Genuss, Geschichte und geologische Geheimnisse erlebt man auf einer Tour zwischen Schwarzwald und Vogesen.
Sanft gewellte Hügel, bestens bestellte Weinberge, Wälder und bunte Wiesen ergeben ein harmonisches Landschaftsbild. Und in geschützten Lagen tauchen immer wieder schmucke Dörfer auf. Doch bei aller grünen Idylle, diese Regionen sind weit mehr als nur Weinregionen.
Wer sich auf eine Reise durch diesen Teil Badens begibt, entdeckt eine Landschaft voller Geschichten, Geschmackserlebnissen und geologischer Überraschungen. Von erloschenen, uralten Vulkanen bis zu modernen Weingütern spannt sich hier ein Bogen, der Genießer, Naturfreunde und Kulturreisende gleichermaßen begeistert. Die Geschichte des Kaiserstuhls einst Urwald, entwickelt sich über die Jahrhunderte zur Kulturlandschaft.
Seine Lage in der Rheinebene zwischen Schwarzwald und Vogesen, von Sonne und mildem Klima verwöhnt begünstigt den Weinanbau.
Schon die Römer wussten seine klimatischen Vorzüge zu schätzen und brachten den Weinbau in die Region. Im Mittelalter waren es die Klöster, die mit ihrer systematischen Kultivierung und Terrassierung die Grundlage für den heutigen Reichtum legten. Der Name "Kaiserstuhl" taucht erstmals im 13. Jahrhundert auf und geht wohl auf Kaiser Otto III. zurück, der hier um 994 Gericht hielt.
Schlecht Zeiten waren im 19. Jahrhundert angesagt. Die Reblaus vernichtete weite Teile der Region. Doch mit der Flurbereinigung im 20. Jahrhundert und der zunehmenden Modernisierung des Weinbaus blühte der Kaiserstuhl erneut auf. Heute ist er ein Zentrum für ökologischen Anbau. Viele Winzer arbeiten nach Ecovin-Richtlinien wie auch der größte deutsche Anbauverband, der sich ausschließlich auf ökologischen Weinbau, Nachhaltigkeit und Terroirbewusstsein spezialisiert hat.
Die Besonderheit der Böden, die aus verwittertem Vulkangestein bestehen und in vielen Lagen von fruchtbarem Löss überlagert ist, schafft die idealen Bedingungen für die verschiedenen Terroirs.
Durch seine geschützte Lage zwischen Schwarzwald und Vogesen gehört der Kaiserstuhl zu den wärmsten Regionen Deutschlands. Mit über 1.800 Sonnenstunden im Jahr reifen die Trauben besonders vollmundig heran.
Der Kaiserstuhl ist das deutsche Burgunderland schlechthin. Grauburgunder, Weißburgunder und Spätburgunder gedeihen hier in beeindruckender Qualität.
In Burkheim, einem Ortsteil von Vogtsburg und bekannt als das Tor zum Kaiserstuhl starten wir unsere Reise.
Im traditionsreichen 3-Sterne-Superior-Haus Hotel Kreuz-Post, das als einstige Poststation bereits seit dem 18. Jahrhundert Gäste empfing, serviert uns heute der Küchenchef Reiner Gehr feine badisch-elsässische Küche mit regionalen Produkten und Weinen. Im hauseigenen Spa können sich Wellnessfreunde mit Blick auf die Weinberge entspannen.
Das Korkenziehermuseum von Bernhard Maurer ebenfalls in Burkheim, im nahegelegenen Kirchgässle gerade mal um die Ecke, bekommen wir noch ein paar kuriose Einblicke in die Geschichte dieses so notwendigen Werkzeugs.
„Unser Museum zeigt rund 400 Exemplare. Mal mechanische, poppige, filigrane, robuste oder skurrile Modelle sind dabei. Es ist das einzige seiner Art in Deutschland,“ erklärt der stolze Sammelexperte.
Geschützte Marke
Mit dem Auto ist es nicht weit zum Sasbacher Winzerkeller, einem traditionsreichen Weingut aus dem badischen Kaiserstuhl. Das satte, rote Gebäude besitzt noch eine weitere Besonderheit. Der Anbau zeichnet sich durch seine moderne Architektur mit Aluminiumfassade aus, die in stilisierter Form Trauben und die geografischen Weinlagen des vielfältigen Sortiments der qualitätvollen Weine darstellen.
Kellermeister Werner Giener lässt uns die Burgunderweine der Marke Pino Magma probieren und erklärt dazu: „Nur wenn die typischen Geschmackskriterien erfüllt sind, erhält dieser Wein die Lizenz zum Verkauf als geschützte Marke.“
Die moderne Architektur des Sasbacher Winzerkellers mit seiner markanten kunstvoll gestalteten Aluminiumfassade, spiegelt die Innovationskraft des Weinguts wider. „Für unsere Kunden bieten wir nicht nur exzellente Weine, sondern auch die Möglichkeit, das Weingut zu besichtigen und mehr über seine Produktion zu erfahren,“ fügt Giener hinzu.
