Eis so wie früher

Eis so wie früher in die Eiswerkstatt Starnberg - (c) Klaus Pfenning

Zahllose Eisdielen in Deutschland heißen Cortina, Dolomiti oder Venezia, ihre Betreiber Gianni, Pietro oder Luigi. In Starnberg am gleichnamigen See heißt die Diele Eiswerkstatt und die Eismacher hören auf die Namen Jan und Sven, zwei Brüder aus der Region. Beide sind auch keine gelernten Eismacher. Jan hat einen Uni-Abschluss als Diplom-Kaufmann, Sven ist von Haus aus Technologe für die Verpackung von Lebensmitteln. Schon als Kind haben sie leidenschaftlich gerne Eis gegessen, kamen aber irgendwann zur Überzeugung: das geht besser. Und hatten auch irgendwie keine rechte Lust mehr auf ihre Jobs. Beides zusammen sollte sich glücklich fügen.

2016 gründeten sie eine kleine Eismanufaktur, „im Untergrund“, wie es Jan heute schmunzelnd erzählt. Produzierten mit einer kleinen Eismaschine, verkauften ihre Produkte aus einem Anhänger heraus, auf Streetfood-Festivals oder im Sommer an der Uferpromenade von Starnberg. Das Eis wurde ihnen buchstäblich aus den Händen gerissen. Nur ein Jahr später eröffneten sie am Starnberger Kirchplatz ihre „Eiswerkstatt“.

Eis wie früher wollten sie machen. „Die meisten Eisdielen arbeiten mit Convenience-Produkten, also fertigen Mischungen, die immer gleich schmecken“, sagt Jan. Und zeigt ein Foto, das er auf einer Eismesse in den Dolomiten aufgenommen hat. Darauf zu sehen ist die Mischung für ein Eis mit Ananasgeschmack. Die Zutatenliste ist lang, was fehlt ist einzig und allein – die Ananas.

So etwas kommt in der Eiswerkstatt nicht in die Waffel. Genauso wenig wie Emulgatoren und Stabilisatoren, Lebensmittelfarben oder Geschmackspasten. Für die beiden Brüder kommt nur das ins Eis, was drin sein muss. Ohne Zucker geht es freilich nicht. „Nicht wegen des Geschmacks“, erklärt Sven. „Ohne Zucker würden wir am Ende lediglich aromatische Eiswürfel produzieren.“

Statt Convenience-Eis stellen sie ein cremiges Erdbeereis her, das intensiv nach Erdbeere schmeckt. Vanilleeis nach Vanille. Schokoladeneis nach Schokolade. Und so weiter und so fort. Insgesamt 18 Sorten bieten sie täglich an, aber nicht jedes Eis an jedem Tag. „Das war für unsere Kunden etwas verwirrend“, sagt Jan, „aber sie haben sich schnell daran gewöhnt. Und letztlich haben sie ja dadurch auch eine größere Auswahl.“ Etliche Sorten kombinieren die bayerischen Eismacher mit Karamell, natürlich hausgemacht. Die meistverkauften Sorten? „Die langweiligsten gehen am besten“, lacht Jan. Vanille, Schokolade, Erdbeere. Ein Exot ist das hellbläuliche Veilcheneis: eine Hommage an die frühere Prinzessin Sissi von Bayern, spätere Kaiserin Elisabeth von Österreich, die im benachbarten Possenhofen aufwuchs und zu deren Lieblingsblumen Veilchen gehörten.

Klassische Eisbecher servieren Jan und Sven bewusst nicht. „Da wird oft wenig Eis mit viel Sahne und ein paar Zutaten teuer verkauft“, sind beide überzeugt. Ihr hocharomatisches Eis in einem kleinen Becher oder – noch viel besser – in einem nach belgischen Vorbild selbstgebackenen Waffel reicht. Hohe Qualität hat allerdings ihren Preis, auch beim Eis: die Kugel kostet 2,50 Euro. Die Kunden, die meisten davon Stammkunden, nehmen das gelassen. Kein Wunder, ist doch der Landkreis Starnberg der einkommensstärkste in ganz Deutschland. In den Sommermonaten verkaufen sie ihr Eis auch in einer Filiale im Münchner Stadtteil Schwabing.

Starnberger Eiswerkstatt
Wittelsbacherstraße 9
82319 Starnberg
www.starnberger-eiswerkstatt.de

Über den Autor*Innen

Unser Autor Klaus Pfenning

Klaus Pfenning

Klaus Pfenning wuchs am Rande des Odenwalds auf – und damit eher mit Apfelwein. Erst im frühen Erwachsenenalter wurde ihm bewusst, dass sich auch aus anderen Früchten wunderbare Weine herstellen lassen. Vor allem aus Trauben, weißen wie roten. Vor 30 Jahren verlegte der Naturliebhaber seinen Lebensmittelpunkt an die Badische Bergstraße. Von dort aus kann er nicht nur den heimischen Winzern bei der Arbeit zuschauen. Sondern auch hinüberblicken in die Pfalz und nach Rheinhessen. Dem wachsenden Interesse am Wein konnte das nicht schaden.