Weihnachtsmärkte in Regensburg

Weihnachtsmärkte in Regensburg - Eva-Maria Mayring

Haben sie vielleicht ein Geheimnis oder woran mag es wohl liegen, dass mit Einbruch der Dunkelheit die geschmückten Budenstädte ganz besonders viele Besucher anlocken? Dann füllen sich die Gassen, überall glitzert und leuchtet es, und beim Duft von Zimt und gebrannten Maroni bummeln Jung und Alt ganz gemächlich vorbei an den hell erleuchteten Ständen vollgepackt mit weihnachtlichem Angebot.

Den heißen Becher Glühwein in der Hand genießt man den vorweihnachtlichen Zauber, der nicht nur Kinderaugen zum Leuchten bringt. Mag es in Regensburg an der langen Tradition der Weihnachtsmärkte liegen, die es schon im späten Mittelalter gab. Sinn und Zweck der winterlichen Markttage war, sich mit Nahrung und Kleidung für die bevorstehenden langen Wintermonate einzudecken. Im 14. Jahrhundert kamen die Handwerker dazu. Korbflechter, Töpfer, Spielmacher und die Zuckerbäcker dachten auch an die Kinder und zum Naschen gab es Kastanien, Nüsse und Mandeln. Als Wirtschaftsfaktor entwickelten sich die Weihnachtsmärkte so richtig erst im 20. Jahrhundert und wurden zum internationalen Exportschlager und Publikumsmagnet und das ganz sicher nicht ohne Grund. Denn nur im Dezember, kurz vor Weihnachten, wenn in der historischen Altstadt von Regensburg weiße Flocken um die Wette tanzen, ein buntes Meer an Lichtern die winterliche Dunkelheit erhellen und die Stände und Buden mit ihrem Angebot die Besucher anlocken und faszinieren, dann beginnt die einmalige Traumkulisse des Weihnachtsmarktes zu wirken.

Über 400 Jahre gibt es den Christkindlmarkt in Regensburg auf dem Neupfarrplatz. Er zählt zu den Top Ten im deutschsprachigen Raum. Auf den 5000 Quadratmetern stehen 70 Buden mit gestreiften Dächern in den Stadtfarben Weiß und Rot. Außer heißen Glühweingetränken werden Bier, Spiritousen, Cocktails oder Modegetränke nicht angeboten.

Dafür gibt es eine regionale Spezialität den Heidelbeerglühwein aus dem Bayerischen Wald und Apfelglühwein von Oberpfälzer Streuobstwiesen. Handwerkliche Produkte wie Glasbläser, Schnitzer, Töpfer, Kerzenzieher verkaufen ihre Waren und zeigen ihr Können auch vor Ort. Ausgefallenen Schmuck und kunsthandwerkliche Produkte gibt es auch auf den neueren dem Lucreziamarkt und am Katharinenspital.

Es gehört viel Know-how dazu, die Technik, die Lichtanlagen zu montieren und auch die Wasseranschlüsse müssen funktionieren, damit alles klappt. Neben handgegossene Pfannen und Kochgeschirr wirbt man auch aus der der Partnerstadt Pilsen in Tschechien mit Produkten. Im Angebot sind Obladen aus Mähren, Schoko- und Kinderpunsch für die Kleinen an. Wenn dann die Besucher zufrieden sind, über den Platz spazieren und ohne Stress die vorweihnachtliche Stimmung genießen, macht es allen richtig Spaß. Nur bei allzu großer Kälte wird es anstrengend. Da reichen die kleinen Heizöfen nicht mehr. Dann helfen nur noch lange Unterhosen und der Skianzug.

Die Regensburger Bratwürste schmecken jedoch bei jedem Wetter. Der sogenannte „Kultknacker“ – die Bratwurst „mit Allem“ (süßem Senf, Meerrettich und Essiggurke) erfand Theresia Reisinger im Jahr 1953. Da niemand die Zutaten für die Wurst aus Schwein und Rind schnell genug nennen konnte, lautete die Bestellung kurz und bündig: „mit Allem“. Seither ist es ein Muss, sich die Bratwurst in der knusprigen Semmel mindestens einmal zu gönnen.

Auch die Konditorei Pernsteiner, die bereits seit 15 Jahren auf dem Christkindlmarkt verkauft, offeriert feines Gebäck, Plätzchen und Stollen. Die Spezialität heißt Agnes Bernauer Torte und ist mit Creme gefüllt und dazwischen liegen sieben Baiserschichten. Schokoladen mit Ingwer, Trüffel, Lemoncello, Karmelitengeist oder Hugo und natürlich Klassiker wie Lebkuchen und Baumkuchen haben in diesen Tag Hochkonjunktur.

Der sogenannte „Romantische Weihnachtsmarkt“ auf Schloss Thurn und Taxis, den es seit 1791 gibt, liegt ganz stilecht im malerischen Innenhof. Tausende von Kerzen, Laternen und Fackeln geben dem Ort seinen stimmungsvollen, eher majestätischen Glanz. Weihnachtlich dekorierte Buden und ein opulent geschmückter Christbaum lassen für die Besucher aus aller Welt die festliche Stimmung entstehen. Handwerker aus den verschiedensten Zünften, Töpfer, Bürstenmacher, Kürschner und Goldschmiede ziehen mit ihren Präsentationen viele Schaulustigen an und lassen manch neugierigen Besucher über die Schulter sehen, mit welcher Kunstfertigkeit die Produkte entstehen.

Mit altbayerischen Schmankerl wie Wildschwein am Spieß und andere Wildspezialitäten bis hin zur urigen Kartoffelsuppe im Brotlaib reicht das kulinarische Angebot. Die Feuerzangenbowle oder der Glühwein wird als Fürstenkelch, Feenzauber oder Prinzentrunk gereicht. Und Orchester, Chöre und Ensembles treten auf, um den musikalischen Rahmen zu bieten. Als besonderes Extra werden stilvoll dekorierte Blockhäuser inklusive Buffet und Bedienung für private oder gesellschaftliche Feiern vermietet.

Muss man für den Regensburger Christkindlmarkt nichts bezahlen, kostet es auf Schloss Thurn und Taxis Eintritt. Trotzdem sind beide Märkte einen Besuch wert, um den geheimnisvollen Zauber der Vorweihnacht zu genießen.

Christkindlmarkt Regensburg: 30. Nov. bis 23. Dez. 2017
Romantische Weihnachtsmarkt Thurn und Taxis: 27. Nov. bis 23. Dez. 2017
www.tourismus.regensburg.de

 

 

Über den Autor*Innen

Eva-Maria Mayring

Nach dem Studium der Kunstgeschichte arbeitete die Münchnerin als Redakteurin bei der Passauer Neuen Presse und Münchner Merkur. Seit 2000 schreibt die inzwischen freie Journalistin vor allem für die Reiseseiten in Magazinen und Zeitungen. Besonders großen Spaß macht es ihr, für ausgefallene Geschichten in fremden Ländern zu recherchieren und dabei auch deren kulinarischen Köstlichkeiten kennenzulernen. Egal ob Bayern, Kärnten oder Canada Natur, Kunst und Genuss stehen ganz oben auf ihrer Liste. Und nach ihrem Studienjahr in Edinburgh hat sie ihre Liebe für Großbritannien entdeckt.