Sterneregen für Österreich

Sterneregen für Österreich - Kulinarische Spitzenleistungen bei der MICHELIN Guide Ceremony prämiert - (c) Michelin Guide

Nach 15 Jahren war es am 21. Januar 2025 soweit, MICHELIN zeichnet die Top-Köche der Alpenrepublik mit dem wohl weltweit begehrtesten Gastroaward aus den MICHELIN Sternen. Monatelang haben in Österreich Touristiker, Gastronomen, Restaurantinhaber aber auch Gastrojournalisten diesem Tag entgegengefiebert, doch besonders angespannt war die Situation in zahlreichen Küchen des Landes, bei Köchen und Küchenteams. 

Doch während viele im Salzburger Hangar7 ihren Erfolg feierten, mischten sich auch Misstöne, Unverständnis und Enttäuschung in den harmonischen, swingenden Wohlklang der Begleitmusik. Manch Entscheidung konnte nicht nachvollzogen werden, mancher Koch wurde in der Reihe der Ausgezeichneten von Kollegen und Fachpublikum vermisst. Doch muss man dabei auch festhalten, dass es ein enormer Kraftakt ist, die Gastronomie in Österreich nach 15 Jahren praktisch komplett neu zu bewerten. Es fehlen daher sicher einige Namen in den folgenden Auszeichnungen, doch kann man davon ausgehen, dass in den kommenden Jahren, auf der, mit dieser Auszeichnung, geleisteten Arbeit der Inspektorinnen und Inspektoren aufgebaut werden kann.

„Unsere Inspektor*innen haben – anonym und unabhängig – mit bekannt hohem Qualitätsanspruch, Sorgfalt und Expertise überall im Land Restaurants verschiedener Komfort- und Preiskategorien ausfindig gemacht, deren Niveau und Vielfalt sie begeistert hat“, so Gwendal Poullennec, Internationaler Direktor des Guide MICHELIN. Eine Einschätzung, die sicherlich zutrifft, aber es muss der Anspruch von MICHELIN sein, die Qualität der Bewertungen in den kommenden Jahren weiter zu verbessern und zu einer größeren Ausgewogenheit in der Leistungspyramide der österreichischen Gastronomie zu gelangen. So kann es nicht sein man ‚nur‘ 43 Restaurants landesweit findet, die einen Bib Gourmand erhalten, im Vergleich jedoch 53 neue 1-Stern-Restaurants durch MICHELIN gefunden werden. Hier gilt es sicherlich in den kommenden Jahren nachzubessern.

Keiner Diskussion bedarf die Verleihung von drei Sternen für das renommierte Restaurant Steirereck im Stadtpark in Wien durch den Guide MICHELIN. Der Platz im Gastro-Olymp wird als Zeichen der herausragenden Leistung und des Engagements des Teams rund um Patron Heinz Reitbauer und Küchenchef Michael Bauböck gewertet. Ihre Küche zeichnet sich durch Individualität, Frische und eine beeindruckende Eleganz aus. Die Gerichte, die einfache Zutaten in kulinarische Kunstwerke verwandeln, sowie die umfassende und lokale Speisekarte haben die Inspektoren besonders beeindruckt. Ebenfalls hervorzuheben ist die Fachkenntnis von Sommelier René Antrag, der mit seiner Expertise die gastronomische Erfahrung abrundet.

Das Steirereck im Stadtpark teilt sich die gastronomische Spitze von Wien und Österreich mit dem schicken, im Weingut Hajszan Neumann untergebrachten Restaurant Amador, das für die raffiniert-kreative Küche von Juan Amador bereits seit Jahren mit drei MICHELIN Sternen gekürt wird.

