Probieren Probieren Probieren

Ein Genussgespräch mit Paula Bosch
 

Am Rande der Startveranstaltung zu den 3. Münchner Weininseln am 11. Oktober 2014 in den Räumlichkeit von "Einfach geniessen" durften wir uns mit der wohl bekanntesten Sommelière Paula Bosch über Genussmagazine, Weinevents, Spanischen Wein und Wein-Ranking unterhalten.

 


Genussfreak: „Liebe Frau Bosch, ich freue mich, dass Sie das Gespräch für unser neues Magazin Genussfreak mit mir führen. Und damit gleich einmal eine Frage in eigener Sache: Was macht für Sie ein gutes Genuss-, Food- bzw. Weinmagazin aus?“

Paula Bosch: „Dass es aktuelle Informationen hat, dass es authentische Berichte sind, dass es eine moderne Berichterstattung mit traditionellen Themen kombiniert. Ich möchte nicht immer nur wissen, was der neueste Gag ist, die neueste Sau, die durchs Dorf getrieben wird, sondern mich interessieren sicher auch Themen, die aus der Tradition heraus geprägt sind und ein Genussmagazin, das immer nur mit neuen Trends und neuen Rezepten aufmacht, wäre mir nicht genug.“

Genussfreak: „Gibt es für Sie einen Unterschied zwischen Online- und Printmagazinen?“

Paula Bosch: „In jedem Fall, für mich ist online etwas spontaner, etwas schneller, ein Printmagazin nehme ich immer wieder in die Hand. Online ist für mich schneller vorbei. Es liefert mir schneller Informationen ist aber für mich auch schneller wieder weg.“

Genussfreak: „Also nehmen Sie Magazine auch immer wieder in die Hand, sie verschwinden nicht wie bei vielen Leuten im Keller oder im Altpapier?“

Paula Bosch: „Nein überhaupt nicht, bei mir haben Magazine schon eine Bedeutung.“

Genussfreak: „Sie selbst sind jetzt seit etwa 2 1/2 Jahren als selbstständige Weinberaterin aktiv. Welches sind die größten Unterschiede zu Ihren vorherigen Tätigkeiten?“

Paula Bosch: „Der allergrößte Unterschied ist die Tatsache, dass ich meine Kundschaft selber generieren muss, in einem Restaurant stehe ich vor der Kundschaft, die kommt von allein, die ist schon da. Das ist ein enormer Unterschied, das habe ich auch unterschätzt. Ich habe natürlich den Vorteil des guten Namens und bin dadurch nicht in der Not, aber das muss man schon auch können, Kundschaft generieren, suchen und dann auch finden, Kundschaft auftun. Es gibt Menschen, die haben da mehr Talent dazu als ich. Im Restaurant hockt einer vor mir, der mich fragt: „Was empfehlen Sie mir zu meinem Essen.“ Ich muss in meiner jetzigen Tätigkeit erst einmal einen finden, der was isst.“


Genussfreak: „Kommen wir zum eigentlichen Thema des heutigen Tages, was war für Sie die Motivation Schirmherrin der 3. Münchner Weininseln zu werden?“

Paula Bosch: „Das war eine spontane Entscheidung, als ich bei der zweiten Weininsel eine Begegnung mit der Nicola (Nicola Neumann, Initiatorin der Weininseln, Anmerkung der Redaktion) hatte und einfach erleben konnte wie die Menschen das aufnehmen. Wie ich das auch selber wahrgenommen habe, mit Wein beschäftigte Menschen in meiner Umgebung kennen zu lernen von denen ich gar nichts gewusst habe. Das war für mich eine Motivation, das Ergebnis dieser Sache, dass das so gut gelaufen ist: Mein Entschluss stand schnell fest, dass ich etwas für diese Sache tun muss, etwas tun kann. Diese Idee der Weininseln finde ich genial.“

Genussfreak: „Was macht Ihrer Meinung nach die Münchner Weininseln als Veranstaltung besonders?“

Paula Bosch: „Das Zusammenführen und Kennenlernen von neuen Menschen, neuen Plätzen, neuen Geschäften in der eigenen Umgebung. Warum denn in die Ferne schweifen, denn das Gute ist so nah.“


Genussfreak: „Wie bewerten Sie generell das Angebot und die fachliche Kompetenz des Münchner Wein-Einzelhandels?“

