Obwohl schon in Homers Odyssee von einem Würstchen die Rede war, glauben viele Historiker, dass sie erst im ersten Jahrhundert nach Christus hergestellt wurde. Der Legende nach fand Gaius, der Koch von Kaiser Nero, einen leeren Darm in einem gebratenen Schwein. Anstatt diesen wegzuwerfen, füllte er ihn mit Hackfleisch und ein paar Gewürzen. Im Laufe der folgenden Jahrhunderte gelangte die Wurst auch nach Deutschland – ein Land, das das Frankfurter oder Wiener Würstchen erfunden haben soll. Heute behauptet nämlich sowohl Frankfurt als auch Wien, sie seien die wahren Urväter des Würstchens gewesen, das es über den großen Teich schaffte und zu einer Fast Food-Legende wurde. Aber wie gelangte der Hot Dog von Europa nach Nordamerika?
Der Hot Dog hat viele Gesichter
Während in den USA der klassische New York Hot Dog im Weißbrot mit nicht viel mehr als Ketchup, Senf und vielleicht ein paar Gurkenscheiben serviert wird, ist der Hot Dog in anderen Ländern üppiger belegt. Bei einer Reise nach Chile sollte man unbedingt den dortigen Completo probieren. Dieser ist bis zum Rand mit Zutaten wie klein gehackten Tomaten, Guacamole, Käse, Sauerkraut, Mayonnaise und Chilischoten gefüllt. Dabei ist er doppelt so groß wie ein typisch schwedischer Hot Dog, der ganz traditionell mit Preiselbeermarmelade, karamellisierten Zwiebeln und Bratensoße auf den Papierteller kommt. In Südkorea ist der im Teigmantel frittierte Hot Dog am Spieß ein beliebter Snack, der an jeder Straßenecke zu finden ist. All diese Varianten basieren jedoch auf dem ursprünglichen Hot Dog, dessen Erfolgsgeschichte in Neuengland begann.
Import aus Deutschland
Mit der Hoffnung auf ein besseres Leben reisten viele Einwanderer im 19. Jahrhundert nach Amerika und brachten ihre traditionellen Köstlichkeiten gleich mit. Man vermutet, dass das allererste Frankfurter oder Wiener Würstchen – früher „Dachshund Sausauge“ oder „Dackelwurst“ genannt – um 1860 herum von einem deutschen Einwanderer aus einem Imbissstand in New York verkauft wurde. Zehn Jahre darauf kam der Einwanderer Charles Feltman auf die Idee, einen Hot Dog-Stand auf Coney Island zu eröffnen. Bereits im allerersten Jahr verkaufte er über 3.500 Frankfurter und reichte dazu ein weiches, weißes Brötchen. Aber wie kam das Würstchen eigentlich ins Brötchen?
Die Legende besagt, dass einem Wursthändler in St. Louis im Jahr 1880 die Papierhandschuhe ausgingen. Bisher hatte er diese an seine Kunden verschenkt, damit sie sich an den heißen Würstchen nicht die Finger verbrannten. Aus seiner Not heraus griff der Verkäufer zu seinen weißen Brötchen und klemmte die Würstchen einfach zwischen die beiden Hälften. Der erste Hot Dog war geboren. Ein paar Jahre später war das Würstchen im Brot bereits ein beliebter und günstiger Snack auf Sportveranstaltungen wie Baseball-Spielen. Manche sind der Meinung, dass es sich beim Wursthändler aus St. Louis um Chris Von der Ahe handelte, der auch eine örtliche Bar besaß und die Hot Dogs als schmackhaften Snack zu einem kühlen Bier anpries. Andere behaupten, der Mann sei Harry Stevens gewesen, ein Konzessionär im New York Giants Baseball-Stadion, der die sogenannten "Red Hots" bei Baseball-Spielen verkaufte.
Doch die Geschichte endet hier noch lange nicht: Im Jahr 1916 eröffnete der polnische Einwanderer Nathan Handwerker einen Hot Dog-Stand und verkaufte den leckeren Imbiss für weitaus weniger als sein Konkurrent und ehemaliger Arbeitgeber Feltman. Aufgrund des günstigen Preises konnte sich Nathan vor Kunden gar nicht mehr retten und eröffnete einen Hot Dog-Stand nach dem anderen. In den 1920er Jahren eroberten diese immer mehr Staaten, bis sie im Westen angekommen waren und zum festen Bestandteil der amerikanischen Kultur wurden. Ende 1930 kam das Würstchen im Brot sogar auf die Speisekarte des Weißen Hauses. Als König George VI den USA seinen ersten Besuch abstatteten, beschloss Eleanor Roosevelt kurzerhand Hot Dogs zu servieren. In diesem Jahr antwortete die Westküste auf Nathan mit ihrer ganz eigenen Version eines Hot-Dog-Stands: Pink’s in Los Angeles wurde von Paul und Betty Pink eröffnet und erfreut sich bis heute großer Beliebtheit.
Übrigens: Wer dem Frankfurter oder Wiener Würstchen eine ordentliche Bratwurst vorzieht, sollte nicht verzagen. Es gibt tolle Rezepte wie den „bayerischen Hotdog“, in dem eine kross gebratene Bratwurst zwischen die Brötchenhälften gelegt wird. Wie immer sind beim Kochen der Fantasie keine Grenzen gesetzt.
Über den Autor*Innen
Jörg Bornmann
Als ich im April 2006 mit Wanderfreak an den Start ging, dachte noch keiner an Blogs. Viele schüttelten nur ungläubig den Kopf, als ich Ihnen von meinem Traum erzählte ein reines Online-Wandermagazin auf den Markt zu bringen, welches eine hohe journalistische Qualität aufweisen kann, eine Qualität, die man bisher nur im Printbereich kannte. Mir war dabei bewusst, dass ich Reisejournalisten und Spezialisten finden musste, die an meine Idee glaubten und ich fand sie.