Essen auf Pfählen im Trabocco Punta Cavalluccio

Essen auf Pfählen im Trabocco Punta Cavalluccio - (c) Jörg Bornmann

Was wäre ein Urlaub in den Abruzzen ohne den Besuch eines Restaurants auf einem der zahlreichen Trabocchi. Gebaut von den mutigen Männern, den Traboccanti, erzählen sie noch heute die Geschichte des harten Lebens von mehr als zwei Jahrhunderten an der Küste der Abruzzen. Die ersten Trabocchi wurden meist aus angeschwemmtem Holz und anderen Materialen geschickt ins wilde Meer gebaut, um durch den Fischfang eine zusätzliche Nahrungsquelle zu erschließen. Diese Männer und ihre Familien sind aus Ländern jenseits der Alpen eingewandert. Insbesondere findet man die Spuren der Familie Verì aus den französischen Passagen und die Spuren der Annecchini aus Deutschland. Beide Familien ließen sich in San Vito Chietino nieder und zogen danach an der Küste entlang. Heute findet man Trobocchi an der Küste der Abruzzen und weiter südlich im Gargano an der apulischen Küste. Während sie dort noch überwiegend zum Fischfang genutzt werden, wurden die Trabocchi in den Abruzzen oft vergrößert verstärkt und so findet man inzwischen auch Stahlkonstruktionen, die in Ferienhäuser und Restaurants umgewandelte Trabocchi tragen.

Wir besuchen das Restaurant ‚Trabocco Punto Cavalluccio ‚Lu Cavallucce‘‘ etwas abseits der Staatsstraße SS 16, nahe dem kleinen Ort Piane Favaro in der Provinz Chieti. Angelo, unser Fahrer, lässt uns 200 m oberhalb des Trabocco aussteigen. „Heute werden Sie die wahren Aromen des Meeres und des Landes unserer Abruzzen erleben und schmecken“, gibt er uns noch mit auf den Weg. Schnell hat jeder sein Handy, seine Kamera in der Hand und versucht die wildromantische Stimmung, die uns sofort gefangen nimmt, einzufangen. Keiner schaut auf die Uhr, doch es dauert sicherlich eine Viertelstunde bis wir die 200 m bis zum Restaurant zurückgelegt haben. Die Stimmung ist fantastisch, wild tosend und zischend umströmt das Meer die Holzpfähle des Trabocco. Immer wieder bleiben wir stehen fotografieren oder genießen einfach diese außergewöhnliche Situation. Auf dem Steg, der vom Ufer zum Trabocco führt, löst sich diese Stimmung langsam und wir betreten den Gastraum.

Dieser ist mit Fischernetzen, Muscheln und anderen Utensilien dekoriert, einfache Stühle und Tische aus Holz runden das Bild ab. Würde diese Deko an einem anderen Ort eher kitschig anmuten, passt sie hier zu 100 Prozent, keine andere Einrichtung hätte hier eine Berechtigung. Orlandino Veri, der mit seiner Familie in diesem und zwei weiteren Trabocchi die Geschichte der Familie am Leben erhält, empfängt uns herzlich und begrüßt uns mit einem Spumante Carmine Festa, einem nach Metodo Classico produzierten Abruzzo Spumante DOC. Ein sehr schöner Aperitif aus den drei regional typischen weißen Rebsorten der Abruzzen Pecorino, Passerina und Cococciola.

Der verlockende Duft aus der Küche lässt uns schnell Platz nehmen. Was wir noch nicht wissen, uns erwartet ein Feuerwerk kulinarischer Genüsse aus dem Meer. Oktopussalat, Sagnette mit Pelosi, eine für die Region typische Pasta mit der umgangssprachlich ‚Europäischen Borstenkrabbe‘, gebratener Tintenfisch, Sardellen, gefüllte Muscheln sind einige der Gerichte, die uns vom sehr freundlichen Serviceteam serviert werden. Nie müde unsere Fragen zu beantworten und die Gerichte zu erklären, servieren sie uns Gang für Gang. Die Gerichte werden mit den alten typischen abruzzische Rezepten und mit lokalen Fischereiprodukten zubereitet.

Die Gerichte mit dem intensiven Geschmack des Meeres werden von einer Auswahl wunderbarer Weine begleitet. Die Weinkarte bietet 60 verschiedenen Weine aus den Abruzzen. Wir konzentrieren uns heute auf die des Weingutes San Michele. Ein ‚Casarsa Pecorino‘ und einen ‚Trebbiano d’Abruzzo DOC‘ haben wir während der kalten Vorspeisen und Muschelgerichte im Glas während uns ein ‚Montepulciano d’Abruzzo DOC‘ bei dem kräftigen Pastagericht und den gerillten Fischgerichten begleitet. Hier bestätigt sich die Sommelier Weisheit, dass regionale Weine mit Rezepten und Produkten aus der Region fast immer wunderbar harmonieren.

Nach dem abschließenden Dolce und einem Espresso heißt es langsam Abschied nehmen von diesem wunderbaren Ort, Orlandino Veri und seinem herzlichen Team. Wir hatten das Gefühl zwischen Meer und Wind schwebend zu essen und haben einen, nicht nur kulinarisch aufregenden, unvergesslichen Abend erlebt. Das Trabocco Punta Cavalluccio war der idealen Rahmen für den Abschluss eines perfekten Tags und macht Lust die Abruzzen, seine Bewohner und deren Weine in den kommenden Tagen näher kennenzulernen.

Infos zum Trabocco Punta Cavalluccio

  • Besichtigung und Essen nur nach vorheriger Anmeldung und Reservierung
  • Menü wird zu einem Festpreis von 60,00 € pro Person einschließlich der Weine auf der Speisekarte angeboten
  • Weinkarte mit mehr als 60 Wein aus den Abruzzen 
  • Adresse: km 486, SS16, 66020 Piane Favaro V CH, Italien
  • Telefon: +39 338 598 0985
  • Weitere Online-Infos www.traboccopuntacavalluccio.it

Über den Autor*Innen

Jörg Bornmann

Als ich im April 2006 mit Wanderfreak an den Start ging, dachte noch keiner an Blogs. Viele schüttelten nur ungläubig den Kopf, als ich Ihnen von meinem Traum erzählte ein reines Online-Wandermagazin auf den Markt zu bringen, welches eine hohe journalistische Qualität aufweisen kann, eine Qualität, die man bisher nur im Printbereich kannte. Mir war dabei bewusst, dass ich Reisejournalisten und Spezialisten finden musste, die an meine Idee glaubten und ich fand sie.