Paula Bosch: „Viel größer, als ich mir das je zu träumen erhofft habe, so lange ich im Tantris gearbeitet habe. Ich lerne gerade eine völlig neue Welt kennen, eine wunderbare Welt. Nicht Alice, sondern Paula im Weinwunderland trifft es vielleicht am Besten. Es ist unglaublich, was es für tolle Geschäfte gibt mit super netten Menschen.“

Genussfreak: „Kommen wir zum spanischen Wein, der heute im Mittelpunkt steht. Sie haben Spanien selbst bereist und zahlreiche Weingüter besucht. Wie würden Sie das Weinland Spanien mit wenigen Worten beschreiben?“

Paula Bosch: „Es ist ein aufregendes Land, es ist ein bewegtes Land, es ist ein traditionelles und avantgardistisches Weinland. Für mich hat Spanien ganz viele Komponenten, eine Regenbogenfarbe, fasst so wie Südafrika. Man hat alles, es ist alles da, Tradition wie Moderne. Natürlich ist der Spanier ein bisschen stolz und natürlich ist der Spanier oft ein bisschen introvertiert, aber das macht es ja auch schön ihn zu reizen. Ich finde in Spanien gibt es wunderbare Weine. Ich schätze ganz besonders die Spanische Rotweinwelt, entdecke aber immer wieder, gerade in letzter Zeit, einzelne, ganz besondere Weißweine, nicht nur wie eben heute die alten Rioja, die ich schon seit vielen Jahren kenne, sondern auch Weine z.B. aus der Region Ruedo, aus tollen Trauben wie die Verdejo Traube, die zum Glück bei uns nicht wachsen und dann ihren eigenen Charakter präsentieren können. Ich mag Spanien sehr gerne, ich mag die spanische Küche gerne, ich finde die Landschaft Spaniens ist wunderbar, es gibt wahnsinnig viel zu entdecken, sei es von der Natur her, sei es von kulturellen Gebäuden, sei es vom Freizeitangebot, ich mag Spanien sehr.“


Genussfreak: „Welche spanischen Weingüter haben bei Ihnen den größten Eindruck hinterlassen?“

Paula Bosch: „Das ist eine ganz schwere Frage, die Vielfalt Spaniens ist das Wunderbare, das ist vielleicht das Beeindruckendste. Spanien ist so ganz anders, wie z.B. Bordeaux, dort ist „alles schön“ ein Weingut wie das andere, viel Schein, weniger Sein, da ist nicht soviel dahinter meine ich oft. In Spanien ist man oft von den Winzern beeindruckt, ich war von vielen beeindruckt, als ich sie kenne gelernt habe. Es gibt sicherlich auch ganz tolle Gebäude in Spanien, aber das beeindruckt mich am wenigsten. Ich mag Weingüter nicht, wo sich deren Besitzer in den Gebäuden eigene Denkmäler geschaffen haben, das ist für mich nicht von Bedeutung.“

Genussfreak: „In welchem Preissegment, oder besser gefragt ab welchem Preis würden Sie einen spanischen Wein entkorken und probieren?“

Paula Bosch: „10,- €, das ist sicherlich auch eine Frage von weiß oder rot, ich rede jetzt von Rotwein, bei Weißwein ab 8,- €. Aber man darf nie vergessen ein guter Wein hat seinen Preis.“

Genussfreak: „Kommen wir noch einmal zu einem allgemeinen Thema, Sie haben vor einiger Zeit gesagt, dass Sie vor einiger Zeit gebeten wurden ein „Paula Bosch Ranking“ zu kreieren und dies abgelehnt haben. Welche Bedeutung haben Rankings für Sie?“

Paula Bosch: „Keine!“

Genussfreak: „Welche „Hilfsmittel“ außer den bekannten Punktesystemen würden Sie, als privater Weingenießer nutzen um den richtigen Wein für sich zu finden?“

Paula Bosch: „Probieren, probieren, probieren.“

Über den Autor*Innen

Jörg Bornmann

Als ich im April 2006 mit Wanderfreak an den Start ging, dachte noch keiner an Blogs. Viele schüttelten nur ungläubig den Kopf, als ich Ihnen von meinem Traum erzählte ein reines Online-Wandermagazin auf den Markt zu bringen, welches eine hohe journalistische Qualität aufweisen kann, eine Qualität, die man bisher nur im Printbereich kannte. Mir war dabei bewusst, dass ich Reisejournalisten und Spezialisten finden musste, die an meine Idee glaubten und ich fand sie.