Wenige Lebensmittel haben in der Entwicklung der Menschheit einen solch vielfältigen Stellenwert wie Olivenöl. Olivenbäume und ihre Früchte begegnen uns in unserer Religionsgeschichte ebenso wie in zahlreichen Überlieferungen der Esskultur von Griechen, Römern und vielen mehr. Trotzdem verwundert mich es bei Olivenölverkostungen immer wieder, wie vielfältig die Auswahl an Olivenöl ist, wie unterschiedlich der Geschmack und wie sehr Olivenöl, ähnlich wie Wein, den Charakter einer Landschaft widerspiegelt. Umso wichtiger ist es für uns Verbraucher auf geschützte Herkunftsbezeichnungen beim Kauf eines guten Olivenöls zu achten.
Ein besonderes Erlebnis ist die Verkostung des Olio DOP Umbria, dem Olivenöl aus Umbrien. Umbrien, das grüne Herz Italiens, ist eine der wenigen Regionen Italiens, die bereits seit 1998 von der Europäischen Union die Anerkennung der geschützten Ursprungsbezeichnung (g.U.) für das gesamte Gebiet der Region erhalten hat. Das Olivenöl mit geschützter Ursprungsbezeichnung muss aus lokalen Oliven hergestellt werden, die mit den für das Ursprungsgebiet typischen Herstellungsverfahren verarbeitet werden, und der Erzeuger muss eine spezifische "Produktionsspezifikation" einhalten, in der alle Vorschriften für die gesamte Produktion - vom Anbau des Öls bis zur Ernte, von der Verarbeitung bis zur Verpackung - festgelegt sind. Dies wird durch das Ministerium für Land- und Forstwirtschaft kontrolliert. Eine anerkannten Zertifizierungsstelle bescheinigt, nach entsprechenden Prüfungen, regelmäßig die Einhaltung der Produktionsspezifikation
Umbrien mit seinen steinigen, kalkhaltigen, hügeligen, wasserarmen, aber sehr durchlässigen Böden ist ein idealer Lebensraum für den Olivenbaum: Das Endprodukt ist ein hochwertiges und sehr typisches Öl mit deutlich krautigen, bitteren und würzigen Noten. Die geschützte Ursprungsbezeichnung (g.U.) Umbrien bezieht sich auf natives Olivenöl extra, das hauptsächlich aus den Früchten der Olivensorten Dolce Agogia, Frantoio, Moraiolo, Leccino, Rajo und San Felice gewonnen wird. Die Bezeichnung, die für die gesamte regionale Produktion vergeben wird, umfasst fünf geografische Bezeichnungen: Colli Amerini, Colli Assisi-Spoleto, Colli del Trasimeno, Colli Martani, Colli Orvietani.
- Die "Colli Amerini" bilden das kleinste Untergebiet, in dem die Gemeinden Amelia und Narni liegen. Die charakteristischste Sorte ist der Raio, eine langlebige und monumentale Pflanze, die ein Öl mit ausgeprägten aromatischen Eigenschaften liefert.
- Die "Colli Orvietani" erstrecken sich rund um die Gemeinde Orvieto und schließen Marsciano und Città della Pieve ein. Die vorherrschenden Rebsorten sind Leccino und Frantoio. Das Öl aus diesem Teil Umbriens zeichnet sich durch eine große organoleptische Ausgewogenheit aus.
- Die "Colli Martani" befinden sich im zentralen Teil Umbriens, um die Gemeinden Giano dell'Umbria, Gualdo Cattaneo und Bevagna. Die charakteristische Sorte ist der Dolce di San Felice, der mit der gleichnamigen Benediktinerabtei verbunden ist.
- Die "Trasimenischen Hügel" umfassen das Gebiet um den gleichnamigen See, das obere Umbrien und die Gemeinde Perugia. Hier findet sich eine weitere interessante einheimische Sorte, die Dolce Agogia.
- Die "Colli Assisi Spoleto" sind das größte und am schwierigsten zu bewirtschaftende, aber auch eines der landschaftlich eindrucksvollsten Gebiete. Sie umfassen die Gebiete von Terni, Spoleto, Trevi, Spello und Assisi und reichen bis nach Gubbio. Die charakteristischste Sorte ist der Moraiolo, eine schlanke Pflanze, die jedoch wertvolle, polyphenolreiche Früchte trägt.
Das native Olivenöl extra mit der geschützten Ursprungsbezeichnung Umbrien hat eine schöne Farbe, die von tiefgrün bis goldgelb reicht. Das Aroma ist komplex und elegant, mit reichhaltigen Noten von Wiesengräsern, Artischocken und Wilddisteln, mit einer zufriedenstellenden balsamischen Note und einem perfekten Gleichgewicht zwischen bitter und würzig. Die geschützte Ursprungsbezeichnung Umbrien kann auch weitere Aromen und Düfte enthalten, die auf den fünf bestehenden geografischen Bezeichnungen basieren.
Über den Autor*Innen
Jörg Bornmann
Als ich im April 2006 mit Wanderfreak an den Start ging, dachte noch keiner an Blogs. Viele schüttelten nur ungläubig den Kopf, als ich Ihnen von meinem Traum erzählte ein reines Online-Wandermagazin auf den Markt zu bringen, welches eine hohe journalistische Qualität aufweisen kann, eine Qualität, die man bisher nur im Printbereich kannte. Mir war dabei bewusst, dass ich Reisejournalisten und Spezialisten finden musste, die an meine Idee glaubten und ich fand sie.