Der Geruch von Lebkuchen liegt in der Luft, Turmbläser spielen ein paar weihnachtliche Weisen und verbreiten damit eine besinnliche Atmosphäre in der Adventszeit. Die mächtige Basilika mit einem gotischen Mittelturm, der von zwei Barocktürmen eingerahmt wird, überragt alles in Mariazell. Am Nachmittag beleuchtet die Wintersonne die Basilika und den darunter liegenden Adventsmarkt ganz festlich.
Adventskranz
Eine Besonderheit auf dem Adventmarkt ist der große, 4,50 Meter hohe Adventskranz mit einem zwölf Meter großen Durchmesser – es ist der größte hängende Adventskranz in Europa. Wenn man sich darunter stellt, wird einem erst die gewaltige Größe bewusst. Der Kranz ist mit einer großen rosa Kerze, drei großen violetten Kerzen und 20 kleine weiße Kerzen geschmückt. Die rosa Kerze wird immer am dritten Adventssonntag, zum Gaudete – freut euch – zur Vorfreude auf die Geburt Christi angezündet. Die Wochen vor dem Weihnachtsfest waren früher eine Bußzeit, wie die Fastenzeit vor Ostern, und wird in der liturgischen Farbe violett gekennzeichnet. Violett ist die ursprüngliche Farbe des Advents, die Farbe spiegelt sich auch heute in den Gewändern der Geistlichen und in der Ausschmückung der Altäre wider.
Kränze aus Tannenzweigen als Abwehr von Krankheiten
Der Brauch, grüne Kränze zu flechten, ist heidnischen Ursprungs. Es wurden Kränze aus Tannenzweigen zur Abwehr von Krankheit und Gefahr in der Winterzeit an Häusern und Ställen angebracht. Rote und goldene Bänder sollten die Wirksamkeit noch erhöhen.
Adventmarkt in Mariazell
Überall stehen offene Feuer zum Aufwärmen an kalten Wintertagen bereit. An etwa 100 Adventhütten werden weihnachtliche Artikel angeboten. Als erstes fallen einem die Devotionaliengeschäfte ins Auge, sie sind allerdings das ganze Jahr über geöffnet. Es gibt Hütten mit handbedruckten Zirbenpölstern (Kissen) mit regionalen Motiven. Natürlich fehlt die traditionelle Handwerkskunst mit Krippen aus Holz, Christbaumkugeln, Engeln, Kerzen, Fensterbildern und Strohsternen nicht. Neben duftenden Schafmilchseifen werden auch Hausschuhe, Handschuhe und Mützen aus Schaffell angeboten. Gestrickte Fäustlinge und Wollsocken aus Schafwolle trotzen der Kälte im Winter. Für Kinder gibt es kuschlige Plüschtiere aller Art.
Weihnachtliche Genüsse
Auch an die weihnachtlichen Genüsse ist gedacht. Am „Wilderer Stand“ werden Hirschbratwurst, Hirschkrainer und eine saure Suppe mit Sterz angeboten. Dazu trinkt man am besten der Jahreszeit gemäß einen Schilcherpunsch oder Glühmost. Blunzengröstl, Engelslocken, Karpfenlocken und heiße Maroni gehören unbedingt auf den Christkindlmarkt, genauso wie Waffeln, Weihnachtskekse und gebrannte Nüsse. Schaumrollen und Schaumbecher, Süßigkeiten aus österreichischen Kindertagen, werden heute noch speziell auf Märkten angeboten. Käse, Speck, Grammeln, geräucherte Würste, Honig, Edelbrände und Liköre kann man auch für zuhause einkaufen.
Kerzengrotte und mechanische Krippe
Zur kurzen, feierlichen Einkehr kann man hinter der Basilika in die Kerzengrotte gehen und dort in aller Stille eine Kerze anzünden – ein schönes Ritual in der besinnlichen Zeit. Die mechanische Krippe am Kalvarienberg lässt einen erstaunt verweilen und versetzt einen in die Kindheit zurück.
