Fürstlich, schwäbische Tage in Hechingen

Fürstlich, schwäbische Tage - Hechingen und Burg Hohenzollern mit Vergangenheit und Gegenwart

Flädlesupp, Schbäddzle, Mauldascha, saure Kuttla und Zwieblroschbroada stehen für die traditionelle schwäbische Küche und schwäbischer geht es wirklich nicht:  Flädlesuppe, Spätzle, Maultaschen, saure Kutteln und Zwiebelrostbraten. Das Hotel Lamm in Hechingen-Stein serviert bodenständige und regionale Gerichte, die mit saisonaler und internationaler Küche ergänzt werden. Angefangen hat es schon etwa 1820 mit einer Landwirtschaft und einer kleinen Dorfwirtschaft zu der später Zimmer kamen. Heute führen Stefan Albus und sein Frau Kerstin das Restaurant und das Hotel in der fünften Generation. Der Vater hilft auch noch beim Catering mit. Die eigentliche Chefin im Haus ist allerdings vierbeinig, ein Labradoodle, die auf den Namen Inja hört und alles unter Kontrolle hat. Stefan Albus hat Koch und Restaurantfachmann gelernt. Seine Sporen hat er sich im Restaurant Marstall in München, im Hotel Mandarin Oriental in München, auf der MS Europa und bei Heinz Winkler in Aschau verdient. Auch Kerstin ist Hotelfachfrau und Hotelbetriebswirtin und hat Erfahrungen im Gourmetrestaurant Jöhri’s Talvo in St. Moritz und in der Residenz von Heinz Winkler gesammelt. Die Atmosphäre im Hotel ist angenehm familiär – hier fühlt man sich gleich wohl und wird von der Küche verwöhnt.

Doch wenn man in Hechingen ist, gibt es, neben der schwäbischen Küche, einen absoluten Höhepunkt: der Besuch der Burg Hohenzollern. Der Stammsitz des Preußischen Königshauses ist schon von weitem zu sehen und überragt majestätisch alles auf dem 855 m ü. M. hohen Kegelbergs. Sie ist bereits die dritte Burg hier und wurde von 1850 bis 1867 erbaut. Ihre Architektur erinnert an eine Burg wie aus einem Märchen, schließlich kann sie auf eine mehr als 1.000-jährige Geschichte zurückblicken. Die erste Burg wurde wahrscheinlich schon vor 1062 errichtet, aber im 15. Jahrhundert durch Krieg zerstört. Kurz danach wurde sie wiederaufgebaut und zerfiel im 18. Jahrhundert zu einer Ruine.

Bei der Besichtigung in der Burg Hohenzollern wird man in eine andere Welt entführt: Die prächtigen Räume mit historischen Einrichtungen, den Gemälden der Vorfahren, der Stammbaumhalle, dem Porzellan und den Gläsern sind Zeugen der Vergangenheit. Die Rüstungen in der Silberkammer gefallen vor allem den jungen männlichen Besuchern während Mädchen sich für den Burgbesuch gerne als Prinzessinnen verkleiden. Im festlichen Grafensaal kann man sich prunkvolle Feste mit rauschenden Ballkleidern vorstellen. Beeindruckend ist in der Schatzkammer die Preußische Königskrone. Kaiser Wilhelm II. ließ sie anfertigen, sie wurde aber nie getragen. Wenn man im Keller der Burg durch die Vorratsräume und Kasematten geht, dann stößt man auf einen Geheimgang, der wieder ins Freie führt. Der Sage nach soll die „Treue Magd“ während der Belagerung der Burg 1422/23 durch einen Geheimgang in das Innere gelangt sein. Die „Treue Magd“ oder „Weiße Frau“ ist auf einem Gemälde in der Bibliothek der Burg zu sehen. In der katholischen St. Michaelskapelle und in der evangelischen Christuskapelle der Burg finden heute viele Hochzeiten, auch internationale, statt. Im Café, Restaurant Burg Hohenzollern und im Biergarten gibt es eine gute Auswahl an Gerichten, Snacks, Torten und Kuchen, die natürlich von der Hofkonditorei kommen.

Heute wohnen hin und wieder in einem Teil der Burg Georg Friedrich Prinz von Preußen mit seiner Frau Sophie Prinzessin von Preußen mit ihren vier Kindern. Die Burg ist noch immer im Privatbesitz.

Der Rundgang in Hechingen fängt mit der Villa Eugenie im Fürstengarten an. Hier hat das letzte regierende Fürstenpaar Friedrich Wilhelm Constantin und seine Frau Eugenie von Hohenzollern-Hechingen gewohnt. Fürstin Eugenie war eine Stiefenkelin von Napoleon Bonaparte, sie ließ den Fürstengarten anlegen. Heute gibt es Kunstausstellungen in der Villa und außerdem ist die Villa ein sehr beliebter Ort zum Heiraten.