Ökologie in moderner Architektur
Ein Besuch beim Weingut Abril in Bischoffingen ist ein besonderes Erlebnis. Die moderne Architektur, ein markanter Kubus aus rostfarbenem CorTen-Stahl, wurde 2013 mit dem Architekturpreis ausgezeichnet. Das Weingut stammt bereits aus dem 18. Jahrhundert und erfuhr zu Beginn 2.000 seine umfassende Neugestaltung. Seine Besitzer, Ehepaar Haub investierte rund 10 Millionen Euro in die Architektur und modernste Ausstattung des Weinkellers.
„Das Abril umfasst 20 Hektar und produziert 140.000 Flaschen im Jahr“, so Felix Manz, der uns durch die perfekt ausgestatteten Kellerräume führt.
„Hier lagern biologisch erzeugte Weine mit Charakter: Muskateller, Crémant Brut oder Burgunder-Cuvées. Das Weingut ist Mitglied bei Ecovin und arbeitet mit konsequent nachhaltigem Anspruch.“
Bei einer kleinen Jause mit einem Glas frischen Weißburgunder genießen wir den weiten Blick in die einzigartige Reblandschaft.
In Vogtsburg, im Herzen des Kaiserstuhls liegt das Weingut Franz Keller. Es ist ein herausragendes Beispiel für die harmonische Verbindung von traditioneller Weinbaukunst und moderner Architektur. Die Architektur des Weinguts spiegelt die Philosophie des Unternehmens und verbindet klassische Elemente mit innovativen Akzenten. Bei der Begehung der Kellerräume fällt uns die klare Linienführung und die Verwendung von natürlichen Materialien wie Holz und Stein auf.
„Der Weinbau im Weingut Franz Keller blickt auf eine lange Tradition zurück,“ erklärt Weinexperte Vincent Buskies. „Heute werden vor allem Spätburgunder und Grauburgunder kultiviert, die als typische Rebsorten des Kaiserstuhls gelten“.
Ein weiteres Highlight ist der Weißburgunder, der mit seiner klaren Frische und leichten Zitrusnoten perfekt den Charakter der Region widerspiegelt.
Panorama und Geschmack
Für ein feines Menü in Köpfer’s Steinbuck Stube nehmen wir Platz auf der weitläufigen Terrasse des Restaurants mit Blick in die sanften Hügel der Vulkankegel. Wir genießen saisonale Küche auf höchstem Niveau, kombiniert mit den regionalen Burgunderweinen. Küchenchef Valentin Schächtele, ausgezeichnet mit zwei Gault Millau Hauben kreiert mit seinen Gourmetvariationen die perfekte Mischung von regional, saisonal und liebevoll inszeniert.
Mediterranes Flair
Auch das Markgräfler Land ist nicht nur für seine landschaftliche Schönheit und mediterranem Flair, sondern auch für ihre herausragende Weintradition bekannt. Von hier stammt beispielsweise der bekannte Gutedel, die älteste Rebsorte Europas.
Inmitten dieser Genussregion erhebt sich in Schliengen eines der traditionsreichsten Weingüter, das Weingut Blankenhorn. Seit dem 19. Jahrhundert steht der Name für exzellenten Weinbau.
Ab 2014 übernahm Martin Männer, der Inhaber des Weinguts, seine Geschicke in die Hand. „Die Restaurierung eines Weinguts, insbesondere wenn es um historische Bausubstanz geht, ist ein komplexer Prozess, der verschiedene Aspekte berücksichtigen muss,“ erläutert Männer. Neben der Erhaltung der Bausubstanz, wie zum Beispiel die Gewölbe und das wuchtige Turmgebäude oder die historischen Fassungen der Wandmalereien, spielt auch die Integration von modernen Bedürfnissen eines Weinbaubetriebes eine wichtige Rolle.
Wer spannende Reiseerlebnisse zusammen mit Kuriositäten, regionalem Genuss und weiten Kulturlandschaften erleben möchte, kommt in den Kaiserstuhl und das Markgräflerland, wo man all dies in besonderer Vielfalt erleben kann.
Über den Autor*Innen
Jörg Bornmann
Als ich im April 2006 mit Wanderfreak an den Start ging, dachte noch keiner an Blogs. Viele schüttelten nur ungläubig den Kopf, als ich Ihnen von meinem Traum erzählte ein reines Online-Wandermagazin auf den Markt zu bringen, welches eine hohe journalistische Qualität aufweisen kann, eine Qualität, die man bisher nur im Printbereich kannte. Mir war dabei bewusst, dass ich Reisejournalisten und Spezialisten finden musste, die an meine Idee glaubten und ich fand sie.