Eine Bootsfahrt ist die schönste Art, die Albufera kennenzulernen. Das Boot wartet schon am Steg des größten Binnensees in Spanien, der von Reisfeldern umringt ist. Eine leichte Brise weht erfrischend über das Wasser und eine unbeschreibliche Ruhe breitet sich aus. Immer wieder springen Fische neben dem Boot aus dem Wasser. Das Boot ist flach, da die tiefste Stelle im See nur zwei Meter tief ist, meistens ist der See nur wenige Zentimeter tief. Eine große Gruppe Flamingos fliegt über den See. Dann geht die Fahrt an beidseitig mehr als vier Meter hohem Schilf entlang. Enten fliegen vor dem langsam fahrendem Boot davon. Körbe für die Krebszucht hängen im Wasser. Die leicht grüne Farbe des Wassers kommt von einer Alge, erklärt der Bootsführer. Zu 70 Prozent wird der Süßwassersee durch Flüsse gespeist, etwa 30 Prozent sind Grundwasser. Für Vögel, ob zu Land oder zu Wasser, ist die Albufera ein wahres Paradies: Möwen, Kormorane, Adler, Bussarde, Flamingos, Ibisse, Reiher und Seeschwalben können beobachtet werden. Ornithologen sind hier ganz in ihrem Element, der Vogelbeobachtung. Viele Zugvögel überwintern hier oder machen Station. Im Jahre 1988 wurde Albufera zum Naturpark erklärt. Das Boot legt am Restaurant Nou Racó in El Palmar an. Neben dem modernen Restaurant steht noch eine „barraca“, ein traditionelles weißes Haus mit einem ganz steilen Schilfdach – das waren die alten Behausungen der Fischer. Im Restaurant werden als Erstes Bällchen aus Bacalau, Stockfisch, serviert, gefolgt von Tintenfischen andalusischer Art mit einer Sauce Romesco. Die Sauce besteht aus Tomaten, Knoblauch, Mandeln, Haselnüssen und frischen oder getrockneten Paprikaschoten. Als Hauptgang kommt die echte „Paella Valenciana“ mit Kaninchen, Hühnerfleisch Schnecken und Gemüse auf den Tisch. Der Nachtisch besteht aus Coca de Almendra con Helado de Leche Mencada y Horchata. Einen café solo – einen Espresso – gibt es zum Abschluss.
Bier mit Orangengeschmack?
„Am Anfang haben uns die Leute für verrückt erklärt und ausgelacht als wir ein Bier mit Orangen gebraut haben“, erzählt José Miguel von der kleinen Brauerei Gènesis in Favara. Die Familie hatte 2012 die Idee, mit den Orangen der eigenen Plantage, ein Craftbeer zu brauen. Die Orangenplantage wurde vier Jahre lang auf Bio umgestellt. Am 12.12.12, am Tag der Maja Weltuntergangsprophezeiung, kam das Craftbeer auf den Markt. Einige Restaurants und eine Gourmet-Kette waren die ersten, die das Bier bestellt hatten. Nachdem das Craftbeer mit dem Orangengeschmack gut angekommen ist, wurde aus Orangenblüten und Reis, also auch aus lokalen Produkten, ein weiteres Craftbeer gebraut. Ein drittes Bier mit Scotch Whiskey und Bourbon Vanilla ist inzwischen noch dazu gekommen. Seit Dezember 2022 werden auch Liköre mit Reis oder Orangen hergestellt. Neben Bierverkostungen bietet Genesis auch eine leichte Wander- und Fahrradroute durch die Reisfelder an. Bei den Touren erklären Schilder den Reisanbau. Nach der Tour kann natürlich das Bier verkostet werden.