13 neue 2-Sterne-Restaurants
13 neue Restaurants hat der Guide MICHELIN in Österreich mit zwei Sternen ausgezeichnet. Fünf Häuser waren bereits mit zwei Sternen gelistet. Darunter etwa das Restaurant Stüva in Ischgl in Tirol (TIR). Hier beeindruckt Patron und Küchenchef Benjamin Parth in seinem Menü mit absolut herausragender Produktqualität und Kreativität. Des Weiteren ist das kleine Ois im abgelegenen Mühltalhof in Neufelden (OOE) zu nennen, in dem Philip Rachinger für Spitzenküche mit so manchem Überraschungseffekt sorgt. Ebenso hervorragend die selbstbewusste moderne Küche, die Johannes Nuding nach seiner Rückkehr aus der internationalen Gastronomie in seine österreichische Heimat jetzt im Schwarzen Adler in Hall in Tirol (TIR) zum Besten gibt. Top-Niveau auch in der geschmackvoll-alpinen Griggeler Stuba im „Burg Vital Resort“ in Lech am Arlberg (VBG), in der Küchenchef Sebastian Jakob für ein kreatives Menü mit geschickt eingebundenen japanischen Akzenten verantwortlich ist. Zu erwähnen sei auch ein Vertreter der Klassik schlechthin: das Restaurant Obauer in Werfen (SBG). Klassisch, aber keinesfalls angestaubt, wahren die Brüder Karl und Rudolf Obauer hier die Werte des traditionsreichen Familienbetriebs. In Philosophie und Stilistik ein völliger Kontrast dazu, aber ebenfalls mit klarem Wiedererkennungswert, präsentiert sich das Kräuterreich by Vitus Winkler in Sankt Veit im Pongau (SBG), dessen naturverbundene, strikt regionale und kräuterreiche Küche von Vitus Winkler überaus kreativ und nicht alltäglich umgesetzt wird. Neben zwei MICHELIN Sternen erhielt das Restaurant für seine nachhaltige Philosophie zudem einen Grünen Stern. In Wien neu vertreten und direkt mit zwei Sternen ausgezeichnet ist das Restaurant Doubek, in dem Patron Stefan Doubek mit seinem speziellen Feuer-Konzept für ein ganz besonderes Erlebnis sorgt. Hier nimmt man die Gäste mit auf eine spannende und durchdachte Reise, die definitiv in Erinnerung bleibt. Daneben konnten folgende Wiener Restaurants ihre zwei Sterne bestätigen: Silvio Nickol Gourmet Restaurant, Mraz & Sohn sowie Konstantin Filippou.

53 neue 1-Stern-Restaurants
Unter den 62 mit einem MICHELIN Stern ausgezeichneten Restaurants Österreichs finden sich 53 neue. Dazu zählt beispielsweise das im Naturpark gelegene Restaurant Die Forelle in Weißensee (KTN), in dem sich Küchenchef Hannes Müller für seine kreativ-regionale „Berg.See.Küche“ von der Natur ringsum inspirieren lässt, was ihm neben dem MICHELIN Stern auch einen Grünen Stern einbrachte. Beachtung verdient auch das RAU nature-based cuisine in Großraming (OOE), in dem Inhaber und Küchenchef Klemens Gold mit seinem ganz eigenen „10 Jahreszeiten“-Konzept überzeugt. Auch hier stehen Natur und Saison im Fokus und auch hier hat man mit der konsequent umgesetzten Philosophie einen Grünen Stern verdient. Im Restaurant Sigwart’s Tiroler Weinstuben in Brixlegg (TIR) – Familienbetrieb in sechster Generation – überzeugt eine klassische und mit individuellen Einflüssen gespickte Küche von Patronne Gertraud Sigwart. Ein weiteres schönes Beispiel für Sterneküche ist das leger-moderne Esslokal in Hadersdorf am Kamp (NOE), in dem Roland Huber mit seinen ganz eigenen, asiatisch beeinflussten Kreationen den Gästen die Wahl schwer macht. In Wien wurden neben den fünf bereits empfohlenen 1-Stern-Restaurants – TIAN, Edvard, APRON, [aend] und Pramerl & the Wolf – drei weitere Restaurants mit einem Stern ausgezeichnet: das Esszimmer - Everybody’s Darling mit dem jungen modernen Konzept von Alexander Kumptner, das stylische Restaurant Herzig mit der präzisen modernen Küche von Sören Herzig sowie das Z’SOM, in dem Patron Diego Briones mit den Aromen seiner südamerikanischen Heimat für eine besondere Note auf den Tellern sorgt, während die Chefin im Service Tiroler Charme versprüht.

33 Grüne MICHELIN Sterne für umweltbewusste Gastronomie
Seit 2020 weist der Grüne MICHELIN Stern auf nachhaltige Konzepte in der Gastronomie hin. Das sind Restaurants, die sich durch respektvollen Umgang mit Natur und Ressourcen hervortun und ebenso durch die Sensibilisierung der Mitarbeiter*innen und die Information der Gäste. Für diese zukunftsweisenden Initiativen werden in der österreichischen Selektion 33 Restaurants mit einem Grünen Stern ausgezeichnet. Neben den bereits zuvor mit einem Grünen Stern gewürdigten Restaurants der Wiener Selektion, dem MAST Weinbistro und dem TIAN, finden sich unter den 31 neuen Grünen Sternen zum Beispiel der mitten in der Natur gelegene Dreikanthof Am Mahrbach in Königsdorf (BGL), der zudem mit einem MICHELIN Stern geehrt wurde, die ausgesprochen gemütliche Gastwirtschaft Floh in Langenlebarn (NOE) oder der traditionsreiche Familienbetrieb Thaller in Sankt Veit am Vogau (STM), der sowohl für sein Gasthaus als auch für sein Restaurant mit einem Grünen Stern ausgezeichnet wurde, letzteres zudem mit einem MICHELIN Stern. Ebenso erwähnenswert sind das im abgeschiedenen Stuhlfelden (SBG) gelegene Rauchkuchl mit seinem uralten Holzherd sowie das Restaurant Guat’z Essen in Stumm (TIR), das neben einem Grünen Stern auch noch einen MICHELIN Stern erhielt. Nicht weniger engagiert in Sachen Nachhaltigkeit ist das reizvoll im Grünen gelegene Wirtshaus Steirereck am POGUSCH in Turnau (STM).

