazin auf den Markt zu bringen, welches eine hohe journalistische Qualität aufweisen kann, eine Qualität, die man bisher nur im Printbereich kannte. Mir war dabei bewusst, dass ich Reisejournalisten und Spezialisten finden musste, die an meine Idee glaubten und ich fand sie.