Die Oberlausitz hat mit der mittelalterlichen Stadt Bautzen mit 17 Türmen, dem Hotel Erbgericht des Risottomeisters in Tautewalde mit seiner edlen Küche und der traditionellen Keramikkunst viel zu bieten. Das wird durch einen Ausflug zum Schloss Moritzburg im Dresden Elbland getoppt.
Auf den ersten Blick sieht das Jagdschloss Moritzburg, das malerisch auf einer Insel steht, wie ein verwunschenes Märchenschloss aus. Die mächtigen Rundtürme spiegeln sich im Wasser des künstlich angelegten Sees. Für ein Märchen spricht auch, dass ein Schuh von Aschenbrödel aus Metall nachgebildet auf einer Treppe steht. Er erinnert an die Verfilmung von 1989 „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“. Im Jahre 2004 wurde hier die Komödie „Eine Prinzessin zum Verlieben“ gedreht. Und 2018 diente das Schloss als Kulisse für ein Hollywood-Remake von „Drei Engel für Charly“.
Vom Jagdhaus zur Barockschloss Moritzburg
Herzog Moritz von Sachsen ließ ein Jagdhaus bauen, da die Gegend eines der wichtigsten Jagdgebiete der Kurfürsten und Könige von Sachsen war. Die Jagd war damals nur für den Adel erlaubt. Anschließend wurde unter August dem Starken –Kurfürst August I. von Sachsen – das Jagdhaus von 1723 bis 1733 in ein Barockschloss umbauen.
Feste und Mätressen
August der Starke verbrachte die Aufenthalte in der Moritzburg nicht nur für die Jagd, sondern es wurden auch viele Feste gefeiert. Zum Namenstag der Gräfin Maria Magdalena von Dönhoff, die die Mätresse von August des Starken war, wurde ein dreitägiges Sommerfest gefeiert. Insgesamt 650 Bedienstete, Küchenpersonal, Musiker, Schützen, Schauspieler und Sänftenträger sorgten für die höfische Gesellschaft. Es wurde gejagt, gefischt und getafelt. Jagd, Opern, Theater und Konzerte sorgten für Zeitvertreib. August der Starke umgab sich gerne mit schönen Frauen und hatte zahlreiche Geliebte und Mätressen. Seinen Beinamen „der Starke“ erhielt er, weil er mit bloßen Händen ein Hufeisen zerbrochen haben soll. Die Räume im Schloss sind prächtig mit kostbaren Möbeln, Gemälden, Ledertapeten und Geweihen dekoriert. Durch den Schlosspark erreicht man das Fassadenschlösschen, das auch im 18. Jahrhundert erbaut wurde. Es war Rückzugsort ohne strenges Hofzeremoniell für das sächsische Königshaus.
Pfefferkuchen nicht nur zur Weihnachtszeit
Auf dem Parkplatz vor dem Schloss wird in einem kleinen Holzhäuschen Pulsnitzer Pfefferkuchen verkauft. Das streng gehütete Rezept für den Pfefferkuchen gibt es schon seit dem Mittelalter. Er wird, im Gegensatz zum ihm ähnlichen Lebkuchen, ganzjährig hergestellt.
Hotel Erbgericht Tautewalde
Wer im Mittelalter in einem Dorf zum Richter in einer Schiedsstelle ernannt wurde, konnte dieses Amt an seine Nachkommen weitergeben. Häufig war mit dem Erbrichteramt auch das Schank- und Braurecht verbunden, denn die Streitfälle zogen sich oft über mehrere Tag hin. Die Rezeption des Hotels ist im ehemaligen Pferdestall untergebracht. Beim Anblick der alten Feldsteine spürt man den Hauch der Geschichte
Risottomeister
Enrico Schulz hat ab März 2006 das damalige Landhotel Erbgericht Tautewalde gepachtet und ist 2012 der Hotelkooperation Landidyll beigetreten. Im Jahr 2014 konnte er das Landidyll Hotel Erbgerichte Tautewald kaufen. Enrico Schulz ist nicht nur Inhaber, sondern auch Küchenchef. Er hat in Remstal in Baden-Württemberg Koch gelernt. Erfahrungen hat er auf Norderney und am Ebnigsee bei Ernst Ulrich Schassberger gesammelt. Anschließend war er im Catering-Bereich bei Mercedes und als Küchenchef im Schweizerischen Wallis im Hotel Les Sources des Alpes in Leukerbad tätig. Für seine Risottos wurde von der italienischen Reismarke Riso Gallo ausgezeichnet. Außerdem wurde er zum „Maitre de Chaîne des Rôtisseurs“ berufen, das ist eine der höchsten Auszeichnungen für europäische Spitzenköche. Aber nicht nur die Küche verwöhnt, das Hotel ist stilvoll eingerichtet, hat einem großen Innenhof mit Terrasse und ein Park umrundet die Anlage zum größten Teil.