43 Restaurants erhalten den Bib Gourmand
In der Österreich-Selektion hat der Guide MICHELIN 43 Restaurants mit dem Bib Gourmand ausgezeichnet, einer Auszeichnung, die auf ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis hinweist. Vier Restaurants der bisherigen Wiener Selektion – MAST Weinbistro, Meierei im Stadtpark, Mochi und Woracziczky – behielten ihren Bib Gourmand, ebenso das Restaurant Carnozet in Hirschegg im Kleinwalsertal. Zu den 38 neuen Bib-Gourmand-Restaurants zählen etwa das angenehm unprätentiöse Restaurant Zum fröhlichen Arbeiter in Apetlon (BGL), das in einem kleinen Kunsthotel untergebrachte Malerwinkl in Fehring (STM) oder auch das Restaurant Mocking das Wirtshaus, das direkt unterhalb der Streif im berühmten Skiort Kitzbühel (TIR) liegt. Ebenso mit ihrer schmackhaften und preislich fair kalkulierten Küche überzeugen das mitten in der Altstadt von Linz (OOE) gelegene Göttfried, das charmant-individuell gestaltete Freigeist in Lustenau (VBG) und auch der Bilderbuchgasthof Hueber der Wirt in Bründl in Sankt Georgen an der Leys (NOE).

Drei Gewinner*innen bei den MICHELIN Special Awards
Drei Awards vergab der Guide MICHELIN für besondere Leistungen: Gewürdigt wurden Service, Young Chef und Sommelier. Den MICHELIN Service Award erhielt Barbara Eselböck aus dem Restaurant Taubenkobel in Schützen am Gebirge (BGL). In dem langjährigen Familienbetrieb legt sie als beispielhafte Gastgeberin wahre Leidenschaft, Charme und Herzblut an den Tag – die perfekte Begleitung für die mit zwei Sternen ausgezeichnete Küche ihres Mannes Alain Weissgerber.

Der MICHELIN Young Chef Award ging an Julian Stieger, Küchenchef im Restaurant Rote Wand Chef’s Table in Lech am Arlberg (VBG). Er kann mit seinem „Chef’s Table“-Konzept einen beachtlichen Erfolg vorweisen, wurde er doch für seinen ganz eigenen Küchenstil mit zwei MICHELIN Sternen geehrt. In einem Überraschungsmenü beeindruckt er mit modernen Gerichten, die reichlich Aufwand erkennen lassen, zugleich aber auf großes Tamtam verzichten.

Verdienter Gewinner des MICHELIN Sommelier Awards ist Alexander Koblinger, der sich in Golling an der Salzach (SBG) im Döllerers Genießerrestaurant als geradezu wandelndes Weinlexikon erweist. Als einer von wenigen Master-Sommeliers in Österreich ist er nach Stationen in den USA und Großbritannien heute als Chefsommelier im Salzburgerland tätig. Seine Weinbegleitungen sind einfühlsam auf den Punkt gebracht, und mit seinem Fachwissen beeindruckt er die Gäste stets aufs Neue. Ein perfektes „Match“, sowohl zur modernen-alpinen Sterneküche von Andreas Döllerer, als auch zu dessen regionaler-saisonaler Wirtshausküche.

Lassen wir noch einmal Gwendal Poullennec, den Internationalen Direktor des Guide MICHELIN zu Wort kommen: „In Österreich hat sich eine spannende Restaurantlandschaft entwickelt, die geprägt ist von Tradition und Innovation. Umso mehr freut es uns, eine äußerst interessante und abwechslungsreiche Selektion vorzustellen.“ Eine Einschätzung, die viele Liebhaber der österreichischen Küche schon immer hatten, die aber jetzt auch international ihre verdiente Aufmerksamkeit erfährt.

Die Übersicht über die durch den Guide Michelin Austria empfohlenen Restaurants finden Sie hier…

Über den Autor*Innen

Jörg Bornmann

Als ich im April 2006 mit Wanderfreak an den Start ging, dachte noch keiner an Blogs. Viele schüttelten nur ungläubig den Kopf, als ich Ihnen von meinem Traum erzählte ein reines Online-Wandermagazin auf den Markt zu bringen, welches eine hohe journalistische Qualität aufweisen kann, eine Qualität, die man bisher nur im Printbereich kannte. Mir war dabei bewusst, dass ich Reisejournalisten und Spezialisten finden musste, die an meine Idee glaubten und ich fand sie.