Es gibt einige Brücken in Würzburg, die über den Main führen, aber die Alte Mainbrücke in der Altstadt ist wohl die attraktivste, denn hier kann man sich im Weinhäusl einen Schoppen kaufen und einfach so genießen. Auch unser sommerlicher Rundgang beginnt, sozusagen mit dem Aperitif auf der barocken Brücke. Man kann wählen zwischen Silvaner, Müller-Thurgau, Riesling oder die Domina, die „Rote im Glas“. Wir suchen uns einen freien Platz an der Brüstung und genießen den Blick auf die Feste Marienberg, die einstige Fliehburg, später Sitz der Fürstbischöfe wie Julius Echter.
Zwölf Brückenheilige wie Nepomuk beschützen die Mainbrücke. Ob bei Jung oder Alt fröhliche Weinseligkeit sorgt für beste Stimmung. Sonne, blauer Himmel und unter uns die rauschenden Fluten des Mains schaffen ein sinnliches Erlebnis, das uns auf Würzburg und das Kommende einstimmt.
Beschwingt machen wir uns auf den Weg, kommen am Dom St. Kilian vorbei, der Frankenapostel. Im Inneren der Kirche sind Weke von Tilman Riemenschneider zu sehen und Grablegen der Fürstbischöfe. Entlang des Mainkais entdecken wir das Wahrzeichen am Flussufer, den Alten Kranen (1773). Mittels seiner massiven Hebevorrichtung wurden damals die Güter aus den Schiffen gehoben.
Bevor wir uns per Schiff zum Hofgarten nach Veitshöchheim fahren, begeben wir uns zum Mittagessen ins Juliusspital. Und wir haben Glück und im Wirtsgarten ist noch ein Platz frei.
Wir erfahren von einem freundlichen Kellner Wissenswertes über das Juliusspital, das mit 180 Hektar Rebfläche das zweitgrößte Weingut in Deutschland ist, gegründet von Fürstbischof Julius Echter 1576. Seit fast 500 Jahren fungiert das Weingut als Stiftung und wirkt somit unter anderem gemeinnützig im Dienst von Kranken und Alten. Die schlossartige Barockanlage mitten in der Altstadt an der Juliuspromenade birgt so manche Überraschung. Da ist zum Beispel die sehenswerte Rokokoapotheke. Zahlreiche Mörser, pharmazeutische Gefäße aus dem 18. Jahrhundert schmücken die Regale und erzählen Apothekergeschichte aus vergangenen Jahrhunderten. In den großzügigen Parkanlagen im Innernhof sprudelt es aus einer barocken Brunnenanlage, die der berühmte Jakob van der Auvera kreierte.
Auf nach Veitshöchheim
Jetzt müssen wir uns beeilen, denn das Fahrgastschiff die „Alte Liebe“ ist bereit zur Abfahrt. Unser Ziel ist der Hofgarten Veitshöchheim und sein Schloss. Von Mai bis September fahren die Schiffe täglich die acht Kilometer lange Route Würzburg, Veitshöchheim und zurück. Wir gehen an der Anlegestelle „Am Alten Kranen“ an Bord des Fahrgastschiffs. Bei herrlichem Sommerwetter schippern wir gemütlich auf dem Main bis zur Anlegestelle Veitshöchheim. Durch die blumenreichen Vorgärten des Ortes geht es zum Hofgarten und zum Schloss, das im 17. Jahrhundert von
Peter Philipp von Dernbach erbaut und später von Balthasar Neumann erweitert wurde. Die Rokokoanlage mit 12,5 Hektar diente als Lustgarten für das Sommerschloss. Die rechteckige Anlage mit Fasanen, Nutz- und Blumengarten wird geschmückt von Figurenzyklen, die der Gartenplastiker Ferdinand Tietz schuf. Heute sind es Kopien die als verspielte Putten oder Wachsoldaten in Heckennischen auftauchten. Die Originale befinden sich im Museum. Wir schlendern durch den Park, lassen uns entlang der verschlungenen Wege treiben. Bis wir an den kleinen See gelangen, wo ein Brunnen von Wolfgang von Auvera, Parnass der Musen mit Fontänen und Wasserspielen die Besucher überrascht.
Mozartfest im Residenzgarten
Seit 1921 findet in Würzburg das älteste Mozartfest in Deutschland statt. Neben den Konzerten im Kaisersaal und im Weißen Saal der Residenz ist der Höhepunkt jeder Spielsaison von 2. Juni bis 2. Juli das Mozartfest im Hofgarten der Residenz. Nicht immer ist der Wettergott der musikalischen Aufführung hold. Aber wir haben Glück ein sommerlicher Abend steht uns bevor. Wir flanieren durch die Parkanlagen, die der kongeniale Hofgärtner Johann Prokopius Mayer im 18. Jahrhundert für den Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim kreierte. Ein duftender Rosengarten mit alten Sorten, bunte Blumenrabatten kombiniert mit labyrinthischen Hecken, Umläufen und sanft gestalteten Niveauunterschiede gestalten den Residenzgarten. 3.400 Gäste werden erwartet. Manche wählen Promenadenplätze. Sie können während des Konzerts im weitläufigen Park auch auf einer Picknickdecke Platz nehmen. Für die anderen sind die Stuhlreihen vor der Bühne bereitgestellt. Zur blauen Stunde wird die Gartenarchitektur illumimiert, die zarte Weise Mozarts Nachtmusik erklingt. Die prächtige Barokfassade von Balthasar Neuman, illuminiert in goldenem und rotem Licht schafft Atmosphäre im sogenannten grünen Wohnzimmer des sommerlichen Mozartfestes. Helle Tromptenklänge gespielt von Thine Thin Helsetz schmettern in den Nachthimmel. Nach Piazzollas Libertango dirigiert Enriceo Calesso das Philharmonische Orchester Würzburg Dvoraks Sinfonie „Aus der Neuen Welt.“ Und so langsam treten die Konturen des größten Deckengemäldes der Welt mit seinen 580 m² immer mehr durch die Rundbogenfenster in den Vordergrund. Die barocke Farbenpracht des Deckengemäldes „Vier Erdteile“ geschaffen von Giovanni Tiepolo (Mitte des 18. Jahrhunderts) leuchtet aus dem Inneren und verbindet die Gegenwart mit der Vergangenheit, Musik, Malerei und Architektur.
Über den Autor*Innen
Eva-Maria Mayring
Nach dem Studium der Kunstgeschichte arbeitete die Münchnerin als Redakteurin bei der Passauer Neuen Presse und Münchner Merkur. Seit 2000 schreibt die inzwischen freie Journalistin vor allem für die Reiseseiten in Magazinen und Zeitungen. Besonders großen Spaß macht es ihr, für ausgefallene Geschichten in fremden Ländern zu recherchieren und dabei auch deren kulinarischen Köstlichkeiten kennenzulernen. Egal ob Bayern, Kärnten oder Canada Natur, Kunst und Genuss stehen ganz oben auf ihrer Liste. Und nach ihrem Studienjahr in Edinburgh hat sie ihre Liebe für Großbritannien entdeckt.