Stopover Bangkok - immer wieder schön

Zarter Alligator to go in der Khaosan Road - (c) Sabine Ludwig

Endlich wieder die Welt entdecken. Was gibt es Besseres als einen Stopover in Bangkok auf dem Weg in noch weiter entfernte Regionen? Oft ist die thailändische Hauptstadt ja auch das Ziel selbst, weil es immer wieder Neues und für das westliche Auge auch sehr Ungewöhnliches zu entdecken gibt. Einen Großteil des Stadtlebens bestimmt Bangkoks Wasserader, der Chao Phraya, ein Fluss, der wie eine Schlange durch die Stadt mäandert. Von ihm gehen kleine Kanäle in unbekannte und manchmal sehr mystische Stadteile hinein, die es zu entdecken lohnt. Um dorthin zu gelangen, gibt es Barken, die ihren Passagieren interessante Einblicke in den Alltag am Fluss ermöglichen. Bangkok ist nicht nur eine Welthauptstadt des Shoppens, sondern bietet auch buddhistische Gelassenheit oder spannende Muay Thai-Schaukämpfe, die nationale Boxer in kleinen und großen Stadien zelebrieren.

Das Abenteuer ist zurück
Wir haben Glück gehabt. Der Alptraum Covid ist vorbei, und wir können wieder los, in die Ferne schweifen, nicht nur mental. Für mich war Bangkok ziemlich oft der Dreh- und Angelpunkt für weit entfernte Ziele: Singapur, Bali, Australien, Neuseeland. Ich mag diese ewig langen Flüge nicht und liebe Bangkok nicht nur als tollen Stopover auf den Trip in die Ferne oder auf dem Trip zurück in die Heimat. Ich kaufe dort gerne ein, oft bekommt man ganz besondere Stücke, und mittlerweile kenne ich ein paar gute Adressen.

Und dann gönne ich mir auch immer das volle Verwöhnprogramm: Ganzkörpermassage, Fuß- und Nackenmassage, Maniküre, Pediküre, Gesichtsbehandlung, alles zu noch erschwinglichen Preisen. Hardcore-Reisende mit schmalem Geldbeutel lassen sich in der berühmten Khaosan Road verwöhnen, auf bequemen Klappstühlen mitten auf der Straße, oft dicht nebeneinander. Eine Stunde Fußmassage für zehn Euro, da macht es auch nichts, wenn Passanten vorübergehen und schmunzeln. Denn nach spätestens fünf Minuten ist man so schläfrig entspannt und genießt das Schaudern, das von den Füßen über die Beine, die Seele und das Herz bis in den Kopf Wohlfühl-Signale abgibt. Und nach einem langen Flug sind Massagen doch das Non-Plus-Ultra! Exklusivere Salons gibt es rund um den Siam Square in Nachbarschaft zu zahlreichen Shopping-Malls, wie MBK, Siam Paragon oder Platinum Fashion World.

Mitten in der Stadt, in Gehweite zum Königlichen Tempel und auch der Khaosan Road, liegt das Centra by Centara-Hotel mit unaufdringlichem Luxus und einer coolen Relax-Atmosphäre. Der Rezeptionist erklärt mir beim Einchecken, dass der kostenlose Tuk-Tuk-Shuttle stündlich zur Khaosan Road fährt. Er zeigt auf ein Bild des Gefährts, und ich grinse ihn an. Ein Tuk-Tuk gehört zu Bangkok dazu wie der Reis zur Thai-Küche. Mitten in der Stadt bietet das Hotel einen Dach-Swimmingpool und einen gut ausgestatteten Fitnessraum. Das umfassende Frühstücksbufett ist für rund sechs Euro zu haben. Mit einer soliden Grundlage im Magen starte ich in den Tag.

Das geheimnisvolle Verschwinden des Mr. Thompson
Ich besuche immer wieder gern das Haus von Jim Thompson. Wer war dieser Mann, der an Ostern 1967 im Dschungel von Malaysia verschwand? Der reiche Amerikaner hatte in die thailändische Seiden- und Textilindustrie investiert, gehörte schon damals zum Who is Who der internationalen Gesellschaft. Der Bonvivant wurde bald zu „Everybody’s Darling“, vor allem wenn die Reichen und Schönen nach Bangkok kamen, um in seinem Seidenimperium einzukaufen. Der von ihm designte Stoff war en vogue und auf Dinner-Gesellschaften und Partys angesagt. Oft verwendete Thompson historische thailändische Motive auf seinen Kreationen, was ihm einmal mehr als Schöpfer eines neuen exotischen Kleidungsstils auszeichnete.