Basilika in Mariazell
Die römisch-katholische Basilika in Mariazell ist der wichtigste Wallfahrtsort in Österreich und gehört zu den wichtigsten in Europa. Verehrt wird das 48 cm große spätromanische Marienstatue, die „Magna Mater“ aus Lindenholz. Sie hat mehr als 200 verschiedene festliche Gewänder.
Die Legende der Marienstatue
Magnus, ein Benediktinermönch, wurde im Auftrag des Abts von St. Lambrecht ausgeschickt, um das Hirtenvolk im Gebirge zum Christentum zu bekehren. Er machte sich mit einer kleinen Marienstatue aus Lindenholz auf den Weg. Ein Felsen in der Gegend von Mariazell versperrte ihm am Abend des 21. Dezember im Jahre 1157 den Weg. Er bittet Maria mit einem Gebet, den Weg frei zu machen. Der Felsen spaltete sich und gab den Weg frei. Beim Hirtenvolk angekommen stellte Magnus die Marienfigur auf einen Baumstamm – der heute noch im Gnadenaltar zu sehen ist – und ließ darüber eine kleine Zelle bauen. Das Wunder sprach sich herum und die „Maria in der Zelle“ wurde bald Ziel für Pilger.
Die Heinrichslegende zur Marienfigur
Markgraf Heinrich von Mähren und seine Gemahlin litten bereits längere Zeit so sehr an der Gicht, dass sie bettlägerig wurden. Sie wurden beide in einem Traum vom Hl. Wenzel aufgefordert, Maria um Heilung zu bitten. Wenn sie wieder gesund sind, sollten sie nach Mariazell pilgern und dort aus Dankbarkeit über die Zelle eine Basilika bauen.
Die Ludwigslegende
Der ungarische König Ludwig I. wurde von den Türken mit 8000 Soldaten angegriffen. König Ludwig stand dem türkischen Heer nur mit 2000 Männern gegenüber. Nachdem Ludwig zu Maria betete, die ihm in einem Traum ihre Hilfe versprach. Als er wach wurde, fand er ein Marienbild, auf seiner Brust wieder. Er gewann die Schlacht gegen die Türken. Aus Dankbarkeit ging er mit seinem Heer nach Mariazell und spendete dort das Marienbild sowie Gold und Edelsteine für eine Gedenkkapelle.
Die Pilger haben Mariazell geprägt
Die Pilger heute kommen hauptsächlich aus Österreich, Deutschland und Rumänien. Mariazell mit der Basilika war früher das geistige Zentrum der kuk Monarchie der Habsburger. Maria Theresia wurde in der Basilika gefirmt. 2007 kam Papst Benedikt zu einem Besuch nach Mariazell. Den Pilgern früherer Zeiten verdankt man die Lebzelten – Lebkuchen – und den Magenlikör. Durch den Honiganteil ist das Gebäck lange haltbar, so konnten die Pilger als Beweis, dass sie in Mariazell waren, einen Beweis mit nach Hause bringen. Heute zeigt die Lebzelterei und Wachszieherei Pirker in der Weihnachtsausstellung alles von der Biene. Das fünf Meter hohe Lebkuchenhaus, wie im Märchen bei Hänsel und Gretel, besteht aus 3.000 Lebkuchen, die auf einem Holzgerüst befestigt wurden. Jeden Montag wird das Lebkuchenhaus ausgebessert, da die Besucher oft heimlich kleine Stückchen abbrechen. Nach Weihnachten werden die Lebkuchen an Tiere verfüttert. Bei einer Führung im Stammhaus von Pirker kann man zusehen, wie Lebkuchen in der Schaubackstube per Hand entsteht. Im Verkaufsraum ist es schwer, sich zu entscheiden, was man einkaufen soll: klassische Lebkuchen mit fünf Mandeln, Lebkuchenkonfekt oder Lebkuchenzungen. Dazu hat man eine Auswahl von 50 verschiedenen Schnäpsen.