Eine edle Küche
Sekt mit Pflaume und Lavendel wird zum Aperitif serviert. Dann folgt ein Kürbis- und Kräuteraufstrich. Als Gruß aus der Küche kommt ein Lachstartar auf Gurken-Carpaccio und danach ein gelbes Paprikaschaumsüppchen. Als Hauptgang folgt gebratenes Welsfilet an Orangen und Fenchel und Risotto. Als Fleischgericht wird Sauerbraten vom Hirsch an Rosenkohl und Kartoffelklöße angeboten. Als Nachtisch werden Quarkkeulchen an Apfelkompott mit Wilthner Brandy-Eisparfait serviert. Der Weißwein ist ein Weißburgunder 2016 vom Weingut Schuh bei Meißen.
Ein Hotel für Motorradfreaks
Eine Besonderheit im Hotel ist, dass man Suzuki-Motorräder ausleihen kann. „Die Oberlausitz ist eine schöne Ecke für Biker“, erklärt Enrico Schulz und so gibt es auch von ihm geführte Touren für Biker. Eine Schrauberecke gibt es natürlich auch für die Biker.
Smokerabend
Im Hotel Erbgericht Tautewalde ist wie jeden Samstag das Thema der Smoker-Abend. Das ist das Highlight der Woche, zu dem auch viele Einheimische kommen. Verschiedene Sorten Fleisch, aber auch Fisch werden mit hauseigenen Marinaden intensiv gewürzt und garen dann über acht Stunden bei geringer Temperatur. Das Fleisch wird dadurch besonders zart und es entsteht eine feine, rauchige Note, die sonst nur beim Barbecue erreicht wird. Nach einer großen Vorspeisenauswahl wie Lausitzer Fischterrine, Geflügelleberpraline und Garnelen, folgt aus dem Smoker Forelle, Rindshuft, Lammkeule, Maishähnchenkeulen und Schweinenacken aus dem Smoker. Natürlich gibt es leckere hausgemachte BBQ Soßen dazu. Für Vegetarier werden auch Kartoffel- und Gemüsegerichte angeboten. Beim Nachtischbüfett wird man schwach bei Crème brûlée, Quark-Mohnmousse und Mousse au Chocolat, aber natürlich gibt es auch ein großes Käsebrett mit Trauben und Feigensenf. Auf dem Programm für den nächsten Tag steht eine Töpferei und dann noch Bautzen.
Töpferei Thomas Thunig in der zweiten Generation
In der Töpferei Thomas Thunig ist noch alles Handarbeit mit Tradition. Drehen, malen und glasieren wird per Hand gemacht. Zuerst wird der Ton auf der Töpferscheibe geformt, dann in die Glasur eingetaucht, getrocknet, bemalt und schließlich ein bis drei Mal gebrannt, je nach Glasur und Farbe. Die Keramik ist spülmaschinenfest, da sie bei über 1000 Grad gebrannt wird. Das Steinzeug wird mit einer Salzglasur gebrannt und bekommt dann seine traditionell blaugraue Farbe. Die Keramik wird europaweit verkauft.