Der Ort Cullera bietet einen mehr als 15 Kilometer langen Strand, eine Altstadt und vor allem, auf dem höchsten Punkt, eine Burg mit einem Kreuzweg, der in Zickzackform bergwärts führt. In der Burg sind Zisternen, eine Waffenkammer und alte Schriften zu sehen. Beeindruckend ist die farbprächtige Wallfahrtskirche Santuario de la Virgen del Castillo, die zwischen 1891 und 1897 im Stil des Neoromanik erbaut wurde. Da der Ort Cullera oft von Piraten überfallen wurde, wurden entlang der Küste Wachtürme gebaut.
Die Fahrt nach Sueca geht mit dem Bus zuerst an Orangenplantagen und dann an unendlich vielen Reisfeldern entlang, in denen Männer gerade Reispflanzen einsetzen. In den gefluteten Feldern sind im Mai schon die Spitzen der Reispflanzen zu sehen. Im September ist Erntezeit. Von dem einzigen kleinen Hügel bei Sueca, dem Muntanyeta del Sants, mit dem kleinen Kirchlein, der Ermita dels Benissants de la Pedra, hat man einen unendlichen Weitblick über die Reisfelder und sogar bis zum Meer. Die Mauren führten den Reisanbau ein, der heute 70 Prozent der Fläche des Naturparks beansprucht.
Sueca
In Sueca ist die Schule aus, überall rennen Kinder herum und einige spielen Fußball. Die Stadt liegt inmitten von Reisfeldern und in Strandnähe. Bei einem Rundgang durch die Stadt kann man an den Gebäuden einige Jugendstilmerkmale entdecken. Männer spielen Domino in Cafés - hier glaubt man, die Zeit ist stehen geblieben. Das Bahnhofsgebäude ist mächtig wie eine Burg. Der „Internationale Paella Wettbewerb“ findet in Suecca mit 40 Teilnehmern statt: 13 aus der Region, 14 aus Valencia, 3 aus Sueca und 10 internationale Köche. Für viele Köche ist es ein begehrtes Prestige Diplom, das sie gerne gewinnen möchten. Nein, die Spanier gewinnen nicht immer. Im Jahre 2023 hatten sogar zwölf ausländische Köche teilgenommen. Ein Mexikaner hat unter anderen schon einmal gewonnen und der Bornheimer Ratskeller Frankfurt hatte den Platz drei gewonnen. Auf einer offenen Holzofenfeuerstelle in einer Straße in Sueca wird in der typischen Pfanne die klassische Paella Valenciana mit Huhn, Kaninchen, Schnecken, weißen und schwarzen Bohnen sowie Rosmarin gekocht. Jeder bekommt die gleichen Zutaten und nach zwei Stunden muss die Paella fertig sein. Eine Jury entscheidet dann, wer die beste Paella gekocht hat.
Meeresfrüchte Paella
Im Hotel Cullera Holiday gibt es ein „Meeresfrüchte Paella Showcooking“ mit dn Federico Jover und David Zorilla, den Köchen vom Casa Salvador Cullera. Zuerst werden die Tomaten aus Valencia gerieben. Olivenöl kommt in die Pfanne und wird erhitzt. Die Gambas kommen dazu und werden nach kurzer Zeit wieder rausgenommen. Dann kommen Seeteufel, Tintenfisch und Zwiebeln in die Pfanne. Paprika, Tomaten und Safran werden für die Farbe dazugegeben. Brühe wird dazu gegossen und die Paella köchelt vor sich hin. Gambas und Jakobsmuscheln kommen dazu. Wenn die Paella einen klickenden Sound von sich gibt, dann ist sie fertig. Dann muss die Paella noch für zehn Minuten ziehen bis sie serviert wird. Diese edle Paella hat hervorragend geschmeckt.