Mariazeller Magenlikör und Kräuterbitter
„Da die Pilger lange unterwegs waren, war das Essen oft verdorben. Der Magen war schnell ausgerenkt und wurde mit einem Magenlikör oder Kräuterschnaps wieder eingerenkt“, erklärt Walter Arzberger, der heutige Besitzer. Die Likörmanufaktur wurde 1871 gegründet Der Ururgroßvater Cajetan Arzberger hatte die Idee für den Kräuterschnaps, der üblicherweise im Kloster hergestellt wurde, aber in Mariazell gab es kein Kloster. Cajetan Arzberger stellte aus 33 Kräutern einen Magenlikör her. Das Rezept ist seit vier Generationen ein streng gehütetes Geheimnis. Es gibt einen Kräuterbitter herb, ohne Zucker, halbsüß und süß. Der Besitzer des Kramerladens war alt und hatte keine Kinder als Nachfolger. Der Lehrling Arzberger war schlau, er sollte das Geschäft übernehmen. Er hat auch noch um die Hand der Tochter angehalten. Nach dem Kirchgang wurde er mit dem Vater schnell einig. Der Kräuterbitter und Magenlikör wird heute noch unverändert hergestellt.
Kontakt
Tourismusregionalverband HOCHsteiermark, Wiener Straße 46, A-8600 Bruck an der Mur, Tel.: +43-3862- 55020
tourismus@hochsteiermark.at, www.hochsteiermark.at, www.mariazeller-advent.at
Adventstermine
Jagdlicher Advent in Turnau www.turnau.at
Waldweihnacht in Bruck an der Mur www.tourismus-bruckmur.at
Advent in der Kapfenberger Altstadt www.kapfenberg-tourismus.at
Christkindl auf der Burg Oberkapfenberg, www.kapfenberg-tourismus.at
Barbarafeier in Eisenerz www.erlebnisregion-erzberg.at
Weihnachtlicher Zauber im Schloss Pichl www.st-barbara.gv.at
Kinderprogramm, www.mariazeller-advent.at/Kinderprogramm mit Engelpostamt, Adventsbastelstube, Ponyreiten, Lebkuchen verzieren, Modelbahnausstellung
Produkte
Lebzelterei Pirker, Mariazell www.pirker-lebkuchen.at
Kaufhaus und Likörmanufaktur Caj Arzberger, Mariazell www.arzberger-shop.at, www.arzberger.co.at
Apotheke zur Gnadenmutter in Mariazell - Alte Rezepte auf dem Dachboden gefunden, die mit der heutigen Schulmedizin kombiniert werden www.zurgnadenmutter.at
Tipps Restaurant
Wirtshaus Steirereck in Pogusch www.steirereck-pogusch.at
Mooshuben Wirtin am Hubertussee im Halltal www.mooshubenwirt.at (Eigene Fischteiche gute Fischkarte)
Weinerei im ehemaligen Baderhaus in Bruck an der Mur www.weinerei-baderhaus.at
Hangler Huaben, Adventsmarkt mit regionaler Küche www.hangler-huabn.at
Über den Autor*Innen
Gabi Dräger
Wo findet man Gabriele Dräger in den Bergen? Natürlich in einer Alm bei einer Brotzeit., denn Almen mit guter Küche ziehen sie magisch an. Gipfel nimmt sie auch hin und wieder mit. So hat sie einige 5.000er beim Trekking in Süd Amerika und Nepal, bestiegen. Ihre Hochleistung war der Kilimandscharo mit 5.895 Meter. Kultur und Brauchtum faszinieren sie genauso, wie Städte und Kunstausstellungen. Obwohl sie gerne in urigen Berghütten übernachtet ist sie dem Luxus von guten Hotels nicht abgeneigt.