Was haben die evangelische Kirche in Hechingen und die Burg Hohenzollern gemeinsam? Sie haben den gleichen Architekten, Friedrich A. Stüler, den gleichen Baustil und sind mit dem gleichen Stein, erbaut worden.  

Die katholische Kirche, die Stiftskirche St. Jakobus in der Oberstadt, ist das Wahrzeichen von Hechingen. Sie wurde im schlichten Klassizismus erbaut. Auch Goethe war von ihr beeindruckt, er schrieb: „Sehr schöne Kirche“. Das Herz der Fürstin Eugenie ist seit 1952 in einer Nische der Kirche aufbewahrt, nachdem es zuerst auf Wunsch ihrer Mutter nach München gebracht wurde.

Auf dem Marktplatz vor dem Rathaus mit seinem Brunnen finden die Wochenmärkte statt. Für einen Kuchen mit einer Tasse Kaffee im Café Röcker sollte immer Zeit sein, denn die Kuchen sind für ihre gute Qualität bekannt. Schon 1892 hat die Hofkonditorei Röcker köstliche Kuchen herstellt. Dann geht es „d’Gässle schlendra“ zum Hohenzollerischen Landesmuseum, das im Alten Schloss untergebracht ist. Hier werden archäologischen Funde, das Mittelalter, die Renaissance und der Barock aus dem Gebiet Hohenzollern dokumentiert. Ein Barockgemälde zeigt Karoline Kaulla, sie war die erste Frau in Deutschland, die Bankerin war und sie war wahrscheinlich zu der Zeit die reichste Frau Deutschlands. Eine andere berühmte Persönlichkeit ist Friedrich Wilhelm von Steuben: Er war von 1764 bis 1776 Hofmarschall am Hechinger Fürstenhof, später hat er die Amerikanische Unabhängigkeitsarmee organisiert.

Der Untere Turm ist der letzte Turm der mittelalterlichen Stadtmauer. „Mich hat erbaut Graf Eitel Fritz von Grund bis oben an die Spitz. 1579.“, so steht es am Turm geschrieben. Der Turmwächter hat die Durchreisenden, kontrolliert, die Glocke bei Gefahr oder Sturm geläutet und die Tore bei Einbruch der Dunkelheit geschlossen. Außerdem hat er auch die Gefangenen beaufsichtigt, die die „Turmstrafe“ bei Wasser und Brot erhalten haben.  

Wenn der Abendmarkt „Tischlein deck Dich“ auf dem Obertorplatz stattfindet, dann trifft man sich an Essen- und Getränkeständen. Zum Auftakt spielt der Jugendfanfarenzug, der schwarz-weiß gekleidet ist, wie das Stadtwappen von Hechingen. Die Auswahl an Getränken ist groß: Es gibt, Wein, Sekt, Säfte, Mineralwasser, Brände, Dry Gin, Aperol und Kaffee. Dazu gibt es Holzofenspezialitäten, Pizza, Stockbrot, Spezialitäten aus Südtirol, Wildspezialitäten aus dem Schwarzwald, Käse und ungarische Baumstriezel. Die heimische Band „Lieder à la carte“ sorgt mit Rock- und Popklassikern zum Mitsingen, Tanzen und für gute Stimmung.

Dann geht es noch mehr als 2.000 Jahre zurück in eine römische Gutsanlage mit Hauptgebäude und Säulengang, Badegebäude und einem Tempelbezirk. Erst 1971 wurde die Anlage in Hechingen-Stein entdeckt und ausgegraben. Das Römische Freilichtmuseum in Hechingen-Stein klärt über das Leben der Römer und ihren hohen Wohnkomfort auf.

„Nur net hudla“, sagt man auf Schwäbisch, also Zeit lassen und genießen – das kann man wundervoll in Hechingen und langweilig wird es einem in diesem kleinen und gemütlichen Städtchen durchaus nicht.  

Weitere Informationen 
www.hechingen.de - www.zollernalb.com - www.villa-eugenia.de - www.hzl-museum.de - www.burg-hohenzollern.com - www.preussen.de - www.hotel-lamm-hechingen.de - www.hofkonditorei-roecker.de - www.roemischesfreilichtmuseum.de

Über den Autor*Innen

Gabi Dräger

Wo findet man Gabriele Dräger in den Bergen? Natürlich in einer Alm bei einer Brotzeit., denn Almen mit guter Küche ziehen sie magisch an. Gipfel nimmt sie auch hin und wieder mit. So hat sie einige 5.000er beim Trekking in Süd Amerika und Nepal, bestiegen. Ihre Hochleistung war der Kilimandscharo mit 5.895 Meter. Kultur und Brauchtum faszinieren sie genauso, wie Städte und Kunstausstellungen. Obwohl sie gerne in urigen Berghütten übernachtet ist sie dem Luxus von guten Hotels nicht abgeneigt.