Auch wer von Ungarn nicht viel kennt - der Balaton ist als Top-Ferienregion des Landes wohl jedem bekannt. Nur fünf Kilometer von dessen Ufer entfernt zieht im Kurort Bad Hévíz der größte natürliche Thermalsee Europas vor allem Gesundheits- und Wellnessgäste an, die sich von dem das ganze Jahr über um die 35 Grad warmen Wasser des Sees eine wohltuende Wirkung versprechen. Auch viele Hotels wie etwa das Hotel Európa Fit, das Hotel Spa Hévíz oder das NaturMed Hotel Carbona füllen ihre Pools mit dem Thermalwasser und bieten die spezielle Hévízer Heilkur an.
In dem gesunden Heilwasser aus den warmen Quellen des Kurortes kann man aber nicht nur baden. An Trinkbrunnen lässt sich das Heilwasser auch in hübsche Becher abfüllen für eine Trinkkur. Das leicht schwefelige Wasser soll diverse Leiden lindern, über den Genussfaktor kann man aber streiten.
Fisch aus dem Balaton und würziges Gulasch
Mehr Genuss versprechen die ungarischen Spezialitäten - Gulasch, würzige Paprika-Salami und lokale Weine – die man in dem Kurort und seiner Umgebung genießen kann. Ganz traditionelle Gerichte probiert man am besten in einer der urigen Csárdás, wie die einfachen Wirtshäuser hier heißen. Dort bekommt man, wie zum Beispiel im Kocsi Csárdá, als Vorspeise eine Fischsuppe mit Fischen aus dem Balaton serviert. Als Hauptgang muss es dann natürlich ein ungarisches Gulasch sein, das hier Pörkölt heißt. Klassische Beilage dazu: Dödölle, Kartoffelsterz - ursprünglich ein Arme-Leute-Gericht. Und als typische Nachspeise gibt es die Somlauer Nockerln, ein Dessert aus Biskuitteig und Vanillecreme. Zu einem Abend in einer echten Csárdá gehört außerdem auch Live-Musik.
Egregy – das Heurigenviertel auf römischen Ruinen
Gute Adressen für typisches Essen findet man auch im Heurigenviertel Egregy. Der Stadtteil mit seinen kleinen Weinkellern gilt als „Grinzing von Bad Hévíz“. Die Tradition des Weinbaus und der Weinkultur reicht in Egregy bis in die Römerzeit zurück. Sie brachten die ersten Weinstöcke in die Gegend. Überreste einer römischen Villa und weitere Funde aus der Römerzeit kann man im Egregyi Múzeum noch heute besichtigen. Die Ungarn führten den Weinbau dann weiter. Der warme, fruchtbare Boden und das fast mediterrane Klima lassen hier bis heute charakterstarke Weine gedeihen. Traditionellerweise wird Weißwein hergestellt. Die am meisten verbreiteten Rebsorten sind Welschriesling, Szürkebarát (eine ungarische Variante des Grauburgunders), Riesling-Silvaner, Grüner Veltliner und Muskateller. Aber auch einige typisch ungarische Rebsorten und Cuvees bekommt man hier, etwa den Irsai Olivér oder den Cserszegifűszeres, eine Kreuzung der Rebsorten Irsai Olivér und Gewürztraminer. Verkosten kann man diese ungewöhnlichen Tropfen nicht nur bei einer Weinprobe in einem der Weinkeller von Egregy. Zum Probieren der typischen lokalen Weine bieten sich auch das Weinfestival jährlich Ende August und die Weinlese in Egregy jährlich Mitte September an.
Ein besonders idyllischer Ort, um die Weine des Balaton-Gebiets zu probieren, ist auch das Pálos-Resort in Zalacsány, wenige Auto-Minuten von Bad Héviz entfernt. Mitten in der Natur haben Tamás und Niki Badacsonyi ein kleines, persönliches Bed and Breakfast-Haus im traditionellen ungarischen Stil eingerichtet. Im großen Garten oder, wenn das Wetter mal nicht so gut ist, im Weinkeller kann man hier die hauseigenen und auch die Weine benachbarter Winzer verkosten. Wenn man eines der Zimmer bucht, muss man nach dem Weingenuss auch nicht mehr ins Auto steigen und kann stattdessen in dem zum Whirlpool umfunktionierten großen Weinfass im Garten entspannen.