Xàtiva
Die mächtige Burg Talaia del Castell oder die Castell de Xàtiva dominiert das Städtchen Xàtiva. Bei einem Bummel durch die Altstadt von Xátiva glaubt man, im Mittelalter herumzulaufen, so gut sind die Gebäude erhalten, sie stehen auch unter Denkmalschutz. Auf dem Platz mit Palmen vor der Kathedrale steht kontrastreich zu den historischen Gebäuden ein modernes Kunstwerk von Manuel Boix, einem zeitgenössischen Künstler aus Valencia. Im Innenhof des Museums von Almodí gibt es ein weiteres modernes Kunstwerk mit verschiedenen Köpfen von Manuel Boix. Im Museum hängt das berühmte Porträt von Philip V. mit dem Kopf nach unten, da er die Stadt abbrennen ließ. Außerdem werden Werke von Jusepe de Ribera gezeigt, der in Xàtiva 1591 geboren wurde und hauptsächlich in Italien malte. Im Jahre 1596 wurde der Bau der Kathedrale begonnen. Sie ist immer noch nicht fertig, denn der zweite Turm fehlt immer noch. Die Hauptattraktion jedoch ist die Burg auf dem Berg. Die Römer bauten hier schon die erste Befestigung, sie erstreckt sich heute über einen Kilometer lang über zwei Bergrücken. Nach der Burgbesichtigung über unzählige Treppen gibt es im Restaurant in der Burg Taila del Castel eine „Paella al horno“, die im Ofen gebacken wurde. Sie wird in einer Keramikform serviert und besteht aus dem in der Fleischbrühe gekochten Reis, Blutwurst, Schweinerippchen, Rindfleisch und Kichererbsen. Als Nachtisch gibt es Eis und Arnadi aus Kürbis, Mandeln, Zucker, Zitronenschale abgeflammt und Monxavena aus Mehl, Wasser, Schmalz und Zimt im Ofen gebacken.
Huerto Ribera in Carcaixent
Nach dem Reis und Paella stehen die Orangen im Programm. Zuerst gibt es einen frisch gepressten Orangensaft im Garten von Frau Ribera, der Besitzerin der Finca Huerto Ribera in Carcaxent. Ein Spaziergang durch die üppige Natur der Plantage, die seit 1870 im Familienbesitz ist, beeindruckt. Angebaut werden neben Orangen, Grapefruit, Mandarinen, Limonen, Limetten, Zitronen auch Kumquats. Im kleinen Laden kann man die Produkte der Finca kaufen, wie Orangen, verschiedene Marmeladen von den angebauten Früchten, Honig, Liköre und Kekse. Alles ist Home-made. Es gibt auch Workshops, um Marmelade, Honig oder Wermut herzustellen. Außerdem werden Malkurse in der idyllischen Natur angeboten. Zum Abschluss gibt es im Schatten von Pinien und Zypressen ein kühles „Agua de Valencia“, ein Valencia Wasser, das aus spanischem Sekt, frischgepresstem Orangensaft, Wodka und Gin besteht und sehr erfrischend schmeckt. Ja, dann ist ein café solo der richtige Abschluss.
Weitere Informationen finden Sie hier...
www.visitvalencia.com - turisme.dival.es/en/ - www.comunitatvalenciana.com - www.spain.info - www.genesistourismandbeer.com - www.xativaturismo.com - www.vendrellgourmet.com - www.casasalvador.com - www.artesanosdelarroz.com - www.nouraco.com - www.huertoribera.com - www.naranjasribera.com - www.Suecaturisme.org - www.culleraholiday.com
Über den Autor*Innen
Gabi Dräger
Wo findet man Gabriele Dräger in den Bergen? Natürlich in einer Alm bei einer Brotzeit., denn Almen mit guter Küche ziehen sie magisch an. Gipfel nimmt sie auch hin und wieder mit. So hat sie einige 5.000er beim Trekking in Süd Amerika und Nepal, bestiegen. Ihre Hochleistung war der Kilimandscharo mit 5.895 Meter. Kultur und Brauchtum faszinieren sie genauso, wie Städte und Kunstausstellungen. Obwohl sie gerne in urigen Berghütten übernachtet ist sie dem Luxus von guten Hotels nicht abgeneigt.