Mittelalterliche Stadt Bautzen – die Stadt der Türme
Bautzen liegt an der Spree mit einer vorwiegend mittelalterlichen Architektur und Gassen mit Kopfsteinpflaster, für das man bequeme Schuhe braucht. Das Zentrum der Altstadt in Bautzen ist der Hauptmarkt mit seinem barocken, gelben Rathaus. In einem der Bürgerhäuser, die den Platz umrunden, haben Napoleon und Zar Alexander I. übernachtet. Beeindruckend ein paar Schritte weiter ist die Hallenkirche St. Petri 1221, die als älteste Kirche Deutschlands zwei Konfessionen beherbergt. Das Kirchenschiff ist aufgeteilt in ein Drittel für die Katholiken und zwei Drittel für die Protestaten. Oben am Kirchturm zeugen Geranienkästen, dass dort oben noch eine Türmerin wohnt. 213 Treppenstufen führen zu ihrer Wohnung. Napoleon war in Bautzen und hatte damals seine Pferde in der Kirche untergebracht. Am „Gelben Elend“, dem Bautzener Gefängnis, geht es weiter. Im gelben Klinkerbau von 1904 wurden Regimekritiker untergebracht. Vom historischen Wehrgang an der Nordseite der Nikolaikirche, die seit dem Stadtbrand von 1634 eine Ruine ist, hat man einen Blick auf die Spree zu Füssen des Hügels. Am Burghoftheater ist die „Allegorie der Tragödie“ von Ernst Rietschel, der auch Rietschelgiebel genannt wird, angebracht. Der Giebel war ursprünglich für das Hoftheater von Gottfried Semper in Dresden bestimmt.
Shoppen und feiern
Die Boulevard Straße in Bautzen ist die Reichenstraße mit vielen Geschäften, Cafés und Restaurants. Sie führt zum Reichenturm, der ziemlich schief dasteht und dem Schiefen Turm von Pisa Konkurrenz macht, denn er steht 1,44 Meter aus dem Lot. Zur Kneipentour lädt die Schlossstraße ein. Eine Kneipe, Bar, Restaurants reihen sich an das andere. Bemerkenswert ist die Gaststätte zur Apotheke, die in den Räumen einer Apotheke eingerichtet ist.
Italienisches Eck in Bautzen
Nach der Bautzen-Besichtigung geht es ins Italienische Eck für eine Pasta. Das Restaurant gehört zum Hotel Erbgerichte Tautewalde. Der Mittagstisch besteht aus Tortellini aus Buchweizen mit Mangold, Kartoffeln und Hühnchen gefüllt in einer Gorgonzola-Soße. Als Nachtisch lockt eine Mascarpone-Creme mit Ziegenfrischkäse und natürlich gehört auch ein Espresso dazu.
Zum Abschluss geht es noch zum schönsten Blick auf Bautzen, den man von der Friedensbrücke hat. Der Blick schweift über die Wasserkunst – die Wasserversorgung, Michaeliskirche, Ortenburg – der schwarze Stachel, Dom, die Rathausspitze, der Lauenturm – der älteste Stadtturm und die Befestigungsanlage. Ein typisches Souvenir, das man aus Bautzen mitbringen kann, ist der Bautz’ner Senf mittelscharf.
Kontakt
Sachsen www.sachsen-tourismus.de, www.sachsen-tourismus.de
Oberlausitz www.oberlausitz.de
Wetter www.wetter-im-spreewald.de
Schlösser www.schloesserland-sachsen.de
Schloss Moritzburg www.schoss-moritzburg.de
Landidylle Hotels www.landidyll.com
Restaurant und Hotel Erbgericht Tautewalde www.tautenwalde.de
Italienisches Eck Bautzen www.italienisches-eck.de
Töpferei Thomas Thunig www.toepferei-thunig.de
Über den Autor*Innen
Gabi Dräger
Wo findet man Gabriele Dräger in den Bergen? Natürlich in einer Alm bei einer Brotzeit., denn Almen mit guter Küche ziehen sie magisch an. Gipfel nimmt sie auch hin und wieder mit. So hat sie einige 5.000er beim Trekking in Süd Amerika und Nepal, bestiegen. Ihre Hochleistung war der Kilimandscharo mit 5.895 Meter. Kultur und Brauchtum faszinieren sie genauso, wie Städte und Kunstausstellungen. Obwohl sie gerne in urigen Berghütten übernachtet ist sie dem Luxus von guten Hotels nicht abgeneigt.