Der Bauernmarkt – ein ungarisches Schlaraffenland
Ein idealer Ort, sich durch die kulinarischen Spezialitäten der Region um Bad Héviz zu probieren, ist auch der Markt von Bad Héviz, auf dem Bauern aus der Region ihre Produkte aus eigenem Anbau und eigener Herstellung anbieten. In den Markthallen türmen sich grüne, gelbe und rote Paprika in allen Formen in den Körben, Stränge von Knoblauchknollen und getrockneten Chilischoten baumeln an Holzgestellen, bunte Gläser mit eingelegtem Gemüse und selbst gekochten Marmeladen reihen sich aneinander. In einer eigenen Markthalle wähnen sich Freunde herzhafter Wurstwaren im Schlaraffenland: Reihen deftiger Paprikasalamis hängen hier am Genießerhimmel, an den Ständen türmen sich dicke Speckstücke. Das Besondere: Sie stammen von Mangalitca-Schweinen. Die ungarische Schweinerasse zeichnet sich durch krause, wollartige Borsten aus und wird deshalb auch Wollschwein genannt. Diese alte Nutztierrasse verfügt neben der dicken Wolle auch über eine besonders dicke Speckschicht und kann so das ganze Jahr über im Freien gehalten werden. Salami und Speck aus dem Fleisch der Mangalitca-Schweine ist deshalb besonders geschmacksintensiv.
Vom Schlammbad zur Salami
Einer der Bauern in der Umgebung von Bad Héviz, der diese fast schon ausgestorbene Schweinerasse züchtet, ist Norbert Zsankó. Auf seinem Hof in Zalaszentlászló, 16 Kilometer von Bad Héviz entfernt, dürfen sich die zotteligen Wollschweine nach Herzenslust im tiefen Schlamm suhlen. Auch das Futter, Mais, Gerste, Luzerne, Kürbis und Äpfel, stammt aus eigenem Anbau. Seit 2011 widmet sich Zsankó mit seiner Familie der Zucht der Mangalitca-Schweine. „Bis in die 1950er Jahre war das Mangalica-Schwein in Ungarn die vorherrschende Rasse“, erklärt er. „Dann wurde es von anderen Schweinerassen verdrängt, die mehr Fleisch und weniger Speck hatten, so dass es Ende der 1970er Jahre nicht einmal mehr 200 reinrassige Exemplare gab“, so Zsankó. Mittlerweile wird die Schweinerasse wieder in ganz Europa gezüchtet, weil sich unter Genießern herumgesprochen hat, dass deren Fleisch von besonders hoher Qualität ist. Aus den massigen Wollknäueln, die auf Zsankós Hof das ganze Jahr über zwischen Obstbäumen ihre Schlammkuhlen graben, werden in der hauseigenen Metzgerei dann Würste und Speck erster Güte, die man entweder im urigen Verkostungskeller von Zankós Hof direkt vom Brotzeitbrett verspeisen kann. Oder sich als genussvolles Souvenir mit nach Hause nimmt. Am besten beides. Denn mit Salami vom Mangalitca-Schwein schwebt man definitiv im ungarischen Genusshimmel.
Mehr Infos zu Bad Héviz und den kulinarischen Entdeckungen dort unter www.heviz.hu/de
Über den Autor*Innen
Gabi Vögele
Gabi Vögele, geboren 1967 in Eichstätt/Bayern, arbeitete nach dem Studium von Journalistik und Geographie als Journalistin für Süddeutsche Zeitung und Abendzeitung. Seit 2005 ist sie freiberuflich als Journalistin tätig. Ihre Themen: Reisen, Outdoor-Aktivitäten, Genuss.
Draußen unterwegs sein, sich in der Natur bewegen, Landschaften entdecken, interessante Menschen treffen und einfach genießen – sei es den würzigen Bergkäse auf der Alm, das gute Glas Rotwein an einem langen Winterabend oder das überraschende Sechs-Gänge-Menü eines kreativen Kochs.