Und plötzlich gab es ihn nicht mehr: Er verschwand genau so schnell von der Bildfläche wie er gekommen war. In nur wenigen Jahren schaffte er sich mit seinem Seidenimperium Reichtum und Ruhm. Sein rätselhaftes Verschwinden führt auch heute noch zu Spekulationen: Wurde der ehemalige Geheimdienstler entführt, ermordet oder einfach nur von einem Raubtier gefressen. Fakt ist, dass nie irgendwelche Spuren gefunden wurden. Heute besuchen Touristen den Komplex aus mehreren thailändischen Häusern, seine Kunstkollektion und den Seidenladen, in dem es erlesene Stücke zu kaufen gibt. Zudem ist das Museum ein Rückzugsort, bestehend aus grünen Pflanzen, kleinen buddhistischen Altären und Gebäuden aus Teakholz voller Anmut und Kunstgeschichte.

Shopping bis zum Umfallen
Inspiriert durch so viele kostbare Sachen und abgeschreckt durch ihre hohen Preise besuche ich den Wochenendmarkt Jatujak im gleichnamigen Bezirk. Hier schlägt mein Konsum-Herz gleich höher. Rund 10.000 Stände und kleine Boutiquen finden sich auf einer Fläche von 1,13 Quadratkilometern. Viel zu viele für den einmaligen Abstecher, aber die Auswahl ist beeindruckend. Ich empfehle, den Markt auf der Rückreise zu besuchen, um Mitbringsel besser einplanen zu können. Denn mit leeren Händen verlässt keiner dieses Shopping-Paradies. Aufgrund der knapp bemessenen Stopover-Tage in der südostasiatischen Metropole rate ich den Besuchern zur Fahrt mit Tuk-Tuks oder Taxis, da mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu viel Zeit verloren geht. Die reichste Auswahl an Angeboten auf dem Jatujak-Markt gibt es am Samstag und Sonntag ab 10 Uhr, an den anderen Wochentagen haben längst nicht alle Geschäfte geöffnet.

To go: Zarter Alligator, proteinreiche Skorpione und scharfe Spinnen
Ein Spaziergang durch die Khaosan Road plant man am besten am frühen Abend ein. Aber Achtung: Es ist laut und hektisch. In kleinen Garküchen isst man für ein paar Baht typisches Padthai oder gebratene Nudeln, ohne sich gleich den Magen zu verderben. Wer mag, kann dort oder in der nahen Rambuttri Road gebratene Spinnen, Schaben, Skorpione oder angeblich sehr zartes, nach Hühnchen schmeckendes Alligatoren-Filet verspeisen. Selbst habe ich das jedoch nicht probiert!

Immer wieder schön ist eine Tour mit dem Flussboot durch die Klongs, die engen Wasserstraßen außerhalb des breiten Chao Phraya-Flusses. Bangkok nennt sich nicht umsonst das „Venedig des Ostens“. Das Leben in den ruhigen Vierteln entlang der Kanäle an sich vorbeiziehen lassen trägt ganz zur persönlichen Entschleunigung bei.

Auf dem Rückweg zum Hotel laufe ich an der Tempelanlage Wat Bowonniwet Vihara vorbei. Ich setze mich auf die mit Fabelwesen geschmückten Stufen, nehme den Singsang der Mönche wahr und lasse den Tag Revue passieren. Während draußen der Verkehr vorbei zieht, ist es hier schön ruhig. Einheimische kommen vorbei, zünden Räucherstäbchen an, versinken im Gebet und halten kurz inne bevor sie der Eile draußen wieder Raum geben. Ich mache es genau so. Es tut gut, anzuhalten, den Duft der Sandelhölzer einzuatmen und die Stille zu genießen. Es ist mein letzter Tag in Bangkok. Ich denke darüber nach, welche Sehenswürdigkeiten mir entgangen sind: Die Fahrt mit der Flussfähre über den Chao Phraya-Fluss zum Beispiel, oder der bekannte Wat Pho-Tempel an der anderen Seite des Ufers, der Königspalast oder der Pak Khong-Blumenmarkt. Es gibt genügend Gründe, nach Bangkok zurückzukommen, nicht nur als kurzen Stopover wie jetzt.  

Übernachtungs-Tipp
Das neu eröffnete Centra by Centara Bangkok Phra Nakhon empfängt seine Gäste mit 180 stilvollen Zimmer und Suiten, die sich auf zwei niedrige Gebäude verteilen. Zur Einführung ist das Doppelzimmer im Centra by Centara Bangkok Phra Nakhon für 54 Euro (THB 1.999) pro Nacht inklusive Frühstück buchbar. Je nach Zimmerkategorie übernachten bis zu zwei Kinder kostenfrei. www.centarahotelsresorts.com

Über den Autor*Innen

Sabine Ludwig

Sabine Ludwig

Sabine Ludwig ist eine deutsche Journalistin und Reiseautorin, immer auf der Suche nach außergewöhnlichen Storys. So hatte sie die burmesische Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi zum Interview in ihr Haus in Rangun eingeladen. Lauren Baltridge, ehemalige Privatsekretärin von Jackie Kennedy, empfing sie zum Tee in Washington D.C. und Vera Bohle erzählte ihr über ihr riskantes Leben als Minen-Räumerin. Sabine Ludwig wurde in Würzburg geboren und ist dort zur Schule gegangen.