Auf kurfigen Straßen geht es mittenhinein ins sogenannte Proseccoland. Hier erinnert viel an die Toskana. Weiche Hügelketten und gepflegte Weinberge lassen erahnen, dass es hier auch um Genuss geht. Obwohl ein Abstecher nach Venedig sehr verlockend gewesen wäre, es sind von Jesolo nur 50 km zur Lagunenstadt, führt uns der andere Trip in noch unbekannte Regionen, die es zu entdecken gilt. Kleine, urige italienische Dörfer kuscheln sich in die gepflegte Weinberglandschaft mit Olivenhainen. In der berühmten Prosecco Region Valdobbiadene, die seit 2019 zum UNESCO Weltkulturerbe zählt, hat sich Michael Esposito ein charmantes Hideaway Domicil eingerichtet.
Als Italiener, der nach seinem langjährigen Amerikaaufenthalt wieder nach Bella Italia zurückkehrte, liebt er es, seine Gäste mit den Köstlichkeiten aus seiner Küche zu verwöhnen und dazu den besten Tropfen aus dem Keller zu kredenzen. Im gemütlichen, rustikalen Restaurant schmeckt seine Paprika- Tomatenpasta al dente wie bei Mama.
Dazu gießt Mr. Proseccone, wie er in der Weinszene heißt, andachtsvoll die goldgelb prickelnde Flüssigkeit in bauchige Tulpengläser. Dabei erklärt er uns, dass der Prosecco, eine geschützte Herkunftsbezeichnung aus Venetien sei, der in Edelstahltanks und nicht wie der Champagner in der Flasche gäre.
„Grappoli di Luna“
„Wir unterscheiden die Bezeichnung DOC (Denominazione di Origine Controllata), die den Anbau und Ausbau regelt und DOCG, die zudem das Original garantiert und noch strengeren Produktionskriterien unterliegt,“ erläutert Michael und verblüfft uns mit seinem DOCG bezeichneten Prosecco, der aus seinem Anbaugebiet Conegliano Valdobbiadene stammt.
„Die Trauben dieses biologischen Proseccos namens „Grappoli di Luna“ (Trauben des Mondes) wurden bei einer klaren, kühlen Vollmondnacht gelesen. Somit wird der Geschmack intensiver und ist viel energierreicher“, betont Mr. Proseccone. Das Etikett auf dieser Flasche zieren daher verschiedene Mondphasen. Und tatsächlich hat der edle Tropfen eine nachhaltige, charaktervolle Note.
Im Gegensatz zum romantischen Hideaway von Michael präsentiert sich die Villa Sandi vornehm klassizistisch. Das prachtvolle Gebäude (1622) aus der Palladio-Ära bildet den Mittellpunkt des Anwesens, das in der vierten Generation heute von Giancarlo Moretti-Polegato geführt wird. Insgesamt gehören zum Weingut Sandi 160 Hektar Weinfläche zwischen Venetien und Friaul-Julisch Venetien. Die nach DOC und DOCG ausgebauten Weinprodukte umfassen ein großes Sortiment an unterschiedlichen Prosecchi und Weinen. Hervorragende Tropfen lagern in einem 1,5 km langen Weinkeller aus dem 16. Jahrhundert, der ganz ohne künstliche Kühlung funktioniert.
In der eleganten Villa, traditionell eingerichtet mit venezianischen Spiegeln, wertvollem Mobiliar und handgewebten, alten Teppichen finden die alljährlichen Präsentationen und Weinverkostungen statt. Ein zauberhafter Park ergänzt die noble Szenerie mit ländlichen Komponenten wie der Blick von der Terrasse in einen gepflegtes Parkgrundstück.
Auf der Fahrt nach Jesolo freuen wir uns auf die so ganz andere Szenerie am Strand der Adria, wo bunten Schirme und die Sonnenstühle für die Badegäste bereitstehen. Beim Namen Jesolo werden noch heute viele Kindheitserinnerungen aus den Sechzigern wach. Als man den ganzen Tag am im Sand buddelte, Muscheln suchte und im Meer plantsche, bis die Sonne unterging. Das gibt es natürlich heute noch. Dennoch ist die Zeit auch an Jesolo nicht spurlos vorübergegangen. Statt der kleinen Hotels und Pensionen von damals stehen heute am Lido di Jesolo chice, moderne Appartementhäuser und Hotels. Dazwischen liegen gepflegte Parkanlagen und die „Lungomare delle Stelle“ mit 15 km längste Promenade Europas.
Im fünf Sterne Hotel Almar mit seiner eleganten Auffahrt und großzügigen Lobby werden wir an der Rezeption bereits freundlich und charmant empfangen. Zu den 197 geräumigen Zimmern zählen auch 70 qm und 80 qm große Suiten, die zudem mit riesigen Balkonen ausgestattet sind, von denen aus man den endlosen Meeresblick genießen kann. Stress und Hektik haben hier keine Chance mehr.
Wellness und Genuss
Zu einem typischen Relaxurlaub gehört Entspannung, wie beispielsweise bei einem ausgedehnter Strandspaziergang die gesunde, salzreiche Luft der Meeresbrandung genießen oder einen Nachmittag in der Poollandschaft und im exklusiven Almablu Spa zu verbringen. Im Angebot der langen Liste von Massagen und Heilbehandlungen bis hin zu Sinnesritualen und Detox-Programmen können wir unsere individuelle Behandlung wählen. Neben zahlreichen Dampfbädern, Saunen und einem 70m langen Whirlpool fällt die Entscheidung auf eine Relax- und Detoxmassage, die für ein rundum Wohlbefinden in Körper und Geist sorgt.
Nach so viel Wellnessfreunden locken die sinnlichen Vergnügungen in Form eines gepflegten Dinners im Hotelrestaurant Mediterra. Wie immer geben Küche und Keller ihr Bestes. Bei einem feinen Abendessen mit cremiger Burrata, Paprika und Feldsalat zur Vorspeise, wählen wir den Wolfsbarsch im Salzteig, der mit Radicchio- und Fenchelgemüse und einem Glas Weißwein aus Venetien köstlich italienisch mundet. Zum Abschluss krönt ein besonderes Dessert die Mahlzeit. Eine kunstvoll erscheinende quietschgelbe Zitrone auf einem Bröselteppich entpuppt sich als exzellentes Zitronensorbet in knackiger Zuckerschale. Die körnige Unterlage ist aus schmackhaftem Mürbteig gemacht. Dieses Dessert mit visuellem Spaßfaktor wird uns noch lange in Erinnerung bleiben. Ebenso die einmalige Kombination der Tage mit Meer, Genuss, Wellness und der faszinierenden Weinlandschaft des Valdobbiadene.
Über den Autor*Innen
Eva-Maria Mayring
Nach dem Studium der Kunstgeschichte arbeitete die Münchnerin als Redakteurin bei der Passauer Neuen Presse und Münchner Merkur. Seit 2000 schreibt die inzwischen freie Journalistin vor allem für die Reiseseiten in Magazinen und Zeitungen. Besonders großen Spaß macht es ihr, für ausgefallene Geschichten in fremden Ländern zu recherchieren und dabei auch deren kulinarischen Köstlichkeiten kennenzulernen. Egal ob Bayern, Kärnten oder Canada Natur, Kunst und Genuss stehen ganz oben auf ihrer Liste. Und nach ihrem Studienjahr in Edinburgh hat sie ihre Liebe für Großbritannien entdeckt.