Zu Gast in Deutschlands ältestem Weingut

Tradition, Terroir und internationale Präsenz bestimmen das Weingut Prinz Salm in Wallhausen - (c) Thomas Rentschler

Beginnen wir mit dem Superlativ: Das Weingut Prinz Salm in Wallhausen an der Nahe ist das älteste familiengeführte Weingut Deutschlands, das seit dem Jahr 1200 kontinuierlich im Besitz der Familie Salm-Salm ist. Es verbindet jahrhundertealte Tradition mit moderner Weinbaukunst – und es ist ein wahres Juwel der deutschen Weinlandschaft. Das Gut erstreckt sich über etwa zehn Hektar Weinberge in der Region rund um Wallhausen in Rheinland-Pfalz und ist bekannt für seine hochwertigen, filigranen Rieslinge, die von den einzigartigen Terroirs der Nahe profitieren, dem Grünschiefer. Jährlich produziert das Weingut rund 50.000 Flaschen, vor allem trockene Rieslinge, ergänzt um Müller-Thurgau und Silvaner. 

Weinanbau seit dem Mittelalter
Die Wurzeln des Weinguts Salm reichen bis ins Mittelalter zurück. Bereits seit 1219 bewirtschaftet die Familie den berühmten Wallhäuser Felseneck-Weinberg, der 2019 sein 800-jähriges Jubiläum feierte. Verantwortlich für die Geschicke sind nun in der 32. Generation Felix Prinz zu Salm-Salm und seine Frau Victoria. Sie wahren die Tradition in dem Schloss aus dem Jahr 1565, setzen aber auch neue Akzente. 2015 fiel die Entscheidung, die großen Gewächse erst nach zehn Jahren auf den Markt zu bringen. Felix Prinz zu Salm-Salm: „Große Weine brauchen Zeit und die wollen wir ihnen schenken.“

Der Einfluss des Schiefers
Die Weinberge des Weinguts Prinz Salm liegen in den steilen Lagen um Wallhausen, die von Schieferböden geprägt sind. Diese Böden, typisch für die Nahe-Region, haben einen entscheidenden Einfluss auf den Charakter der Weine. Felix zu Salm: „Schiefer ist ein metamorphes Gestein, das durch seine dunkle Färbung Wärme speichert und reflektiert, was in kühleren Klimazonen wie der Nahe ideal für die Reifung der Trauben ist. Der Boden hat einen relativ niedrigen pH-Wert, was zu Weinen mit kräftiger Säure und hoher Mineralität führt.“ Die Wurzeln der Reben dringen dabei tief in die Schieferplatten ein, um Nährstoffe und Wasser aufzunehmen. Das führt zwar zu niedrigen Erträgen, aber hoher Konzentration der Aromen in den Beeren. 

Ausschließlich Handlese
Das zeigt sich geschmacklich in den Weinen: Die Rieslinge von Prinz Salm weisen markante mineralische Noten auf, oft mit Anklängen an Steinobst, Zitrusfrüchte und einer frischen, langlebigen Säure. Der Schiefer fördert eine tiefe Wurzelbildung, die die Aufnahme von Mineralstoffen verbessert und somit die typische "Mineralität" im Wein verstärkt – ein sensorischer Eindruck von Frische und Eleganz, der die Salm-Weine weltweit beliebt macht. Die Nähe zum Fluss Nahe sorgt zudem für ein mildes, kontinentales Klima mit kühlen Nächten. Felix zu Salm: „Das unterstützt die Aromenentwicklung.“ Das Weingut mit neun Beschäftigten setzt auf handverlesene Ernte und biologischen Anbau, um die natürlichen Vorteile des Terroirs optimal zu nutzen. So entstehen vor allem elegante Weine. Besonders hervorzuheben sind die trockenen Rieslinge aus dem Felseneck, die für ihre mineralische Frische und Langlebigkeit bekannt sind – und zwar weit über Deutschland hinaus. 

USA sind wichtigster Auslandsmarkt
Das Weingut Prinz Salm hat eine starke internationale Präsenz, insbesondere durch Exporte in die USA, die auf die Pionierarbeit von seinem Vater und Großvater zurückgehen. Die Weine, darunter Auslesen wie der Johannisberg Wallhausen, finden in den USA großen Anklang aufgrund ihrer Vielseitigkeit und Noten von tropischen Früchten, Nektarine und Melone. Der Export begann historisch mit der Modernisierung des Guts und hat sich zu einem wichtigen Pfeiler entwickelt. Die USA sind der wichtigste Auslandsmarkt, gefolgt von den Niederlanden und Tschechien. Dafür, dass die Trauben handgelesen werden und viel Aufmerksamkeit beim Ausbauen im Keller bekommen, sind sie nicht teuer. 

VDP-Gütesiegel
Der Vater von Felix, Michael Prinz zu Salm-Salm, leitete das Weingut über viele Jahre und war von 1990 bis 2007 Präsident des Verbands Deutscher Prädikatsweingüter (VDP). Das Gütesiegel des VDP hilft bei der Vermarktung im In- und Ausland. Der VDP-Gutswein von Prinz Salm, ein Cuvée aus Riesling, Scheurebe und Weissburgunder, kostet zehn Euro, der VDP-Terroirwein, ein Grünschiefer-Riesling mit feiner mineralischer Note, 17 Euro. Teuerster Wein ist ein 2014er Johannisberg Riesling für 70 Euro. 

Krise im Billigsegment
Während der deutsche Weinbau insgesamt seit mindestens zwei Jahren in der Krise steckt, Stichwort Überproduktion und sinkender Weinkonsum, schlagen sich Weingüter wie Prinz Salm wacker, da sie in einem Segment anbieten, das nicht so preissensibel ist. Derzeit fahren in den 13 Weinregionen in Deutschland die Vollernter durch die Reben und lassen die Trauben auf den Boden fallen, weil es keinen Absatzmarkt gibt. Betroffen sind davon vor allem Winzer, die über wenige eigene Absatzwege verfügen und Fasswein produzieren. Wer – wie Salm - an treue, langjährige Endkunden vermarktet und ein starkes Netz im Handel sowie Gastronomie verfügt, ist da in einer deutlich besseren Situation. Bei der Präsentation im Weingut Prinz Salm im September 2025 lobt beispielsweise Abi Kekec von der Vinothek NeuN in Bonn das partnerschaftliche und freundschaftliche Verhältnis zu Felix Prinz zu Salm. 

Lohnendes Ausflugsziel 
Das Weingut Prinz Salm hat ein Weinkontor, das montags bis freitags von 8 bis 14 Uhr geöffnet ist. Zudem gibt es Weinproben und Führungen zu den Weinen und zur Geschichte des Schlosses und der Familie. Dabei kooperiert das Gut mit lokalen Köchen. 

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Über den Autor*Innen

Thomas Rentschler

Thomas Rentschler

Thomas Rentschler ist im Schwarzwald aufgewachsen und hat nach einer kaufmännischen Ausbildung bei einer Nachrichtenagentur und auf der Akademie für Publizistik in Hamburg das journalistische Handwerkszeug erlernt und anschließend sowohl als festangestellter Reporter und Redakteur sowie freier Mitarbeiter unter anderem für die Nachrichtenagentur dpa, Zeitungen (Financial Times Deutschland, taz, WAZ, Welt am Sonntag), Zeitschriften (Focus, MAX, Wirtschaftswoche), Hörfunk (Deutschlandfunk, Korean Broadcasting System, NDR, Radio Zürisee, WDR) und TV (MDR) im In- und Ausland (Schweiz, Spanien u